Via de la plata: Unterschied zwischen den Versionen

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==Tag 19 - von Salamanca nach El Cubo de la Tierra del Vino==
==Tag 19 - von Salamanca nach El Cubo de la Tierra del Vino==
====aktuell====
====aktuell====
Alle stehen gegen 6:30 Uhr auf... In einem winzigen Raum mit 4 Männern sind zwei Betten noch frei. Zum Glück kann ich die Heizung heimlich ausschalten!
Ben, der nette Franzose, und ich starten gemeinsam Richtung '''Churrería'''. '''Churros''', eine typisch spanische Teigware, wird durch eine Maschine gepresst und dann frittiert. Wir sind auf dem Weg zur einzigen Bar, die schon ab 5:00 Uhr geöffnet hat. Der Spanier, der schon mehrere Nächte mit uns das Zimmer geteilt hat, gesellt sich dazu. In der absolut winzigen Bar, nur 4 Quadratmeter für Gäste, ist es kaum möglich, sich durchzudrängen. Während ich auf meine Bestellung warte, scheint sich jemand an meinem Rucksack zu vergreifen! Ha, da gibt es nur Zigarillos und Fußcreme! Aber ich drehe mich rechtzeitig um! Ohne Hirschtalg wäre es für mich echt hart.
Als ich mit Ben die Stadt verlasse, trennen sich unsere Wege. Er möchte heute nur 16 Kilometer gehen, und Sonntags ist für ihn Ruhetag. Das ist mir nicht fremd, mir wurde 2017 gesagt, ich müsste den Sonntag heiligen. Aber für mich ist das Pilgern ein "Beten mit den Füßen". Während ich dies schreibe, kann ich die Tränen kaum zurückhalten... der Camino ist eben 'speziell'!
Ich entscheide mich, heute fast ausschließlich auf der Straße zu gehen. Der Pilgerführer warnt vor Schlamm nach Regentagen. Nach 16 Kilometern mache ich eine Kaffeepause und sehe dann den "Originalweg" wieder. Walter, der ist echt der Hammer, versucht gerade, ein knietiefes Schlammloch, das von Traktoren hinterlassen wurde, zu durchqueren! Ich hatte die bessere Wahl getroffen - die Pilger des Mittelalters haben auch selten den schwersten Weg bevorzugt!
Auf der Straße fließen die Kilometer ineinander über, und ich komme an die Stelle, wo der Pilgerführer "Haftanstalt" vermerkt. Yep, hätte ich mir auch so gedacht!
So viele Scheinwerfer gibt es nicht einmal in einem Stadion!
Kaum ein paar Kilometer weiter treffe ich auf einen Mann mit Sporttasche und Einkaufsbeutel... sicher muss er eine Haftstrafe antreten. Er sagt mir, dass es noch zwei Kilometer bis zu meinem Zielort sind. Ich sage: '''No, cuatro!''', und er antwortet: '''Dos Kilometros, Gloria Jesús de Nazareno'''... so würde ich es schreiben.
Nach ca. drei Kilometern erreiche ich mein Tagesziel. Im Ort verpasse ich den Hinweis zur Albergue und gehe weiter bis zum nächsten Schild. Fehlanzeige!!! Verschlossen! Eine alte Frau sagt: '''Cerrado''' (geschlossen) und verweist mich zurück. Ich finde die einzige Herberge im Ort und bekomme das letzte Bett!
Jetzt, nach einer Dusche, wird mir bewusst: Dies ist die teuerste Massenunterkunft bisher! Aber ein richtiges Handtuch und Bettwäsche sind nicht zu verachten!!!! Auch hatte ich ja eine Flasche '''Vino Tinto''' und Blauschimmelkäse noch von gestern im Rucksack.
Ansonsten ist das Gehen auf der Straße monoton... oder meditativ... je nach Blickwinkel.


==Hallo Pilger, isses noch weit bis Compostella?==
==Hallo Pilger, isses noch weit bis Compostella?==