Camino Del Norte

Aus Ulfs Jakobsweg

Camino del Norte

Ein herzliches Hallo vom
Pilger Ulf!
Diesmal geht die Reise durch den Norden von Spanien.
Wenn du willst, kannst du mich begleiten und in Gedanken dabei sein.

Die harten Fakten für Ulfs Jakobsweg 2022 - FAQ

So sieht das Wegprofil vom Camino Del Norte aus.
Wie lang ist der Camino del Norte?
Die Länge dieses Pilgerweges wird mit 815 bis 850 Kilometer angegeben.
Wo fängt der Camino del Norte an?
Der Camino del Norte beginnt an der französisch-spanischen Grenze in Irún.
Wo endet der Camino del Norte?
Wer hat diese Frage gestellt? Natürlich, wie alle Jakobswege in Santiago de Compostela.
Welcher ist der schönste Jakobsweg?
Der Camino Primitivo (der Ursprüngliche) mit seinen rauen Berglandschaften und unberührten Wäldern wird als der schönste Jakobsweg bezeichnet
Welch wichtige Orte sind auf dem Camino del Norte?
San Sebastian, Bilbao, Santander und Gijon
Durch welche Regionen läuft der Küstenweg?
Die Regionen heißen Baskenland, Kantabrien, Asturien und Galizien.
Wie anspruchsvoll ist der Camino del Norte?
Der Weg selbst, wird als mittleres bis schweres Wegprofil eingestuft und ist körperlich anspruchsvoll. Das Höhenprofil ist speziell zu Beginn und im letzten Abschnitt sehr anspruchsvoll.
Wie lange sollte man für den Camino del Norte an Zeit einplanen?
Die übliche Wanderdauer beträgt fünf bis sechs Wochen.
Ulf verfügt aber nur über vier Wochen Urlaub und wird deshalb erneut als Schnellpilger unterwegs sein.

Ein Service der Schattenredaktion

Meine aktuelle Motivation für den Camino del Norte

  • Rechts vom Weg liegen die steilen Felsküsten und der Blick schaut auf das Meer mit rauschenden Wellen. Der Pilgerpfad passiert uralte Klöster und Kapellen. Das ist er, der Camino del Norte ein echter Geheimtipp unter den Jakobspilgern.
  • Der Pilgerweg schlängelt sich durch Spaniens Hügellandschaft.
  • Diesen Pilgerweg zu gehen bedeutet auch Abgeschiedenheit und Selbstfindung – und gerade diese Ruhe und Abgeschiedenheit ist hier immer noch möglich.
  • Nicht nur dieser unberührte Teil Spaniens mit einem Rücklick auf längst vergangene Zeiten ist hier besonders beeindruckend, nein auch das tägliche Durchhaltevermögen und der Blick auf das Ziel in Compostella zeichnet diesen Weg aus. Dies ist ein Erlebnis, von dem Ulf noch lange zehren und erzählen wird.

Ein Beitrag der Schattenredaktion

Naja, so verklärt sehe ich das nicht,
  • mir gehts immer wieder mal nicht so gut,
  • keine Idee was mir als Urlaub gut tun würde,
  • eine Therapie oder Kur würden mir sicher nicht viel bringen.
  • Vielleicht kann ich ja jetzt besser "hören" bzw. antwortet ER so, daß ich es hören kann ...

Also setzte ich auf Bewährtes, der Camino war ja die Reise meines Lebens.


Warum gerade der Camino del Norte?
  • Ich wollte eine andere Strecke pilgern als vor fünf Jahren (auch in der Hoffnung erst ab Arzúa in die "Pilgerlawine" zu geraten),
  • aber Spanien mußte es sein (die Landschaft, die Menschen, die Pilgerinfrastruktur).
  • Die Via de la Plata wäre letztes Jahr meine Alternative gewesen falls nur der Norden "gesperrt" gewesen wäre (wird aber die Nächste Tour).

Ulf der Pilger

Verpflegung

Paella
  • Der Camino Del Norte ist noch nicht so populär und wird daher weniger stark frequentiert sein.
  • Die Gastronomie auf diesem Weg wird sehr gepriesen. Die baskische Küche ist wesentlich von der Nähe zum Meer beeinflusst, Fischgerichte und Meeresfrüchte sind beliebte Mahlzeiten. Es wird allgemein mehr Fleisch vom Rind als Schweinefleisch verzehrt. In Galicien verzehrt man Meeresfrüchte die im deutschsprachigen Kulturraum kaum bekannt sind, so zum Beispiel Entenmuscheln, Jakobsmuscheln, Schwertmuscheln und Herzmuscheln.
  • Der Weg durchquert folgende Regionen:
    • Baskenland
    • Kantabrien
    • Asturien
    • Galizien

Ein Beitrag der Schattenredaktion

Das Heilige Jahr 2021 und 2022

Kathedrale von Santiago de Compostela
  • Eigentlich fällt das Heilige Jahr auf das Kalenderjahr 2021. Im Heiligen Jahr selbst, fällt der 25. Juli auf einen Sonntag.
  • Spanien war im letzten Jahr lange Zeit für Touristen gesperrt. Deshalb hat Papst Franziskus das Heilige Jahr angesichts der Pandemie bis 2022 verlängert.
  • Zusätzlichen Anreiz bietet dieses Jahr die Kathedrale von Santiago de Compostela. Diese war nach langen Umbauarbeiten teilweise geschlossen und ist nun wieder im vollen Glanz zu besichtigen.

Ein Beitrag der Schattenredaktion

Die Vorbereitung

Gute Planung ist alles
  • Am 1. April geht es wieder auf eine lange Wanderschaft. Die Iberia Fluggesellschaft fliegt mich von Berlin ins spanische San Sebastian, einen Kilometer von meinem Wanderstartpunkt Irun entfernt.
  • Im letzten Jahr hatte die Pandemie leider alle Planung zerstört. Spanien war unbereisbar.
  • Heute sind neue Visitenkarten eingetroffen und alle Flüge sind gebucht.
  • Für meine Wanderstöcke, als Aufgabegepäck, haben die Airlines die Preise ganz schön angezogen. Die Werbepreise der Fluggesellschaften gelten immer nur noch für ein Mini-Handgepäck, nicht größer als ein Schminkkoffer. Aber was will ich mit einem Schminkkoffer? 😂

Ein Beitrag der Schattenredaktion


Das Spain Trevel Health - Formular
  • ist Pflicht bei Einreise mit Flugzeug oder Schiff und muss bei Antritt vorgezeigt werden
  • Es kann maximal 48 Stunden vor Flugantritt ausgefüllt werden.
  • Das Formular zum onlineausfüllen findest Du hier: www.spth.gob.es
  • Flugnummer, Sitzplatz im Flieger und QR-Code der Covid19-Schutz-Impfung (zum hochladen, wird geprüft!) werden auch benötigt.
  • Nach anfänglichen Schwierigkeiten war ich so genervt, das ich lange brauchte um die Angaben zur erst besuchten Region heraus zu finden - País Vasco. Man kann leider nicht zuerst die Stadt heraussuchen und die Region wäre ja dann eindeutig. Also genug Zeit dafür einplanen!

Ein Beitrag des Pilgers

Gepäckliste und was neu ist

 -FFP2-Masken
 -Rucksack ->Ospray Levity (900g!)
 -Wanderstöcke-> Komperdell (die hat mir der Hersteller generalüberholt)
 -Isomatte (Styropor/Alu)-> lt. Aussage der Survivaltrainer von 2004: "wiegt nix, kostet nix, bringt nix" aber mir genügt's
 -Schlafsack
 -Biwaksack
 -Flipflops für abends
 -Wanderschuhe Hanwag
 -Wanderhose (2x?)
 -Fliesjacke (für abends und als Kopfkissen)
 -Regenponcho
 -Windjacke
 -Warnweste(in Spanien abends auf der Straße Pflicht!!)
 -2 Slip
 -2 T-Shirts
 -1 Hemd
 -2 Paar Wandersocken (das 3.Paar hatte ich unbenutzt zurückgebracht)
 -2 Schlauchtücher(1xHals, 1Kopfbedeckung)
 -Löffel
 -dünne Edelstahltasse
 -Papiertaschentücher
 -1/2 Stück Seife
 -1 Einmalrasierer
 -Zahnbürste und Zahncreme
 -Zahnseide
 -Handtuch
 -Hirschtalgcreme
 -2 Kompressen
 -1 Wirkbinde
 -1 Elastische Binde
 -Betaisadonnasalbe
 -Voltaren-, Loperamidtabletten
 -Deoroller
 -Rettungsdecke und Notponcho
 -Sicherheitsnadeln
 -Wundpflaster und Blasenpflaster 
 -Heftpflaster
 -Garmin GPS
 -Stirnlampe
 -Smartphone mit Ladegerät
 -Powerbank
 -spanischer Pilgerpass
 -Stoffbeutel als Handgepäck
 -2 halbliter Wasserflaschen(kauf ich vor Ort)
 -meine Jakobsmuschel (Kupfer)
 -Pilgerfürher Camino del Norte
 -Sprachführer Spanisch
 -Notration Müsliriegel und Instantnudeln

Was ist neu im Pilgergepäck?
  • FFP2-Masken
  • Ein neuer Rucksack Ospray Levity mit einem unglaublich geringen Eigengewicht von nur 900g!
  • Ein neuer Schlafsack.
  • Ein Biwaksack als wasserdichte Außenhülle für den Schlafsack. Der schützt mich vor Nässe und Wind, wenn ich mal unter freiem Himmel schlafen muß.
  • Neue Wanderschuhe, aber wieder das gleiche Modell von Hanwag produziert.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 01 - Die Anreise und die ersten Kilometer nach Pasai Doniban

Es war der richtige Moment, Deutschland zu verlassen.
Iberia

Der Bahnstart in Zwickau war pünktlich! Und ich rattere gen Berlin. Im ICE von Leipzig nach Berlin sitzt ein junger Mann mit Laptop, Tablet und Handy und ein Schreibblock in der Hand - das ist wohl Jonglieren auf studentisch.

Die Wartezeit im Flughafen BER vergeht ohne zu schlafen, aber alles läuft unproblematisch. Nur der Start meiner Maschine hat 30 Minuten Verspätung. Damit wird der Anschlussflug etwas knapp, naja ich hab ihn noch erwischt. In Irun, meinem Startpunkt, regnet und graupelt es und ich bekomme in der Herberge keinen Stempel in den Pilgerpass, die kommen erst 16:00 Uhr.

So starte ich ohne Stempel und gehe mehrfach den falschen Abzweig. Nach einem großen Stück straff bergauf raste ich an einer Kirche und fülle Trinkwasser nach. Der Blick in den Pilgerführer lässt mich Abstand vom Berggipfel nehmen, das wäre mir bei der Nässe heute zu gefährlich und ich nehme die Route an der Bergseite entlang.

Noch eine Pause und das erste Essen des Tages, ein Müsliriegel und dann beende ich halb sieben die ersten 18 Kilometer. In der Herberge Ermita de Santa Ana gibt es nur kaltes Wasser zum duschen. Die Herberge arbeitet auf Spendenbasis, daher ist das irgendwie akzeptabel. Wäsche waschen und ein Bocadillo mit Zielbier beenden den Tag.

Da ich so fertig bin und das Internet schlecht, liefere ich die Bilder morgen nach..... Ein Beitrag des Pilgers

Tag 2 - Von Pasaia nach Zarautz

Die Nacht ist stürmisch und das merkte ich sogar, da an der Wand kräftig Zugwind vorbeizieht.

Mit lateinischer Kirchenmusik geweckt beginnt der Pilgertag in einer recht kalten Herberge. Alle packten schon zusammen, aber meine gewaschene Wäsche ist mehr als nur klamm, also bekommt diese einen Platz außen in der Rucksacktasche beim Regenzeug.

Zusammen mit einem jungen deutschen Pärchen folgte ich einem Briten der eine Frühstücksmöglichkeit im Ort gefunden hat. Warme, mit Schoko gefüllte Croissant und Café con leche.


Bootstaxi
Brandung am morgen
Faro
Ausblicke

Mit dem netten Briten dann ab zum Wassertaxi, das uns für 90 Cent über die Bucht bringt. Gleich geht es gut bergauf und ab und am Leuchtturm, hier Faro genannt, vorbei. Die halbe Strecke nach San Sebastian pilgeren wir - auf englisch quatschend und immer wieder das Regenzeug an und ausziehend gemeinsam. Dann gibt es eine, nur einen Kilometer kürzere Variante, und das ist meine. Dann rein nach San Sebstian in dessen erster Strandbucht die Wellensurfer, trotz 8°C Kälte, ihren Spaß haben. Nach einem Kaffee geht's weiter und die Sonne kommt raus und die feuchte Wäsche darf außen am Rucksack trocknen.


In San Sebastian der erste Strand
und der zweite Strand
Kirchlein am Weg
Abendessen
Blick auf Zarautz

Die zweite Strandbucht strahlt förmlich in der Sonne und gibt, nach steilem bergauf ein schönes Bild.

Lange geht es steil, steinig und matschig weiter. Kurz vor Orio auf Beton sehr steil runter und rauf, läuft der Weg an einem Kirchlein vorbei und die Herberge lacht mich an. Da es aber gerade 15:00 Uhr ist, gehe ich weiter und finde ein leckeres Essen.

Weiter, hinter Orio treffe ich einen deutschen Pilger und wir legen die nächsten acht Kilometer zusammen zurück.

Im Blaiblai-Hostel sprengen wir das übliche Pilgerbudget - das ist aber die 26 € definitiv Wert!

Eine Runde in Flipflops bringt mir dann auch ein ...... Zielbier ein. Ein Beitrag des Pilgers

Tag 3 - von Zarautz nach Arnope

Mein Begleiter
Berge mit Schneegipfel
Zumaia
Albergue

Eine sehr angenehme Nacht ist vorbei und ein Kaffee weckt mich vollends. Dann geht's ans Packen. Meine gewaschenen Sachen sind noch klamm und kommen wieder außen an den Rucksack.

Michael, mit dem ich gestern die letzten fünf Kilometer zurückgelegt habe und ich starten gegen 8:00 Uhr. Nach kurzer Zeit nieselt es etwas und das Regencape schützt auch die letzte Wäsche vor zusätzlicher Nässe.

Im übernächsten Ort, Zumaia, gibt es für uns Apfelkuchen mit Kaffee. Und auch weiter geht es ordentlich bergauf und bergab. Eine Pause zum Wasser nachfüllen überbrücken wir mit einen Schwatz auf deutsch mit einer Pilgerin.

In Deba gibt's Käsepizza und wir starten sofort wieder. Die Fußgängerbrücke ist leider gesperrt. Das bedeutet 2,5 Kilometer Umweg auf ebener Strecke, ohne Anstieg.

...der dann aber folgt. Für mich war die Pizza lähmend (Suppenkoma), aber Michael pusht sie. So kämpfe ich mich weiter auf und ab, aber der Abstand wird größer und Michael verlässt mein Blickfeld. Ich entscheide mich, in der nächsten Herberge Albergue Izarbide Aterpexea in Arnope zu bleiben. Sonst wären es noch weitere zwanzig Kilometer und es ist schon nach 16:00 Uhr. Die Herberge ist durch Reservierungen bereits belegt, aber mein Anblick erweicht den Hospitalero. Er führt mich in das zweite Gebäude, das zur Zeit vorgerichtet wird. Michael steht schwatzend davor und wartet schon auf mich. Er riskiert auch keinen weiteren Kilometer ohne Unterkunft.

Gleich wird das Warmwasser repariert, gewischt und auch die Pizzabestellung erledigt man für uns. Es ist doch recht kühl durch den Wind aber die Sonne ist herrlich! Gleich gibt es Essen und dann ab in den Schlafsack. Ein Beitrag des Pilgers

Tag 4 - von Arnope nach Gernika-Lumo

Startstimmung
oberhalb der Schneegrenze
So gehts auf den Schnee zu
Hugo -Der Radpilger

Wieder ist eine angenehme Nacht vorbei. Gegen 7:00 Uhr stehen wir gemeinsam auf. Der Mexikaner, der sich den 20er Bettenraum mit uns geteilt hat, beginnt gleich mit Frühsport.

Schnell ist alles verstaut und wir trinken einen Kaffee aus einer Kapselmaschine die ordentlich überredet werden muss. Der Start in den Tag ist kalt aber trocken. Gleich beginnt das übliche Auf und Ab mit Matsch und Felsbrocken. Zu dritt und immer mal schnackend legen wir gut vor.

Gegen Mittags ist Markina-Xemein erreicht (die 19 km wären gestern nicht machbar gewesen) und es gibt für mich Kaffee und Bocadillo de Hamon mit Krabbenmajonese. Wir setzen uns zu Hugo, dem Radfahrenden Spanier der die kalte Nacht unter seinem Tarp im Wald geschlafen hat.

Eine Stunde essen und schnacken lassen uns gut wieder auf dem Weg ausschreiten. Einen Ort weiter treffen wir einen Senegalesen der seine Künstlerarbeiten/Schnitzereien verkauft und Michael schwatzt mit ihm. Sein Werbeschild mit einem Pilger mit Maske zeig ich Euch mal.


Pilger mit Maske
am Wegesrand
alte Steinbrücke
Das Tagesziel

Auf dem weiteren Weg gehen Michael und ich häufiger mit großem Abstand. Später falle ich zurück, da wir uns am Tagesziel wieder treffen werden. Da heute die Sonne auch gut dabei war bin ich etwas langsamer. Später führt der Weg über eine alte Steinbrücke und dann wieder steil bergauf. An an einem alten Kloster fülle ich Wasser auf und starte. Langsam sollte es selbstverständlich sein, das weiter steil und lang auf und ab geht.

Den letzten einhundert Höhenmeter Aufstieg und gleich wieder Abstieg ignoriere ich und gehe lieber auf der Straße. Kurz vor dem Ziel ruft Michael an, das die einzige (Jugend-)Herberge geschlossen ist. Wir verabreden uns am Bahnhof in Gernika-Lumo und finden nach kurzer Strecke eine Pension mit Rezeptionsautomaten - hochinteressant. Ein Beitrag des Pilgers

Tag 5 - von Gernika-Lumo nach Bilbao

Der letzte Berg für heute.
Erster Blick auf Bilbao
Baum in Gernika
Baskischer Widerstand
gelegentliche Jakobsmuschel

Dieser Morgen ist nicht ganz so kühl wie die letzten Tage. Gleich nach dem Frühstück geht's erst Mal zum berühmtesten Baum von Gernika.  Das ist ein historischer Sammelpunkt baskischer Identität.

Dann verlassen wir die Stadt auf zum Teil lückenhaft beschildertem Weg. Michael geht voraus und später brauche ich mein GPS um an einem Abzweig den richtigen Weg zu gehen. Das Auf und Ab geht langsam auf die Beine, eine Zeit lang meckert das linke Knie und später fühlt sich der linke Oberschenkel an, als ob heißes Wasser drüber gekippt würde. Da ich das alles ignoriere und weiter laufe geht's nach einer Stunde wieder weg.

Gegen Mittag suche ich eine Bar für einen Kaffee und treffe wieder auf Michael. Schnell noch ein Abstecher in den Dorfladen für Obst, aber Wurst-Brot gibts nicht. Michael geht flux voraus um sein Telefon reparieren zu lassen und ich stapfen in der Sonne bei 18° noch einige Kilometer die Straße entlang. Der Weg führt durch einen Ort, der nach Industriegebiet aussieht.

Noch einmal von fast Meereshöhe auf 450 Meter rauf, und ich kann von oben Bilbao, mein Tagesziel, ausmachen. Jetzt ruft Michael an, daß alle Herbergen voll oder geschlossen sind. Er hat sich über booking.com ein Bett, in einem sonst vollen Hostel, gebucht.

Ich bekomme das letzte und treffe vor Ort auf eine Pilgerin die wir vorgestern schon getroffen haben. Das ist immer lustig. Jetzt noch Essen fassen und dann ins Bett.

Tag 6 - von Bilbao nach Castro Urdiales

In den Morgen
Beachte: one dolor (der Schmerz)
Brücke mit Autogondel
Kletterwand im Tunnel
Dort kommt Grönland
In die Tunnel
Den Kürzeren auf der Straße
Pilgerschwatz
Promenade in Castro

Ein früher Start in Bilbao beschert uns kühlen Morgenwind. Da wir uns bereits am linken Ufer befinden verzichten wir auf die Flussquerung und machen dabei dann doch 4 km Umwege durch die Stadt. In Portugalete geht's darum nicht über die Brücke (mit Schwebebahnautotransport).

Wir genehmigen uns noch einen Kaffee und dann pilgern wir weiter. Jetzt geht das Bergauf- und ab wieder los, wenn auch sanfter als die letzten Tage. Schöne Ausblicke auf das Meer entschädigen für die Mühe und die Sonne scheint uns entgegen. Am Strand von Probeña gibt's ne Pause mit Blick auf das Meer. In dieser Blickrichtung kommt dann nur noch Grönland!

Auf einer früheren Straße geht es nun außen an der Küste entlang und im nächsten Ort auf eine Verbindungsstraße die kaum noch genutzt wird, der neuen Autobahn sei Dank. Diese über- und unterquert man dann x mal, bevor es steil bergab geht.

Beim Verlassen dieses Ortes kommt mir Michael mit zwei deutschen Frauen entgegen, der Weg durch den Stollen ist verschlossen - zumindest ich spare mir so dreißig Minuten falsch laufen. Also jetzt noch über einen kleineren Berg und wir treffen auf die ersten Häuser von Castro Urdiales.

An der Ecke des Gebäudekomplexes ist ein alter Mann, der schon oft in seinem Lebem gepilgert ist. Einmal sogar von Rom nach Santiago. Er malt hier die gelben Pfeile und erzählt, das die hiesige Herberge schon das zweite Jahr in Folge geschlossen ist. Er meint zuerst Covid und nun Hygienemängel. In der dritten Pension finden wir Platz und ab geht's in die Lavanteria um dort Waschmaschine und Trockner zu nutzen.

Mal sehen wo wir heute Abendessen finden. Im örtlichen Supermarkt finden wir fertigen Gemüsesalat, Hartkäse .... und ein Bier - Brot hab ich noch.

Tag 7 - von Castro Urdiales nach Laredo

Wegweiser
Am Tagesziel

Michael möchte seine Füße noch etwas verwöhnen ... äh nee, möchte erst später starten. Also gehe ich allein in die Bar zum Frühstück, kaufe ein Brot für unterwegs und starte.

Es ist spürbar wärmer als die letzten Morgen. Nach der ersten Stunde gibt's die erste Trinkpause. Ich treffe auf deutsche Pilger und wir legen ein paar Kilometer schnackend zurück. In Islares gibt Kaffee und Saft.

Hier kommt jetzt die Wahl der Strecke zum nächsten Ort:

  1. Ein Weg der mit Rucksack lebensgefährlich wäre, wird im Büchlein nur genannt
  2. die offizielle Route über 13 Kilometer
  3. die "Kasperabkürzung" (von einem Pilger der hier lange gelebt hat) sieben Kilometer aber auf der Straße

Das ist meine Strecke. Zwei Kilometer vor dem Ort stößt Michael dazu und wir erreichen ein Restaurant. Bocadillo mit Käse und gebratenem Ei. Dazu alkoholfreies Bier (für die Mineralien) und ein paar Oliven. Ein geniales Mittagessen. Nach sieben weiteren Kilometern kommen wir in Laredo an, eine Stadt an einer Bucht mit einem Strand (mit Promenade und Wohnhäusern) der sich wie bei einen "G" nach innen fortsetzt, ca. vier Kilometer. An der Spitze kann man mit einer Fähre übersetzen. Zum Glück erfahren wir schnell, das die Fähre z.Zt. nur bis Mittags fährt.

Ein Umgehen wäre sinnlos und fast eine Tagestour. So gehen wir ins Nonnenkloster, das eine Herberge unterhält und beenden für heute unsere Pilgerstrecke. Morgen wird's dann evtl. hart, wir versuchen dann Santander zu erreichen das morgen eh das Ziel gewissen wäre. Ein Beitrag des Pilgers

Tag 8 - von Laredo nach Santander

Kloster mit der Herberge der vergangenen Nacht.
Die Fähre
Stinkender Sumpf am Straßenrand
Sanfte Hügel und gutes Wetter
Es regnet

Gut geschlafen! Der Schlafsack ist in der ungeheizten Klosterzelle für mich völlig ausreichend! Gegen 8:00 Uhr werden wir raus gelassen und in der nächsten Bar gibt's den morgendlichen Caffee con Letche'.

Dann geht's vier Kilometer bis zur Fähre, die direkt am Strand anlegt. Am Ortsausgang von Santoña trennen sich unsere Wege. Michael möchte noch diverse Strandwege mitnehmen. Aber ich werde mich entlang unterschiedlicher Alternativrouten hangeln, die auch länger über eine größere Straße führen. Der Einfachheit halber bleibe ich auf der Straße mit gutem Seitenstreifen. Das spart Kilometer!

Gegen 13:00 Uhr lege ich in einer Bushaltestelle die Mittagspause ein: Brot, Choritzowurst und Wasser. Ich stelle meine Uhr auf dreißig Minuten und mache ein Nickerchen.... und wache nach einer Stunde auf. Na denn, weiter geht's.

Es fängt an zu nieseln und nach der nächsten Pause muss das Regencape her. Ich gehe jetzt etwas langsamer und das Kondenswasser hält sich in Grenzen.

Endlich in Somo angekommen klingelt mein Telefon: Michael ist seit einer Stunde hinter mir. Jetzt auch auf der Straße. Ein nettes Pärchen schickt mich um eine gesperrte Straße herum und ich komme zum Fähranleger nach Santander. Natürlich hab ich nicht aufgepasst und die Fährleute können auf meinen 100€ Schein nicht rausgeben. Kein Problem - bezahl am Ziel, im Büro. Klasse Service! Jetzt finde ich die beschriebene Pilgerpension nicht und spreche einen Burschen an....hat natürlich keine Ahnung, findet sie aber auf dem Handy, bringt mich hin und erklärt der Betreiberin, das noch jemand nach mir kommt. Supernett!!!

Jetzt trinke ich Café con leche und warte, dass Michael die Fähre verlässt. Ein Beitrag des Pilgers

Tag 9 - von Santander nach Santilla del Mar

Am Briefkasten
Wegweise
Super Gegend
Santilla der Mar
die Herberge

Ich stehe 7:00 Uhr auf und mache mich bereit. Michael will später starten und sehen wie weit er kommt.

Also verabschieden wir uns mit einem Bon Camino und ich marschieren Richtung Post, finde eine Bar und genehmige mir ein Desayuno (Frühstück). An der Post finde ich keinen Briefkasten. Ein Einheimischer erklärt, dass die Post in alte Schlitze geworfen werden muss - also den Löwen zum Fraß. So gehe ich 7:45 Uhr auf die Piste, lange stadtauswärts. Zwar geht es heute auch ein paar Wiesenwege lang, aber 99% des offiziellen Weges ist Straße. Gegen 11:00 Uhr pausiere ich an einer Bushaltestelle, als ein Franzose vorbei kommt. Wie quatschen auf englisch und gehen gemeinsam weiter. Plötzlich steht auf einem Schild, dass der Weg hier endet - es ist aufs schärfste verboten, die Bahnbrücke zu betreten!

Das wären also acht Kilometer zusätzlich! Jedoch ist hier gleich ein Bahnhof und der Zug kommt in fünfzig Minuten. Ich frage mein Büchlein und - Wer lesen kann ist klar im Vorteil - da steht es auch: Eine Station mit den Zug fahren.

Also zwei Minuten Zugfahrt und weiter geht's zu Fuß. In Santilla der Mar gibt's für mich wieder alkoholfreies Bier und wir quatschen mit einem Canadier und einer jungen Lettin. Dann gehen wir versehentlich die ca. drei Kilometer längere Strecke. Als ich noch fünf Minuten pausiere, geht mein Tagesbegleiter weiter und als ich dann noch einen Abzweig verpasse, komme ich nur mit GPS und dem Hinweis eines netten Autofahrers weiter. Naja, was ist schon noch ein Kilometer mehr.... Ein Beitrag des Pilgers

Tag 10 - von Santilla del Mar nach San Vicente de la Barquera

Was für eine Kulisse.
Schneebedeckte Berge und Strand.
Tunnelblick am Strand.
Susanne beim Fotografieren
und hier ein Foto mit Biedenhänder.

Heute starte ich 7.45, nachdem der Hospitalero noch ein langes Gespräch auf Englisch/Spanisch und ein paar Brocken Deutsch an den Mann bringen wollte. Es ist nicht kalt und die Sonne kommt bald raus. Auch heute geht es erst Mal große und kleine Straßen entlang. In Cóbreces ist das erste Drittel geschafft und ich trinke Cafe con Leche dazu einefrische Birne. Ein früher Start bringt angenehme Pausen. An einer Kreuzung rätseln zwei Deutsche ob sie die rechte oder linke Variante nehmen sollen, ich bringe aus dem Hintergrund noch die Straße ins Spiel und so schauen sich überrast um. Man lacht, schwatzt und geht den gewählten Weg weiter. Vielleicht trifft man sich ja später Mal. Ich entscheide mich fürs Straßenlatschen, und umgehe mindestens 2 Kilometer, die auch auf Straßen gewesen wären. Ca. 12.00 in Comillas gibt's Alkoholfreies Bier

zu dem mir Oliven gereicht werden.

Beim Verlassen des Ortes treffe ich eine junge Österreicherin, Susanne, wir sprechen kurz und gehen den Rest des Tages gemeinsam. Im Gegensatz zu mir scheint sie die Fotos zu lieben... und so gibt denn auch ein paar mehr auf denen sie selbst ist. Aber auch für mich ist der Anblick vom Meer, Strand und gleichzeitig schneebedeckten Berggipfel super!

Direkt am Strand geht es bis zum nächsten Ort - San Vicente de la Barquera - dem Tagesziel. Ein ordentlicher Aufstieg, zumindest nach den Kilometern, lässt mich einen Tunnelblick bekommen und ich übersehen den Eingang zur Herberge. Also eine Runde um die Kirche und ich hätte jetzt gern meinen Bidenhänder dabei - das wäre ein geniales Foto an diesen Mauern! (Anmerkung der Schattenredaktion: Ein Biedenhänder ist ein Schwet. Im normalen Leben trainiert Ulf damit einmal in der Woche Fechten)

Dann finden wir doch den Eingang der Herberge. Die Hospitalera ist super nett, alles ist sauber und freundlich. Nach der Dusche geht's Essen suchen und Michael stößt jetzt zu uns. Nnach dem Essen lässt Susanne es sich nicht nehmen, auf der Nachbarinsel über den Berg den Strand zu besuchen. Ich gehe zur Herberge, das Alter fordert halt seinen Tribut.

Ach ja, wir sollen die Bettwäsche nicht abziehen, ein blinder Mann mit noch mehr Handycaps würde das morgen machen - es ist seine einzige Arbeit! Toll, und die Herberge ist gegen Spende per Donativo! Ein Beitrag des Pilgers

Tag 11 - von San Vicente de la Barquera nach Llanes

Wegzeichen im Gras
ab jetzt in Asturien
Eine Herberge
und abwärts
Blick auf Llanes

Die letzte Nacht war erholsam. 7:00 Uhr raus aus dem Bett und den Rucksack leise aus dem Zimmer tragen. Während des Frühstücks trudeln auch die anderen Pilger ein. Da man in Spanien nur mit einer Scheibe Toast rechnet, biete ich den anderen Brot aus meinem Rucksack an. Gegen 8:00 Uhr geht es auf den Weg nach Compostella. Michael, Susanne und ich entscheiden uns für den ersten Abschnitt der Empfehlung der Hospitalera zu folgen. Nicht so viel Straße und durchs Grüne. Gegen 10:00 Uhr gibt's eine erste Pause mit Cafe con Leche.

Später kommen wir an einer blauen Herberge vorbei. Vor dieser stehen schon die ersten Rucksäcke für die nächste Pilgerbelegung. Am frühen Nachmittag suche ich eine Wasserstelle, ohne jedoch fündig zu werden. So setzte ich mich in den Schatten, esse und trinke. Dann stell ich mein Handy auf fünfzehn Minuten und schlafe tief ein. Michael und Susanne sind weiter gegangen. Ein paar Kilometer später liegt bergab ein Rucksack auf dem Weg. Ich rufe und ein Engländer taucht auf, er schnitzt sich nur einen Wanderstock - alles OK....

Bei meinem letzten Zwischenstopp - Cafe con Leche - komplimentiert mich die Bardame hinaus und palavert auf englisch: Dort hinten, nach dem Kreisverkehr gehst du durch den Tunnel, etwas bergauf und bist schon in zwei Kilometern im Ort. Kaum gehe ich wieder bergab ruft Michael an: Ich bin in der Herberge, genug Platz, ich schlafe erst mal... vierzig Minuten später komme ich an, richte mich ein, dusche und wir suchen uns eine Pizzaria. So lässt es sich trotz Schmerzen in den Füßen gut leben ... Ein Beitrag des Pilgers

Geschichte und Sehenswürdigkeiten von Llanes

Llanes verfügt über einen traditionellen Fischereihafen, der bis heute in Betrieb ist. Eine Gedenktafel erinnert heute in der Stadt an 65 Seeleute aus Llanes, welche die drei Schiffe segelten, die von der Stadt im Jahre 1588 für die Spanische Armada gestellt wurden. Teile der erhaltenen Stadtmauer stammen noch aus dem Jahr 1206, dem Jahr, in dem der Ort von König Alfons IX. die Stadtprivilegien erhielt. Außerdem war Llanes einer der ersten Walfanghäfen außerhalb des Baskenlandes und Skandinaviens.

Ps: Ein Ort mit Geschichte. Ein Service der Schattenredaktion

Tag 12 - von Llanes nach San Esteban de Leces

Kloster San Antolin de Bedon
Anglerparadies
bei der Mittagspause
Maisspeicher
am Wegesrad
ein Maisspeicher
ursprüngliches Tagesziel

Und wieder bin ich als erster wach, drehe mich nochmal im Bett um, bis es endlich 7:00 Uhr ist. Ich mache mich leise fertig. Alle Bars in dieser Stadt sind in der falschen Richtung. Also gehe ich bis in den nächsten Ort fürs Frühstück.

Ich treffe keinen Pilger und schreite gut aus. Gegen Mittag, in Villahormes, gibt es keine Bar und ich setze mich in der Herberge in den Schatten. Ein junger Mann hat sich gerade eine große Kanne Kaffee gemacht und bietet mir an, meinen Becher zu füllen. Er backt hier abends die Pizzas für die Pilger, obwohl er eigentlich als Model arbeitet. Aber wegen einer Depression ist er für ein paar Wochen hier. So setze ich nach einem großen Kaffee und einem netten Plausch den Weg fort.

In Cuerres gibt's ein alkoholfreies Bier. Ich rufe Michael an, er wird wohl in zwanzig Minuten hier vorbei kommen. So gehen wir gemeinsam zum angedachten Tagesziel Ribadesella. Soll ein Surfspot mit echt guten Wellen sein, die Preise sind entsprechend hoch. Da hängen wir lieber noch fünf Kilometer bis San Esteban de Leces an.

Wenn man hier nicht genug trinkt, fehlt das Kühlwasser im Gehirn .... warum sonst sollte Michael auf die Idee kommen nach Santiago auch noch Porto anvisieren zu wollen! Der Fünfzig-Euro-Flug nach Berlin könnte mich nicht locken...

Auf den letzten sechshundert Metern fängt es an zu regnen und Michael sagt: "Eine Herberge im Regen und gleich daneben der Friedhof - so könnte ein Horrorfilm anfangen!". Aber wir finden die Herberge in San Esteban de Leces offen vor, heiß duschen und Füße hoch!

Wenn ich richtig rechne, ist heute Kilometer-Halbzeit Ein Beitrag des Pilgers

Tag 13 - von San Esteban de Leces nach Villaviciosa

Kunst am Wegesrand
Eukalyptuswäldchen
ein Weg zum Strand
Ein ehemaliges Maislager dient jetzt als Wohnung
Zielort Villaviciosa

Ich wache auf und bin irritiert - die Füße schmerzen nicht, sind aber noch da! Das Frühstück ist ungewohnt üppig, nicht nur ein Toast sondern ein richtig großes Brötchen.

Heute starten wir gemeinsam auf den Weg, aber beim ersten Abzweig Richtung Strand kann Michael nicht widerstehen. Ich kämpfe mich also erst mal allein weiter durch Morast und Steine, auf und ab. An einem Zaun haben die Pilger auf Brettern ihre Herkunftsorte eingetragen. Der Besitzer des Grundstückes lockt Dala aus Russland auch diese auf einem Brett fest zu halten.

Im nächsten Ort gibt's 11:00 Uhr erst Mal noch einen Cafe con Leche. Ein junger Mann, aus der letzten Herberge, kommt dazu, bestellt einen Salat: "Weißt Du was Ei heißt?" Ja, ja,ja das könnte ich mir merken!

Nach einer Stunde Pause gehe ich weiter und treffe Michael beim Kaffee holen an. Kurzer Schwatz mit den Anderen und ich gehe weiter. Oben auf einem Berg ist ein Rastplatz (Füße hoch) und ich werde eingeholt. So gehe ich in Begleitung von Michael und Nacho ins Tal und wir erreichen Villaviciosa.

Michael und ich gehen in eine Herberge, waschen unsere Wäsche und suchen eine Pizzaria fürs Abendessen.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 14 - von Villaviciosa nach Gijon

Abzweig des Camino Primitivo
Der erste Blick auf Gijon
keine Herberge, nur ein Schickeria Gartenrestaurant
Alte Kirche in Gijon

7:00 Uhr aus dem Bett, alles packen und dann auf die Suche nach einer Bar fürs Frühstück. Die meisten haben noch geschlossen. Als ich in der ersten, die offen war, einen Cafe con Leche bestelle, antwortet die alte Dame hinter der Bar in gutem Deutsch. Sie wäre im Ruhrpott aufgewachsen....

Ich melde Michael per Telefon meinen Frühstücksplatz und trinke, als er dann kommt, noch einen zweiten Kaffee. Auf dem Weg aus der Stadt treffen wir auf eine Gruppe von vier älteren Französinnen und gehen gemeinsam ein Stück. In Casquita ist eine kleine Kapelle, vor der eine Traube Pilger steht. Hier zweigt der Camino primitivo ab. Und es ist die letzte Möglichkeit, vor den vierhundertfünfzig Metern Anstieg, Wasser zu fassen!

Ich singe in der Kapelle und wir brechen auf zum Anstieg. Der ist echt hart, zeitweise auf sehr felsigen, schotter-und matschgefüllten Wegen. Dann wieder auf recht glatter Asphaltstraße, so daß meine Wanderstöcke oft abrutschen. Leider gibt es am Pass keinen freien Blick für ein Foto.

Auf dem Weg abwärts entscheide ich mich für eine markierte Abkürzung: Steiler, aber für meine Stöcke griffiger. Ich treffe an der einzigen Bar im Tal auf Michael und bestelle mir ein alkoholfreies Bier, das sofort da war. Mein Bocadillo-Bestellung dauert viel länger und ist qualitativ vom Typ: ...naja... Der Barmann sieht mir nicht nach Spanier aus und freundlich ist er auch nicht. In meiner Fantasie stelle ich mir so die Geldwäsche der osteuropäischen Mafia vor.

Der nächste Anstieg läuft sich leichter, es sind ja auch nur reichlich 200 Meter. Abwärts bekommen wir den ersten Blick auf Gijon, unser Tagesziel (noch 9 km). Der Weg schlängelt sich durch Bungalowsiedlungen der Schickeria. Wir verpassen ein Wegzeichen und müssen einen Umweg gehen. Die einzige Pilgerherberge in der Stadt finden wir mit der Beschriftung El Pellegrino, aber die Rezeption sieht verlassen aus. Dafür gibt es im Garten einen Restaurantbetrieb, in dem nur feine Leute sitzen. Unsere Nachfrage nach Übernachtung wird barsch abgelehnt und wir werden stehen gelassen. Nach einiger Suche im Netz finden wir die billigste Unterkunft mit 80 € fürs Zweibettzimmer! Aber was soll's, keine andere Möglichkeit...

Vor Ort sieht es nach Baustelle aus. Aber das betrifft nur die Fassade und das Treppenhaus. Schöne, heiße (Gemeinschafts-) Dusche und dann eine Schale Partytomaten. Jetzt fühle ich mich wieder besser.

Da die Füße immer schmerzen, erwähne ich das hier nur mal am Rand......

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 15 von Gijon nach Salinas

Blick zurück auf Gijon
verschönerter Wegweiser
durch Industriegebiete
Zusammentreffen mit Susanne
heute geschlossen
im Surferhostel

Der Morgen ist trüb und alle Bars zu. Ich frage eine Spaziergängerin mit Hund nach einer Bar. Die einzige Bar, die kommt, wäre schlecht. Sie bringt mich fünfzig Meter zurück und sagt: Die macht in vier Minuten auf. Ich schreibe Michael und beginne mein Frühstück."

Er kommt und wir gehen gemeinsam durch ein schmutziges Industriegebiet. dann geht's bergauf und wir gehen ein Stück mit einem Spanier. Nach dem nächsten Dorf bin ich etwas langsamer als die beiden.

Bei Kilometer siebzehn nehme ich die erste Bar für einen Cafe con Leche. Die Pause tut gut und in sieben Kilometern kommt dann ja auch Avieles, unser angedachten Tagesziel. Michael möchte sich gern die berühmte Prozession ansehen. Falls kein Schlafplatz zu finden ist, sind dann noch sechs Kilometer bis zur nächsten Herberge.

Die Wegführung in und durch die Stadt ist furchtbar! Erst werde ich auf einen Kilometer Umweg geschickt, nur um am französischen Billigsportgeschäft vorbei zu kommen, dann verlieren sich die Wegweiser in der Innenstadt. Natürlich ist die überfüllt, wegen der anstehenden Prozession und ich brauche das Navi, um irgendwie (2 rechts, drei links und umgekehrt), den richtigen Weg wieder zu finden.

Eine kurze Pause mit Brot und Wurst hebt die Moral kaum über Meeresniveau, da ruft Michael an. Ich habe ihn scheinbar irgendwo überholt. An einer Kreuzung mit Bar stoppe ich, um auf ihn zu warten. Dann schreibt Michael, dass er einen kürzeren Weg mit dem Navi sucht- wir treffen uns in der Herberge in St. Martin.

Ich gehe weiter und kämpfe mich den, dann wieder ausgeschilderten Weg, auf und ab. Da die Herberge zwei Kilometer abseits liegt, frage ich nach dem Weg: Natürlich weiter bergauf!

Als ich von weitem die Kirche mit der Herberge sehe, ruft jemand, auf einer Mauer sitzend und mit beiden Armen winkend: "Uuullf!" Michael kann es nicht sein - falsche Kleidung. Als ich ankomme, sitzt dort Susanne und ruft mir zu :"Geschlossen!" Ich setze mich dazu, trinke etwas und schreibe es gleich Michael. Zwei Minuten später ist er da.

Erst nochmals großes Hallo wegen des unerwarteten Zusammentreffens, dann gemeinsame Suche im Internet. Die Hotels (auch die mit 3 und mehr Sternen) in der Nähe sind alle voll. Aber Michael findet ein Surferhostel und ruft gleich an. Noch Platz! Nachteil : zwei Kilometer in die falsche Richtung. Das Hostel ist super, klein und der Betreiber echt nett. Kochen ist zwar nicht, aber nach der Dusche werden wir schon was finden! Ein Beitrag des Pilgers

Tag 16 von Salinas nach Soto der Luiña

spanische Telefonmasten
Ziegenherde am Wegesrand
Pilgerbrücke
Mittagspause
da runter und mehrfach wieder hoch
Ruhebank hier dringend nötig
und weiter bergauf

Ich liege schon lang wach bis ich endlich 7:00 Uhr aus dem Bett klettere. Milchbrötchen aus dem Rucksack und entkoffeinierter Kaffee aus der Küche. Zu dritt starten wir und finden im nächsten Ort eine Bar, die gerade öffnet. Noch ein Cafe con Leche und wir sitzen und quatschen viel zu lang. Bei trübem Wetter geht es weiter und bald weg von der Straße. Auf und ab erreichen wir gegen Mittag Soto del Barco und queren die Bucht mittels Brücke mit winzigem Fußweg. Dann erreichen wir nach einem weiteren Aufstieg Muros de Nalón und kaufen am Markt Brot und Obst, um auf einer Parkbank eine längere Pause einzulegen.

Auch heute fällt die Mittagspause zu lang aus. Weiter geht es wieder hart auf und ab, die Sonne gibt auch alles. Dann führt der Weg steil bergab, an einem Campingplatz vorbei und wieder steil aufwärts. Unter zwei Autobahn Brücken durch und wieder auf und ab. Ich mache an der Bank mit dem Pfeil noch eine Pause mit Brot und Wurst. Also weiter bergauf!

Ich lasse die beiden anderen hinter mir und kämpfe mich weiter. Lang steil bergab erreiche ich Soto der Luiña. Das Hostel ist voll. Aber die Herberge ist groß. Zum Abendessen bestellen wir Pizza, da es kein Restaurant und keine Kochmöglichkeiten gibt. Die Pizza wird aus unserem Startort geliefert und ist gut und günstig! Netter Pilgerschwatz beim Abendessen.

Nachtrag: Das Reiben das ich den ganzen Tag an der linken Fußsohle hatte brachte mir die nächste Blase....aber so weit ist es ja nicht mehr....

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 17 von Soto der Luiña nach Chanson de Canero

die Wächtergans will uns verjagen
ist nicht mehr weit, was denkt Ihr
auf und ab im Eukalyptus
Bäume sprengen den Felsen
der hat uns heute schon überholt

Ich liege schon lange wach und fange 7:15 Uhr an, mich leise fertig zu machen. Als "Frühstück" genieße ich den Rest Schokolade von gestern. Es dauert ganz schön, bis die anderen wach sind. Wir starten als Vorletzte.

Dar Weg führt uns von der Straße weg und wieder hin... hätte man sich sparen können! Also beschließen wir, den nächsten Schlenker auszulassen, der auch echt steil ist und nehmen lieber die Straße. Dann kommt der Abzweig: entweder bis auf 600 Meter rauf oder näher an die Küste ran? Eindeutig Richtung Küste! Im nächsten Ort finden wir eine Bar für Cafe con Leche und Kuchen als Frühstück. Als wir (nach viel zu langer Pause ) aufbrechen wollen, kommen vier deutsche Pilger. Da ist ein Schwatz nicht zu umgehen.

Dann endlich unterwegs kann man zwischen verschiedenen Wegen wählen. Zuerst gehen wir von der Straße ab um bergab und bergauf die Straße wieder zu erreichen. Und nicht nur einmal!

Zur Mittagspause treffen wir einen Hallenser und gehen gemeinsam weiter. Beim nächsten Abzweig lasse ich die anderen rechts abgehen und trete weiter die Straße. Ich brauche mal wieder (m)einen festen Gehrhythmus! Am ursprünglichen Tagesziel hole ich mir ein alkoholfreies Bier und treffe auf eine Holländerin und eine Deutsche, die ich von der letzten Herberge kenne. Die helfen beim Biervernichten und gehen dann weiter. Ich warte auf die anderen meiner Gruppe und die Pause dehnt sich aus. Jetzt fehlt nur noch Susanne. Michael ruft für uns im sieben Kilometer entfernten Chanson de Canero die Herberge an, genug Platz. Ich informiere Susanne, dass hier alles voll ist, aber in der nächsten Alberge die Unterkunft gesichert .

Und weiter geht es auf der Straße. Mal rechts mal links hält uns das Muschelzeichen von der Straße fern. Aber irgendwann kommen wir doch an die Herberge! Hier gibt es sogar für 13 € ein Pilgermenü!

Nach einer heißen Dusche wird das Pilgermenü bestellt - super. Susanne hat sich Zeit gelassen, da ja alles geklärt war und stößt nun dazu, während Michael noch den Strand besucht.

Während ich dies schreibe, höre ich die Schlafgeräusche der anderen ... das lockt mich auch. Ich hoffe, Ihr könnt meine Selbstbeherrschung würdigen, diesem Konzert nicht sofort meine Stimme anzuschließen!!! Ein Beitrag des Pilgers

Tag 18 von Chanson de Canero nach Navia

ein muslimischer Friedhof aus dem Bürgerkrieg
in die Stadt runter und drüben hoch
durch den Nebel
Pause an einer Kirche
jetzt nicht noch sieben Kilometer

Mist, falsches Bett gewählt! Das Notlicht scheint mir in die Augen. Aber mein "Hat" (Kopfbedeckung), zusammengelegt und wie ein Stirnband über die Augen, wirkt Wunder.

Der Tag startet trüb und es geht... natürlich erst Mal gut bergauf. Und wir werden immer wieder in Bogen mal rechts, mal links neben der Straßen entlang geführt. Unsere kleine Gruppe läuft sich wieder auseinander. Dann müssen wir doch noch über einen Berg, an dem die Nebelwolken hängen. Es wird so feucht, dass das Regencape aufgetragen werden muss. Bergab beginnt es dann auch noch richtig zu regnen. Michael und ich beschließen, die nächste Bar aufzusuchen, aber die lässt auf sich warten. Als sie dann doch kommt, werden wir mit großem Hallo von der Schweizerin empfangen.

Nach Cafe con Letche und einem Bocadillo starten wir zu dritt in den Regen. Einige Kilometer weiter passieren wir eine Kirche mit wind- und regensicherem Vorbau. Wir warten eine halbe Stunde, aber weder Regen noch Wind ändern sich. Als wir weiter wollen, kommt Thomas aus Halle und dann auch Veronika wieder dazu... und deren Pause muss ja auch noch gehalten werden!

Weiter durch Matsch, nasses hohes Gras und und hoch und runter kämpfen wir uns bis Navia, einem Hafenort, durch. Das war unser minnimalstes Ziel. Veronika geht in die Herberge. Aber wir vier anderen wollen noch zehn Kilometer weiter... nach einem Caffee con Leche. Wir brauchen lange, um uns zu motivieren. Da das Wetter sich nicht ändert und einer schon zittert, beschließen wir, eine Pension im Ort aufzusuchen, anstatt 18:15 Uhr noch einmal zu starten. Die Pension ist schnell gefunden und es sind noch zwei Zweibettzimmer frei. Bei einem Preis von fünfzehn Euro pro Person ist das super!

Es gibt jetzt noch die Idee, dass einer nochmal einen Kilometer zurück in die Herberge geht, um mit Waschmaschine und Trockner den nächsten Tag vorzubereiten. Aber es gibt nen Waschsalon um die Ecke...noch besser! Eine Wetterapp sagt, es wird wie heute und eine sagt kein Regen. Wir werden später abstimmen, welche wir als richtig deklarieren. Die wenigen Tageskilometer von heute bedingen morgen wieder fünfunddreißig als Tagespensum um Ribadeo, die erste Stadt in Galicien zu erreichen.

Jetzt sitze ich in der Bar und warte bei einem Bier auf die Waschsalondelegation. Da bringt mir der Wirt ein Stück Brot und ein kleines Schälchen Erbseneintopf mit Schinken. Einfach genial - die haben echt ein Herz für die Pilger!!!!

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 19 von Navia nach Ribadeo

Wetter am Morgen
über die Brücke nach Galicien

Wir haben uns für 7:30 Uhr zum Frühstück verabredet. Somit ist heute ein zeitiger Start in Sicht. Der Kellner in der schicken Bar spricht ein paar Worte deutsch und wir haben beim Essen viel Spaß. Dann 8:00 Uhr starten wir bei bedecktem Himmel OHNE Regen!

Nach der üblichen Wegführung von der Straße weg verpassen Michael und ich einen Abzweig und sind wieder auf der Straße, die aber laut Kellner einen breiten Streifen für Radler und Fußgänger hat. Wir beschließen, die Straße zu nehmen und damit auf und ab sowie Schlangenlinien, immer wieder über die Straße, auszulassen.

Bald bin ich schneller unterwegs und wir gehen getrennt. Es bleibt trotz Wolken trocken und manchmal scheint sogar die Sonne durch. Nur der Wind bläst ordentlich. Nach zehn Kilometern mache ich bei einem Cafe con Leche eine Pause und Michael kommt dazu. Auf dem weiteren Weg gehe ich wieder vor, wähle aber die Straße. So vergehen die Kilometer und nach weiteren 10 setze ich mich in einer Bushaltestelle bei Brot, Wurst und Wasser für fünfzehn Minuten auf eine Pause.

Ich lasse einen größeren Schlenker in Tapia de Casriego aus und pausiere dafür. Als ich die Straße verlassen will, um Richtung Ribadeo abzubiegen, ist Michael plötzlich vor mir. Er hatte eine kürzere Route gefunden. So finden wir gemeinsam über kleine Sträßchen den Fußweg auf die Brücke nach Ribadeo. Ca achthundert Meter lang führt sie über die Bucht und wir betreten Galicien. Eine Herberge ist schnell gefunden und während Michael ein Nickerchen macht, schreibe ich bei einem Zielbier (obwohl es erst 15:30 Uhr ist) den Blog. Nach dem Autor meines Pilgeführers sind es keine 200 Kilometer mehr bis Santiago! Ein Beitrag des Pilgers

Tag 20 von Ribadeo nach Mondoñedo

Blick aus der Herberge
Beim Verlassen der Stadt
mal Regen und mal Sonnenschein
Der Blick täuscht, es geht weiter auf und ab
unsere edle Herberge

Wahnsinn, was für ein Frühstück! Mal so richtig viel. Michael und ich verabschieden uns von Susanne, deren Zeit auf dem Camino zu Ende ist. War eine super Kameradschaft! Aus der Tür raus und der Blick nach rechts verheißt nichts Gutes - die Berge von gestern sind regenverhangen und kaum zu sehen. Aber vom Meer ist die Sonne im Kommen. Also durch die Stadt den Bergen entgegen und diese hinauf! Unterwegs nieselt es etwas und das Regencape kommt zum Einsatz. Aber schnell hört es auch wieder auf. Heute ist Michael schneller und zieht mir davon.

Gegen 10:00 Uhr mache ich mit Brot und Choritzowurst zehn Minuten Pause an einer Bushaltestelle. Dann geht's wieder bergab, an einer geschlossenen Kirche vorbei und wieder hoch. Bei mir läuft's heute wie angestemmt. Kurz vor 12:00 Uhr nach sinnlosem Auf und Ab, das auf über fünfhundert Metern einhundert Meter Dorfstraße umgeht, muss ich nochmals lang und steil bergauf.

Oben angekommen, sitzt Michael in einer Pilger Bar. Seit zwanzig Minuten. Ich hole mir ein alkoholfreies Bier und einen Cafe con Leche. Hier treffen wir auch zwei Radfahrerinnen, die in Namibia leben und hier Urlaub machen. 12:20 Uhr brechen wir auf und, wer hätte das gedacht, haben bereits die ersten siebzehn Kilometer (Tageshalbzeit) hinter uns.

Nach kurzem regnet es stärker und wir legen nochmal zehn Minuten Pause unter Bäumen ein. Die fangen den Seitenwind gut ab. Gegen 16:30 Uhr treffen wir in Mondoñedo ein und nutzen die erste Herberge. Fünfzehn Euro, aber echt edel! Ein Beitrag des Pilgers

Tag 21 von Mondoñedo nach Vilalba

Heute nur sanfter Aufstieg für mich
Der heutige Startpunkt ist schon außer Sicht.
Könnte im Dschungel sein?

Während der letzten Rucksackkontrollen im Gemeinschaftsraum packen zwei junge Spanierinnen, die schon in der letzten Herberge waren, ihre Sachen. Sie fragen, wo der Weg weiter geht? Hier kann mein Pilgerbüchlein helfen. Es gibt zwei Varianten:

  1. Auf drei Kilometern über 500 Meter steil bergauf und dann 150 wieder runter (der neue offizielle Weg)
  2. Auf sechzehn Kilometern 400 Meter gleichmäßig hoch (der alte offizielle Weg)

Ich entscheide mich für Weg Nummer zwei, obwohl er vier Kilometer länger ist. Michael ist fünfundvierzig Minuten eher an dem Punkt, an dem beide Wege zusammentreffen. Als ich den höchsten Punkt erreicht habe, pausiere ich im Buswartehäuschen für zehn Minuten.

Als ich dann Abadin (nach Tortilla und Cafe con Leche) verlasse, entscheide ich mich dafür, an der Straße zu gehen - das macht aus den verbleibenden einunzwanzig Kilometern nur noch achtzehn Kilometer. Damit hätte ich meinen Umweg wieder rausgeholt. Noch zwei mal fängt es an zu tropfen und ich packe das Regencape aus. Kaum angelegt, hört es beide Male auf.

Beim Passieren der öffentlichen Herberge in Vilalba, die außerhalb im Industriegebiet liegt, rufe ich Michael an und frage, ob er hier untergekommen ist. Er ist fünfzehn Minuten vor mir und sucht gerade die Herberge. Als ich eintreffen, werde ich vom Hospitalero mit Vornamen begrüßt! Super nett und ausgestattet. Die beiden Spanierinnen hatte ich schon überholt, aber sie haben vorgebucht. Ich bekomme das letzte freie Bett!

Jetzt werden es richtig viele Pilger, da morgen die magische 100 Kilometer bis Santiago-Marke überschritten wird. Das ist die Mindestpilgerstrecke, um zu Fuß eine Compostella zu bekommen. Das kann ja heiter werden mit der Herbergenbelegung!

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 22 von Vilalba nach Miraz

schöne alte Pflasterstraße
Blick am Morgen
Kilometer 99 bis Santiago
Steinhaufen noch 100 Km

Der Morgen ist kühl und der Himmel wolkenverhangen. Nach einem Cafe con Leche in der Bar starten wir durch. Man sieht den Atem in der Luft, also ein HAT um den Hals und weiter. Bei einem Telefonat geht Michael voraus.

Nach mehreren Überquerungen der Straße gibt's noch mal Kaffee. Der Pilgerweg geht wieder hin und her über die Straße und ich bleibe lieber gleich auf dem Asphalt. Scheinbar wurde die Wegführung zu den Angaben im Buch verändert. Dort kommt sie nicht zur Straße zurück. So stapfe ich im Wind weiter und erreiche kurz vor Mittag Baamonde. Ich kaufe Brot und Wurst, da sehe ich Michael in den Laden schauen. Wir trinken noch einen Cafe con Leche und ich esse den Rest meines alten Brotes. Eine ältere Frau aus Frankreich gesellt sich zu uns. Die kannten wir bereits aus der letzten Herberge. Michael glänzt wieder mit seinen Sprachkenntnissen. Sie ist vor Tagen auf den glatten Felsen gestürzt, man sieht das Veilchen noch deutlich. Jetzt hat sie auch noch Schmerzen im Bein. Darum beendet sie ihre Wanderung für heute und wartet, bis die Herberge öffnet.

Wie gehen weiter und kommen zum ersten Wegweiser, der weniger als einhundert Kilometer bis Compostella ausweist. Ein paar Meter vor dem Wegweiser, hat jemand einen Steinhaufen für die 100 Kilometermarke aufgetürmt.

Noch ein bisschen weiter gibt es eine Abkürzung, die aber noch zweiunddreißig Kilometer bis zur nächsten Herberge bedeutet. Das wählen wir ab. Da wir ab jetzt zwei Stempel pro Tag im Pilgerpass benötigen, halten wir bei einem alten Steinmetz inne. Der hat ein richtiges Siegel mit Siegelwachs und drückt diesen in unsere Creditencial, auch mal was neues!

Bei Tageskilometer fünfunddreißig biege ich in die Herberge ein. Michael möchte noch ein paar Kilometer weiter. So beziehe ich mein Bett und lasse Luft an meine schmerzenden Füße.

Ein Beitrag des Pilgers

Wortbedeutung

Café con leche
HAT?
  • neuartiges Kleidungsstück, sowohl Hals- als auch Kopfbedeckung
Cafe con Leche?
  • Kaffee mit Milch
Kaffee?
  • Kaffee ohne Milch
Credencial? ( Credencial del Peregrino)
  • wörtlich ein Beglaubigungsschreiben
  • Der Pilgerausweis, in dem die Stempel jedes Ortes mit Datum eingesetzt werden, um den Wegverlauf zu dokumentieren.
Herberge?
  • Aus dem ahd. heri für Heer und berga, einer Ableitung des Verbes bergen, also „Bergung, Unterkunft für das Heer“.

Ein Service der Schattenredaktion

Tag 23 von Miraz nach Boimorto

in Miraz beim Start
Kloster Sobrado
Wenigstens kein Dauerregen

Ich erwache 6:00 Uhr - spät für meine Verhältnisse. Jetzt erst Mal das große Licht an und die gesamte Herberge ist wach. Das heißt: Ich bin wach, denn ich war hier allein!

Da die Bar erst 8:30 Uhr öffnet (Hospitalera: "7:30 Uhr ist doch noch Nacht!") gibt es nur Brot mit Wurst und Wasser dazu. Gegen 7:00 Uhr bin ich unterwegs. Da es die ganze Nacht geregnet hat, bin ich in voller Ausstattung gestartet, d. h. auch mit Regenhose. Nach einer Stunde ist die mir aber zu warm und es nieselt jetzt nur noch. So kommt sie wieder in den Rucksack.

Der Nieselregen kommt fast waagerecht und das Regencape genügt. Nur ist es recht kalt. Nach reichlich zwei Stunden komme ich an einem Bushaltestellenhäuschen vorbei. Regencape runter und eine Pause mit Brot und Wurst.

Beim Weitergehen ist mir noch kälter als vorher. Gegen 11:00 Uhr komme ich an der ersten Bar vorbei und trinke einen Cafe con Leche. Hier sitzen vier Pilgerinnen an einem Tisch und wir SCHWATZEN, bis ein Amerikaner kommt, den ich gestern gesehen und heute überholt habe. Er setzt sich zu mir und das Aufwärmen wird bei einem Schwatz noch besser.

Wir starten gemeinsam, aber ich bin doch schneller - er ist auch zehn Jahre älter und hat Ärger mit einem Knie. In Sobrado Dos Monxes kaufe ich noch ein Brot und trinke ein alkoholfreies Bier.... und bekomme einen Stempel in meinen Pilgerpass. Eigentlich wollte ich hier übernachten aber zehn Kilometer schaffe schon noch.

Zwei Mal verlasse ich den offiziellen Weg um jeweils einen unsinnigen Bogen zu vermeiden (1km Ersparnis) und bleibe auf der Straße. In Boimorto nehme ich die öffentliche Herberge. Groß, sauber, heißes Wasser. Diese wurde laut Pilgerbüchlein für 1,5 Millionen gebaut aber es gibt in der Küche nicht mal Töpfe! Ich bin heute der erste für diesen Tag, mal sehen ob es so bleibt. Also Duschen und Wäsche waschen.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 24 von Boimorto nach Santa Irene

Pilger überall
Die Herberge vom letzten Mal hat geschlossem

Auch diese Nacht war ich allein in der Herberge. Also 7:00 Uhr Licht an und aus dem Bett. So bin ich 7:30 Uhr auf dem Weg in die Stadt. Die zweite Bar hat geöffnet und ich frühstücke.

8:00 Uhr weiter an einem trüben Morgen mit wenig Wind und ohne Regen. Nach zehn Kilometern erreiche ich Arzua und bin damit auf bekanntem Terrain. Hier vereinigen sich der Camino del Norte und der Camino Frances. Der Camino primitivo ist schon früher dazu gestoßen. Man merkt es deutlich an der Pilgerzahl! Kaum einmal kann man nach vorn oder hinten sehen, ohne das Pilger im Blick sind. Nach einem feierlichen Caffee con Leche geht es weiter. Ab jetzt kommt auch die Sonne öfter durch. Gegen 12:00 Uhr genehmige ich mir das übliche alkoholfreie Bier. Beim Weitergehen schwatze ich ein wenig mit einer Deutschen. In Salceda möchte ich gern dieselbe Herberge nehmen wie beim letzten Mal. Leider ist diese geschlossen, die Betreiber haben durch Covid letztes Jahr wohl aufgeben müssen. Also weiter.

Zwischen Cerceda und Santa Irene finde ich ein Bett in einer Herberge. Zum Glück muss ich heute also nicht bis Santiago - das wären sonst fast 50 Kilometer.

Ich teile mir das Dreibettzimmer mit einer älteren Dame aus Ungarn, die sehr gut englisch spricht. Also habe ich einen netten Schwatz beim Zielbier. Und das schon vor 15:00 Uhr!

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 25 Santa Irene nach Santiago de Compostella

der Morgen
Hier gabs schon beim letzten Mal einen Cafe con Leche
Die Stadt ist erreicht
Die beiden Spanierinnen sind ganz ausgelassen.
Am Ziel
Ziel mit Michael
Die Pforte des heiligen Jahres ist geöffnet.


6:30 Uhr vibriert mein Telefon...endlich muss ich nicht mehr liegen bleiben! Ich trage schleichend meine Sachen in den Gemeinschaftsraum, um meine Zimmergenossin nicht zu wecken. Schnell bin ich fertig und stehe 7:00 Uhr, beim Öffnen, vor der Bar. Zum ersten Mal gibt's auch Eier und Schinken! Gut gestärkt starte ich auf die letzten dreiundzwanzig Kilometer. Es ist kühl und neblig. Aber ich schreite fast leichtfüßig aus. Es scheint, dass mich Santiago heute förmlich ansaugt.

Gegen 10:00 Uhr gibt's den nächsten Cafe con Leche und ich bemerke, dass ich bereits über zehn Kilometer hinter mir habe. Jetzt treffe ich auch auf immer mehr Pilger. Es gibt hier und da einen Schwatz auf Englisch. Ich treffe einen, der auch schon nach Rom und Jerusalem gepilgert ist! RESPEKT!!! Auf einmal erkenne ich immer mehr Orte wieder: Hier war doch der Hund, der Fressnapf und Futter selber tragen musste. Dort kommt gleich der Campingplatz.... und immer so weiter.

Als bergab mein erster Blick auf Santiago fällt, winkt mir eine junge spanische Frau von einer Steinbank entgegen - sie hatte bereits in Ribadeo und die zwei Nächte danach dieselbe Herberge. Die Freundin, mit der sie unterwegs war, hat heute den Bus genommen. Wir starten gemeinsam für die letzten drei Kilometer und treffen die Freundin dann in der Stadt. Vorbei an allerlei Souvenirläden und der Bettlerin, die schon vor fünf Jahren am letzten Torbogen kniete, betreten wir den Platz vor der Kathedrale. Die Mädchen quieken vor Freude und auch ich habe diesmal ein Hochgefühl! Ein paar Fotos und gute Wünsche und ich marschiere zum Pilgerbüro.

Vor dem Eintreten bitte QR-Code scannen und die Angaben selbst eintragen ... das gab es letztes Mal auch nicht! Bitte eine Nummer ziehen - na das kann ja dauern! Aber meine Nummer wird sofort aufgerufen. Kein Schlange stehen. Als ich meinen Pilgerpass vorlege, wechselt der junge Mann gleich ins deutsche und erklärt, dass er an der WHZ in Zwickau studiert. Großes Hallo!

Mit der Compostela im Rucksack gehe ich in die Bar vom letzten Mal für mein Zielbier. Gerade als ich Micha in Mülsen informiere, kommt Michael auf mich zu. Sein Hostel ist zehn Meter weiter auf der anderen Straßenseite. So finde ich gleich meinen Schlafplatz für die nächsten drei Nächte. Jetzt noch ein gemeinsames Foto vor der Kathedrale und dann durch die Pforte, die nur im heiligen Jahr geöffnet ist, hinein. Danach streifen wir noch ein bisschen durch die Stadt und halte Ausschau nach einer passenden Restauration für heute Abend.

Die nächsten Tage werde ich ich noch etwas durch die Stadt streifen und es mir gut gehen lassen. Da ich den Heimflug nicht verpassen möchte, gehe ich nicht nach Finisterre.

Wenn ich wieder zu Hause bin und alles ein wenig gesackt ist, werde ich sicher noch ein paar Zeilen schreiben.


Ein großes DANKE! an alle, die mich im Geiste begleitet haben,
  1. vor allem der Schattenredaktion
  2. dem JuPfa, dass ich so viel Urlaub am Stück nehmen konnte
  3. Birgit, dass Du in der Zeit Arthur vollständig übernommen hast
  4. Michael mit dem ich die meisten Tage unterwegs war - es war eine super Kameradschaft!
  5. und nicht zuletzt Gott für alle Bewahrung

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 26 in Compostella (wo sonst?)

Aktuell

Michael geht noch nach Finisterre
Mein Pilgerpass
Ankommende Pilger liegen sich in den Armen. Die Freude ist ansteckend.
Die Kathedrale vom Hostelgarten aus.

Am morgen bringe ich Michael noch zum nächsten Wegweiserstein, der nach Finisterre. Er hat noch Zeit und möchte bis Finisterre und evtl. Muxia gehen. Wir verabschieden uns und wollen in Deutschland mal an einem Wochenende ein Stück Jakobsweg gemeinsam gehen.

Ich gehe den halben Kilometer in meinen Flipflops wieder zurück und frühstücke.

Dann ab auf den Platz vor der Kathedrale! Da kommt mir die Ungarin jubelnd entgegen und umarmt mich. Sie sucht das Pilger Büro, ich bringe sie hin. Dann beginnt der erste Rundgang durch die Souvenirläden, den ich wegen Regen abbreche und ein wenig in Bett liegend abwarte. Ein größerer Rundgang durch die Stadt bringt dann die angedachten Andenken.

Auf dem Rückweg sehe ich vor der Kathedrale wieder viele Pilger die sich um den Hals fallen, tanzen und singen - diese Freude steckt echt an!

Ein Beitrag des Pilgers

Hallo Pilger, isses noch weit bis Compostella?

Blöde Frage! Ich bin am Ziel! Nach 828 (in Worten achthundertachtundzwanzig) Kilometern!
  • Es sind noch 0 Kilometer Wegstrecke zurückzulegen.
  • Bisher wurden durchschnittlich 33 Kilometer pro Tag zurückgelegt.
  • Das erfordert eine durchschnittliche Pilgerstrecke von 0 Kilometern pro Tag, für die restlichen 2 Pilgertage nach Compostella.
Die Erkenntnis des Tagesः
  • Nur noch 0 Kilometer bis Santiago!
  • Das sind so um die 0 Schritte bis Santiago!

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Ein Service der Schattenredaktion

Tag 27 - Compostela und die Pilger

Spät, als ich schon schlief, ist eine ältere Frau noch in den Raum eingezogen....und hat gleich die Fenster geschlossen. In der Nacht wurde ich wach, als sie sich von einem der freien Betten eine zusätzliche Decke geholt hat. Obwohl es mir schon richtig warm war, hab ich das Fenster zu gelassen und lieber nur ein Bettlaken als Decke genutzt.

Gegen 7.00 bin ich dann aufgestanden und habe nach einer Bar zum Frühstück geschaut - mal in die andere Richtung. Vor dem noch geschlossenen, Pilgerbüro standen drei deutsche Männer und warteten das geöffnet wird. Da die Schilder mit dem QR-Code und der Internetadresse noch nicht da standen, habe ich ihnen die Webadresse gegeben und, da sie kein Englisch und Spanisch konnten, beim Ausfüllen geholfen. Obwohl auf der Seite stand, dass 8.00 geöffnet wird, passierte nix. Wir haben schön Erfahrungen ausgetauscht. Sie hatten am 17.4. auf dem Camino Primitivo richtig viel Schnee....! Mann, hatte ich Glück!

Ich habe nach dem Frühstück den ankommenden Pilgen zugesehen und ein paar ratlos schauenden den Weg zum Pilgerbüro gezeigt. Dann brauchte ich ein Andenken, das nicht so leicht zu finden war. Mittags habe ich zwei Stunden geschlafen und beim Rundgang Thomas, David und Veronika beim Essen angetroffen, die mich gleich rangewunken haben. Dann gab's noch einen gemeinsamen Stadtbummel und wir haben uns für's Abendessen verabredet.

Im Hostel hab ich später alles für den Flug vorbereitet - also Akkus, Impfnachweis und die leere Wasserflasch ins Handgepäck; Taschenmesser in den Rucksack. Alles so bereitgestellt, dass ich früh leise raus komme. Auf dem Weg zum Treffpunkt höre ich ein herrliches Sächsisch und werde von einem Paar aus Fraureuth an den Tisch gebeten. Ein klasse Pilgergespräch folgt ... Zum Glück war ich eine Stunde früher als verabredet aufgebrochen. Als Regen einsetzt lösen wir die Runde auf und ich bin rechtzeitig beim Abendessen.

Eine Regenpause nutze ich dann und gehe schnell zum Hostel. Das Wetter war, wie jeden Tag, sehr unterschiedlich und keine Vorhersage annähernd zutreffend.. Die Meteorologen haben hier bestimmt keinen guten Ruf!

Bilder gab's heute leider keine ...

Tag 28 - Heimflug

Ein Service der Schattenredaktion

Gästebuch

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Ulf Leipoldt's gewanderte Route des Jakobsweges auf dem Camino Del Norte 2022

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