Via de la plata: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:2 Pilgerbrücke mitten im Nichts.jpg||thumb|lef| Pilgerbrücke mitten im Nichts ]]
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Gegen fünf Uhr dreißig werde ich von einem rhythmischen Geräusch geweckt, das sich wie "Taktaktaktak" anhört und sich viele Male wiederholt. Als ich nachschaue, werde ich freundlich von drei scheinbar südamerikanischen Arbeitern begrüßt, die gerade ihr Essen für den ganzen Tag vorbereiten. Ich entscheide mich, den Unterschied zwischen einer Axt und einem Messer nicht zu erklären und lege mich noch einmal hin.
Gegen sieben Uhr verlasse ich die Herberge in Richtung Bar. Dort sitzt bereits eine Holländerin, und später gesellt sich noch ein Franzose dazu. Der Himmel bietet einen atemberaubenden Anblick! Zunächst geht es entlang der Straße, bevor ich nach rechts durch die Pampa abbiege. Bald beginnt es sporadisch zu nieseln, und ich ziehe mein Regencape heraus. Anfangs kann ich es immer wieder zurückklappen und die wunderschöne Umgebung gut sehen. Dann wird es feuchter, und schließlich setzt ein ordentlicher Regen ein. Ich gehe etwas langsamer und schwitze nicht so stark. Doch dann kommt ordentlich Wind auf, und meine Hosenbeine sind so nass, dass das Wasser in meine Schuhe läuft. Der Kapillareffekt saugt trotz meiner Outdoorhose das Wasser fast bis zu den Hosentaschen hoch. Meine Hände sind kalt, und der Wind wechselt ständig die Richtung!
Als ich den nächsten Ort erreiche, sehne ich mich nur noch nach einem trockenen und warmen Ort. Meine Augen fixieren ein Tankstellenschild (ungefähr siebenhundert Meter entfernt), und ich stapfe bei einigen Autos entgegen dem Verkehr darauf zu. Eine Einfahrt zuvor entdecke ich eine Bar mit einem Schild, das verdächtig nach Hostel aussieht. Es ist elf Uhr fünfundvierzig, und ich habe bereits zwanzig Kilometer zurückgelegt.
Bei einem Kaffee mit Kuchen werde ich gefragt, ob ich auf dem Camino bin. "Si!", antworte ich. Ich schaue mich um und frage nach einer Herberge. "Tranquilo!", sagt man mir und bedeutet mir, dass ich hier unterkommen kann. Bei diesem Wetter entscheide ich mich gegen die geplanten nächsten fünfzehn Kilometer und beziehe stattdessen ein Zimmer mit eigenem Bad.
Ich wringe meine Kleidung aus und krieche erst einmal zum Aufwärmen ins Bett. "Morgen ist auch noch ein Tag, und das Wetter soll wieder besser werden!"
Nach zwei Stunden Schlaf bin ich angenehm warm, und die Dusche nimmt die nassen Kleider auf. Vor der Tür höre ich Englisch mit deutschem oder niederländischem Akzent... Pilger in voller Montur! Und endlich hat auch der Regen aufgehört!
'' '''Tranquilo''' ist ein spanisches Wort, das im Deutschen "ruhig" oder "entspannt" bedeutet. Es wird oft verwendet, um jemanden zu beruhigen oder ihm zu versichern, dass alles in Ordnung ist. In diesem Zusammenhang könnte es bedeuten, dass man sich keine Sorgen machen soll, da die Unterkunft verfügbar ist und alles in Ordnung ist.''