Via Imperii

Aus Ulfs Jakobsweg

Start

Start in Zwickau
Warten auf den Zug in Magdeburg

Jetzt gehts los... 21:30 Uhr startet der Zug nach Halle. In Magdeburg muss ich 3,5 Stunden auf dem nächtlichen Bahnhof warten, bis es weiter nach Berlin geht. Umsteigen und ab nach Eberswalde.

Tag 01

Start in Eberswalde
auch den Schafen ist es zu warm
Warten vor der Kirche in Bernau

Beim Pfarrer in Eberswalde gibt es den ersten Stempel in den Pilgerpass - ach nein den zweiten. Um mehr Seriosität zu suggerieren, hatte ich mir bei meinem Dorfpfarrer den Pilgerpass bestätigen lassen. Ohne Eberswalder Würstchen wandere ich lange durch regensatten Wald. Bald gibt mir die Sonne mächtig einen auf die Mütze und ich habe das Gefühl, im Dampfbad zu stecken. Lobetal durchquere ich nach der Mittagspause und erreiche, mit immer häufigeren Pausen, Bernau.

Ich singe wieder in der Kirche - obwohl mir nicht danach zumute ist.

Die Füße brennen und die Unterkunftssuche gestaltet sich schwierig, da das Gemeindehaus gerade komplett umgebaut wird. Die Touristeninfo hat immer erst mittwochs auf und per Telefon melden die Pensionen und Hotels (alle teuer) Vollbelegung.

Zurück im Pfarramt findet man doch noch eine Möglichkeit und ich darf nach der Posaunenchorprobe im Probenraum schlafen. So warte ich auf einer Bank vor der Kirche, trockne ich meine Füße bei einem leichten Lüftchen ... und entdecke die erste Blase. Der gleiche Zeh wie letztes mal ... sollte den vielleicht prophylaktisch kürzen lassen da es wieder die Vorderseite ist.

Tag 02

Radweg=Pilgerweg
am Zielpunkt der Tagesetappe
mein Hotel

Nach einer guten Nacht, die Bauarbeiter haben mir 6.30 das Hoftor aufgeschlossen, gibt es Frühstück beim Bäcker. Der Weg führt, zum Teil idyllisch, auf dem Panke-Radweg nach Berlin hinein. Zum Teil will die GPS-Route mich quer durch Gärten führen. Einmal hätte ich von einer Brücke springen müssen um ihr zu folgen! Aber meist geht es auf schmalen Wegen die ein Tourist nie finden würde. Mittag gibt es Brot und Wurst aus dem Rucksack während ich in einer Gartenanlage rastete. Endpunkt der Tagesetappe ist am Brandenburger Tor.

Die nun folgende Unterkunftssuche gestaltet sich schwierig. Ein Pfarrer weist mich ab und im nächsten Gemeindehaus ist niemand. Auch alles was ich an der Strecke finde ist voll belegt. Mein Joker Micha, zu Hause am PC, kann auch keine Unterkunft in der Nähe finden. Eine Pension empfiehlt mir von vorn herein die Parkbank. Also genehmige ich mir eine Pizza und ein Bier und dann ab in den nächsten Park. Eine schöne Bank in einer ruhigen Ecke ist schnell gefunden.

Jetzt mache ich mein "Bett" bereit und dann gute Nacht.

Tag 03

Mauerweg
Die erste Jakobsmuschel
Der Garten, Ruheort für Pilger am Tagesziel.

Die Nacht ist unruhig ... auf einer 50 cm breiten Parkbank. Dafür gibt es keine "Besucher" und ich kann unkompliziert um 5.30 starten. Somit habe ich schon ein paar Kilometer hinter mir als 7.00 der erste Bäcker fürs Frühstück öffnete.

Auch heute geht der Weg zuerst über verschlungene Pfade, die durch halb abgerissene Gartensiedlungen eher an Slums erinnern.

Bald lasse ich die Hauptstadt hinter mir und ich werde ein Stück der Strecke an der alten Berliner Mauer entlang geführt ... außer dem Schild erinnert nichts daran!

Durch Eigenheimsiedlungen erreiche ich Teltow, wo man mir in der, eigentlich geschlossenen Touri-Info, einen Stempel für meinen Pilgerpass gibt. Danke nochmals an die netten Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die extra für mich die Touristeninfo aufgeschlossen haben. Der Dienststempel vom Ordnungsamt wäre lustiger gewesen, aber das war ihnen suspekt.

Beim Verlassen finde ich auch das erste Muschelzeichen übersehe aber unterwegs anscheinend mehrere. Das Ziel der ursprünglich für heute angedachten Etappe entpuppt sich als Waldfriedhof, auf dem ich keine Pausenbank finde. Also weiter....

Im nächsten Ort frage ich bei einer Friseuse nach dem nächsten Imbiss und bekomme einen guten Tip. Dafür bittet sie mich um das Nagelkreuz, das ich am Hals trage. Ich verspreche ihr eines zu schmieden und per Post zu überreichen aber sie bittet inständig um das, was ich schon bis Santiago d.C. am Hals trug. Somit erleichtert sich mein Gepäck.

In Saarmund finde ich eine nette Vermietung und kann endlich duschen und meine Pilgerkleidung waschen.

Tag 04

das erste Spargelfeld vor Belitz
Spargel .... oder phallische, heidnische Fruchtbarkeitssymbole?
volle Sonne und kein Schatten
eine Nacht im Schäferwagen steht bevor
Ihr kennt doch Sabinchen, die von einem hiesigen Schuster gemeuchelt wurde?

Wie herrlich - eine Nacht in einem Bett!

Ein Instantkaffee aus dem Rucksack und kurz nach 6 geht es auf den Weg. Die Füße wissen wieder was von ihnen verlangt wird und werden stiller, aber das rechte Knie meldet sich.

Laut meiner Zimmerwirtin ist die Spargelstadt Beelitz üblicherweise das nächste Tagesziel, aber ich nehme dort ein 10.00-Frühstück und möchte weiter bis Treuenbrietzen, wenn ich das schaffe. Gegen 11.00 frage ich, während der Halbstreckenpause (30 min.), die Übernachtung nach und darf kommen.

Dann verschlafe ich das Pausenendeklingeln und starte 12.00 wieder auf den Weg. Dabei lasse ich ein paar Umwege aus und gehe auf dem Fuß/Radweg entlang der Fernverkehrsstraße ... ohne Schatten.

Die Sonne gibt alles, aber einen spanienerfahrenen Pilger kann das nicht schrecken.

Gegen 15.00 erreiche ich den Ortseingang von Treuenbrietzen und finde eine Pension, die über Schäferwagen verfügt, vor. Einen darf ich beziehen und erhalte das Angebot abends mit in die Stadt genommen zu werden. Der Grieche wird mir wärmsten empfohlen und dieses Essen finde ich sowieso lecker ... hoffentlich haben die auch Retsina.

Auf dem Marktplatz treffe ich auf das Sabinchendenkmal (mit Blechlöffel) und fange es für Euch elektronisch ein.

Tag 05

Meine Unterkunft in der Bäckerei Jäger

Eine Nacht im Schäferwagen war sehr schön, da mich das laute Quaken der Frösche nicht stört. Ein gibt ein angenehm umfangreiches Frühstück und dann geht es ab auf den Weg. Da heute ca. 10 km Umweg im Vergleich zur Bundesstraße B2 vorgesehen sind, nutze ich den gut ausgebauten Radweg und habe nur 2 Stunden auf dem Grünstreifen zu gehen. Die Sonne kommt kaum durch, aber es ist trotzdem warm und ich "jauche" ordentlich.

In der Bäckerei Jäger, in Wittenberg, erstehe ich Kuchen und Kaffee und bin pünktlich zur abgesprochenen Zeit an deren Hintereingang. Ich werde von der Bäckersfamilie, Bekannte von mir die ich nur alle paar Jahre treffe, herzlich begrüßt und erhalte ein gutes Nachtlager.

Tag 06

an der Bahntrasse entlang
mein heutiges Quartier

Nach dem Frühstück werde ich noch mit dem Hund der Bäckerei,bis zur Touriinfo an der Schlosskirche begleitet. Dort hole ich mir einen Stempel in den Pilgerpass. Nach 500 Metern des Weges werde ich von einem Mann auf den Sinn des Stempels angesprochen. Dieser stand ebenfalls in der Touriinfo.

Ich marschiere weiter, komme aber nicht richtig in die Gänge. Jede Stunde ist eine Pause nötig weil mir recht warm ist. So habe ich Spanien nicht in Erinnerung ... oder es verdrängt.

Es geht über Felder und lange Zeit an einer Bahnstrecke entlang. Nur schleppend komme ich weiter und suche bereits ab 14.00 Uhr nach Unterkünften. Auch im Netz findet sich nichts am Wege. So wechsle ich, bei passender Gelegenheit auf die B2 und werde wieder zum Straßenlatscher. In Bad Düben wird sicher etwas zu finden sein.

19.00 Uhr und noch 8 km vor der Stadt pausiere ich bei einem Imbiss (geschlossen) und bitte die Leute, die von einem Spaziergang zurückkehren um Wasser. Ein kurzer Schnack und man lädt mich ein, hier zu nächtigen.

In einem Nebengebäude (seit DDR-Zeiten noch nicht vorgerichtet) soll mal ein Hostel entstehen und ich darf mir ein leeres Zimmer aussuchen. Der Besitzer ist Schotte und es gibt einen netten Plausch bei einem Glas Wein im Hof.

Tag 07

Windmühle in Bad Düben
Begegnung am Weg
der Zaun vom Heubetthotel

Die Nacht war ruhig aber sehr warm. Ich starte 6.00 Richtung Bad Düben. Die erste Parkbank in der Stadt ist mein Platz für die erste Rast und ich frage eine Spaziergängerin nach einer Tankstelle - fürs Frühstück. "Weiter Richtung Leipzig aus der Stadt raus." Ist die Antwort, aber da gibt es nichts..... So befrage ich das Orakel Google und muss wieder zurück und 2 km in eine andere Richtung aus der Stadt.

Kaffee und Brötchen tun gut und ich stocke meine Wasser- und Brotvorräte auf. Dann nochmal zurück und weiter auf dem Weg. Über Felder geht es weiter und im kleinen Glaucha sehe ich einen schönen geflochtenen Zaun. Die Besitzerin lädt mich auf eine Pause im Schatten ein und ich erfahre das man hier auch übernachten kann ... im Heubett!

Landhaus Böhm - Schlafen im Heu:
Am Sportplatz 2, 04838 Zschepplin/OT Glaucha
Tel. 034243-29678

So geht es weiter und ich durchquere mittags einen Wald - herrlicher Schatten! Kurz vorm nächsten Ort überholt mich ein Radfahrer und spricht mich an: Dich hab ich doch heute früh in Bad Düben gesehen! Er kommt mit bis zur nächsten Bank und wir haben ein gutes Gespräch über Gott und die Welt. Er ist Hobbyimker!

Ich bin auch heute trotz ordentlich Zucker im Kaffee wieder ziemlich breit, da mir die nötigen Kalorien fehlen. Nach der nächsten Rast verpasse ich einen Abzweig und gehe anstatt zurück, auf der B 2 weiter. In Lehlitz, einem kleinen Örtchen, finde ich eine Pension die mich aufnimmt. Mein Zimmer muss noch vorbereitet werden und so warte ich im schattigen Garten. Die Wirtin bringt mir eine kalte Flasche Bier, der heute abgereiste Gast hat sie im Kühlschrank hinterlassen - und sie reicht sie mir gleich durch. So verkürzt sich das Warten und nach Zimmerbezug und einer herrlichen Dusche, begebe ich mich zum Griechen für ein Nachtmahl. Kalorien - wie ich euch liebe!!

Tag 08

Leipzig ist erreicht
für die Kulturfreaks abgelichtet

6.00 Uhr bin ich schon auf dem Weg. Es ist bedeckt und lässt Regen vermuten. Somit ist es kühl und ich schreite munter aus. Über Feldwege erreiche ich das erste Leipziger Industriegebiet und muss in einem großen Bogen außen herum gehen. Später beginnt die eigentliche Stadt und meine Wanderstöcke rutschen auf den Granitplatten oft ab ... oder klemme fest.

Während einer Trinkpause beginnt der Himmel zu tröpfeln, besinnt sich aber gleich eines besseren. In der Thomaskirche bekomme ich einen Stempel in den Pilgerpass und habe danach etwas mehr Wasser von oben. Die Mittagspause (11.00) bringt mir die volle Sonne zurück während ich dem Pfarrer von Rötha auf den Quatschkasten spreche.

Weiter führt der Weg durch schöne Parkanlagen, z. T. Privatbesitz, bis an den Cospudener See. Hier pausiere ich und lege die Füße hoch. Der Pfarrer meldet sich und mein Nachtlager ist gebongt.

Nun geht es in der vollen Sonne weiter. Ein Wegstück, von 200 Metern, besteht nur aus grobem, lockerem Schotter und schlaucht mich echt. So brauche ich 6 km vor dem Tagesziel noch eine Pause mit hochgelegten Füßen. Als es weiter geht versucht eine junge Mutti mit Kinderanhänger über eine hohe Fußgängerbrücke mit Treppen zu gelangen. Da kommen Erinnerungen an die Spreewaldtour '96, mit Hefts auf. Ich helfe über das Hindernis und beende meine Tagesstrecke vor dem Pfarrhaus in Rötha. Das waren Luftlinie über 40 km - meine Füße sagen das auch.

Tag 09

eine ursprüngliche Schweinezucht mit alter Schweinesorte
Blick übers Feld
das Pilgerzimmer
Die Brüderkirche in Altenburg - neben dem Pfarramt mit Pilgerzimmer

Der Bäcker öffnet 6.00 und so habe ich beim Wanderstart schon gefrühstückt. Der Weg führt mich über Felder und an Seen vorbei. Als ich etwas Strecke abschneide gehe ich lieber neben der Landstraße auf einem abgeernteten Rapsfeld. Der Himmel ist bis mittags bedeckt und ich komme gut voran.

So erreiche ich bald Altenburg und finde, das auf der Internetseite beschriebene, Pilgerzentrum nicht. Auch der Pfarrer ist nicht erreichbar. Also nochmals Pause und dann ab in Richtung Pfarramt. Die Brüderkirche ist offen und ich gehe hinein und singe. Die Damen vom Weltladen geben mir einen Stempel in den Pilgerpass, und ich trinke einen Kaffee. Gleich rufen sie im Pfarramt an und ich darf das Pilgerzimmer beziehen, jetzt kann ich ruhen.

... wenn ich morgen Crimmitschau links liegen lasse könnte ich Schlunzig erreichen und im Pilgerhospital D&D übernachten. Mal sehen.

Tag 10

Hanfpflanzen in Thüringen?
Endlich am Ziel

Eine unruhige Nacht ist vorbei und ich starte in Altenburg. Nur die Marktstände werden aufgebaut, sonst kein Mensch. Es wird gleich gut sonnig und ich gehe ein Stück der B93 uns lasse einen Schlenker des Weges aus. Es geht gut vorwärts und in Gößnitz gibt es vom Bäcker ein Hörnchen. Nach einem Blick auf die Karte beschließe ich Crimmitschau rechts liegen zu lassen und verlasse in Ponitz den Jakobsweg um nach ein paar km Feldweg auf einer kleinen Straße neben der B93 nach Mosel zu gelangen. Die Pausen werden häufiger und länger. Nach ein paar letzten Metern Jakobsweg gehe ich den Mülsengrund entlang. Roland, der mich zum Zug gebracht hat, erwartet mich mit alkoholfreiem Hefeweisbier am Ortseingang von Mülsen. So habe ich mein Ziel erreicht und ca. 360 km in 10 Tagen hinter mich gebracht.

Danke das Ihr mich auf dem Weg begleitet habt. Es war wieder eine gute und anstrengende Zeit mit vielen interessanten Begegnungen.


Ulf's Route des Jacobsweges auf der Landkarte

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Danksagungen

Mein Dank geht an:

  • Birgit, dass du Arthur in der Zeit komplett übernimmst,
  • Michael für die Reaktivierung der Hilfen für den Blog,
  • Roland für die Fahrt zum Bahnhof,
  • und auch an Dich, lieber Leser, für die Wegbegleitung.

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