Ich bin dann mal weg - Spanischer Teil

Aus Ulfs Jakobsweg
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Europäische Jacobswege

Pilgern nach Roncesvalles (Tag 68)

Unterwegs
In Spanien

Schon vor 6.00 trage ich alles in die Küche und packe. 6.00 Frühstück und einige kommen in Hektik. So starte ich 6.30 aus St. Jean PdP. Schnell geht es bergauf und einige die gestern Abend zusammen saßen machen ihre Späße als ich an ihnen vorbei gehe. Mit einem netten Holländer komme ich ins Gespräch und wir gehen den Berg gemeinsam hinauf. Es ist sehr steil und lang aber schnell gewöhne ich mich daran. Den Grenzübertritt bemerken wir nicht obwohl wir die Augen offen halten...also gibt es das erste Foto in Spanien erst später.

Bergab ist es steil und wir machen im Windschatten die erste Pause. Der Rest der Tagesstrecke geht schnell und überraschend früh ist Roncesvalles erreicht. Einchecken im Refugio, Essen buchen und Wäsche waschen.

Morgen werde ich live über die Tagesstrecke entscheiden.

Pilgern nach Arre (Tag 69)

Jakobsmuschel als Verkehrszeichen
Pilger von hinten

Sehr früh fangen einige Pilger eine laute Unterhaltung an und dann beginnt das Packen. So stehe ich auch auf und mache mich fertig. 7.00 beginnt im Restaurant das gute und umfangreich Frühstück. So starte ich heute mit Eddo dem Holländer und wir kommen gut voran. Der Weg ist noch etwas steil aber nicht so lang. Wir werden von vielen gegrüßt mit denen wir auch gestern gesprochen haben. Es sind wirklich viel mehr Pilger als in Frankreich unterwegs!

Bei einer Pause sehen wir die Greifvögel in der Thermik aufsteigen. Mittags gibt es Kaffee und Bocadillo (belegte Brote). Wir gehen weiter und finden in Arre ein Refugio in einem ehemaligen Pilgerhospitz mit Eingang durch die Kirche. Morgen sind es noch 4 Kilometer bis Pamplona!

Pilgern nach Muruzábal (Tag 70)

Stadtmauern von Pamplona
Auf dem Bergkamm von Puerto del Perdon
Abendhimmel

Heute gibt es mal wieder ein Frühstück beim Bäcker ... sehr lecker! Auf der kurzen Strecke dahin gibt es schon mal den ersten Regen seit langem. Beim Aufbruch ist es aber schon wieder vorbei. Schnell war Pamplona erreicht und die hohen Stadtmauern, mit ihren Wehranlagen, sind schon beeindruckend. Auf dem Rundgang, vom Pilgerbüchlein empfohlen, kommen wir auch an der Stierkampfarena vorbei. Auf dem großen Platz finde ich endlich eine Postkarte für Arthur - mit einem Motiv vom "Stierlauf" durch die Stadt. Zum Glück gibts dieses Spektakel erst nächsten Monat.

Das Verlassen der Stadt zieht sich ganz schön in die Länge. Im nächsten Ort gibts dann etwas Obst und eine Pause. Die Zahl der Pilger, zu Fuß und mit Fahrrad, ist wirklich größer. Über Feldwege geht es noch immer mäßig bergauf und ab. Dann setzt der Regen ein und es ist interessant welche Regenkleidung so zum Einsatz kommt. Es wird aber nicht sehr matschig und wir können gut weiter.

Nachdem der Regen beim Betreten eines Dorfes endet machen alle einen Stop mit Kaffee. Eine französische Gruppe hat ein Begleitfahrzeug und tafelt groß auf.

Dann geht es gut bergauf und die Kombination feuchte Luft und Sonne geht zusätzlich etwas an die Kräfte. Auf dem Bergkamm von Puerto del Perdon gibt es einen schönen Ausblick. Dann steil und steinig bergab dauerte es noch bis zum nächsten Dorf aber wir wollen noch etwas weiter. So kommen wir nach Muruzábal wo es nur eine Herberge gibt. Aber die ist klein und super luxeriös - mit Pool und Fahrrädern falls man in die Stadt möchte. Eine lustige Gesellschaft und super Essen beendet diesen Tag.

Pilgern nach Estella (Tag 71)

Bergspitze am Morgen
Ohne Worte
Auf dem Weg

Nachdem ich sehr früh aufgewacht bin schaue ich nach den Wetter ... es nieselt. Ich frühstücke und die Anderen kommen langsam auch dazu. So starten alle nach und nach und wir gehen in einen noch bedeckten Morgen. Aber schon bald gibt die Sonne ihr Bestes und das Wasser auf der Haut kommt von innen. In einem schönen Städtchen verpassen wir das Caffee und pausieren darum später. Trotzdem geht es gut voran und Estella hält für uns eine Herberge bereit.

Nach einer Dusche wird die Stadt erkundet und ein Restaurant für das abendliche Pilgermenü ist schnell gefunden, obwohl die Empfehlung des Pilgerführers geschlossen ist.

Pilgern nach Torres del Rio (Tag 72)

Suchbild: Bathseba am Brunnen - zwei Fehler sind zu finden
Berge am Weg
Frühstück

Start ist heute zu dritt, da Keith mit uns auf bricht. Wir gehen zur Weinkellerei "Bodegas Irache" die einen Wasser-/Weinbrunnen hat. Hier können die Pilger Wasser oder einen guten Schluck "Vino Tinto" kostenlos tanken. In weiser Voraussicht habe ich Blauschimmelkäse gekauft. Brot hatte ich aus einer Laune heraus zu viel geholt, damit ist für uns drei das Frühstück gesichert.

Auf dem weiteren Weg geht bei mir die Stimmung runter und ich falle zurück. Die anderen warten noch einmal aber später verlieren wir uns. So kämpfe ich mich allein weiter und pausiere an einem fahrenden Stand. Nach drei Kaffee und einem "bocadillo queso" schlafe ich 1/2 Stunde und die Welt ist wieder in Ordnung. So geht es allein weiter und ich singe auf freier Strecke.

In Torres del Rio gehe ich in eine Herberge und genieße den Rest des Tages.

Pilgerfrühstück

Beim Lesen des heutigen Berichtes hat sich bei der Schattenredaktion folgendes Bild im Kopf gespiegelt:

Wir drei Männer starten heute gemeinsam. Nach kurzer Abstimmung lenken uns die ersten Schritte zur Weinkellerei "Bodegas Irache". Dort gibt es einen Zapfhahn für "Pilgerwasser" und einen Hahn für "Regionales Wasser". Das Zapfen dauert etwas länger als geplant, da jeder nur an der linken Seite auffüllen will. Auch die Thermoskanne aus dem Pilgersack wird randvoll gefüllt, viel trinken ist hier überlebenswichtig.

Um nicht erst einen Bäcker suchen zu müssen, habe ich bereits gestern reichlich Brot und Käse gekauft. Wir lassen uns zum Frühstück auf einer alten Bank nieder.

Nach der Frühstückspause machen wir uns auf den Weg, aber mir fällt alles so schwer und ich falle zurück. Die anderen warten noch einmal aber jeder hat mit sich selbst zu tun. Wir verlieren uns aus den Augen.

So kämpfe ich mich allein weiter und pausiere an einem Stand, der immer im Kreis fährt. Nach drei Kaffee und einem "bocadillo queso" schlafe ich ein und als ich erwache ist die Welt wieder in Ordnung. Meine Kumpels sind weg, so singe ich noch paar Lieder und in der nächsten Herberge genieße ich den Rest des Tages.

Pilgern ist genial. (So stellt sich die Schattenredaktion den heutigen Pilgertag vor, es kann aber auch ganz anders gewesen sein.)

Übrigens, Bathseba war nicht am Brunnen, sondern trank mit David Wein. Solche kleinen Fehler lassen wir heute aber mal durchgehen. :-)

Pilgern nach Navarette (Tag 73)

Sonnenaufgang
Navarette

Nach einem kleinen Frühstück breche ich 6.30 auf und gehe in einen schönen Morgen. Unterwegs treffe ich viele vom Vortag und freue mich über die bekannten Gesichter. Ich komme gut voran da die Sonne noch mit den Wolken zu kämpfen hat. Mittags bei der Pause in Logroño spricht mich eine Frau auf deutsch an ob ich in der Kirche gesungen hätte.... So sitze ich noch etwas bei dem Dreigenerationenteam und wir tauschen Pilgererfahrungen aus. Dann nehme ich das letzte Drittel des Tages unter die Füße und komme gut in Navarette an. Pilgerherberge beziehen, einkaufen und das Restaurant für abends finden...

Pilgern nach Cirueña (Tag74)

Ab jetzt gibt es mehr Entfernungsangaben.
Am Weg
Ein kräftigendes abendliches Pilgeressen.

Heute ist die Nacht für mich wieder früh zu Ende. Da ich aber gestern Abend gut vorgearbeitet habe, kann ich mit wenigen Handgriffen das Zimmer verlassen. Ich frühstücke ausgiebig und bin 6.30 auf dem Weg.

Heute hat es mehrere Pfähle mit Entfernungsangaben am Weg. Im Laufe des Vormittags treffe ich einen Franzosen mit dem der Weg fortgesetzt wird. Wie ich später erfahre hat er jetzt ZWEI(!!!) Jahre Auszeit hinter sich und will eine technische Idee umsetzen die gut für die Umwelt ist.

Gemeinsam pausieren wir, wobei er sich von mir zum alkoholfreien Bier überreden lässt. Es ist echt warm und gegen Nachmittag gehen wir in Cirueña in eine private Herberge. Alles sehr einfach, aber das Abendessen aus den Holzschalen ist super und ich bekomme sogar ... Knoblauch!!!

Pilgern nach Belorado (Tag 75)

Am Morgen
Ich betrete Kastilien

Nach einem umfangreichen Frühstück starte ich mit Alex, dem Franzosen, in einen schönen Morgen. Es geht gut voran ... aber die Sonne wird schnell stärker. Trotzdem kommen wir gut voran, aber in keiner Bar ist ein frischer Orangensaft zu bekommen. So geht es immer weiter bis wir mittags vor einer Kirche eine Pause einlegen. Ich esse während Alex mit einer jugoslawischen Französischlehrerin einen Plausch hält (er hat einen jugoslawischen Vater).

Gegen 14.00 kommen wir in Belorado an und nehmen die zweite Herberge. Später erkunden wir die Stadt, finden ein Restaurant mit einheimischer Küche für abends und besuchen die Kirche. Natürlich bekommt der Pfarrer meine Singen mit und bittet um Teilnahme an der abendlichen Pilgerandacht. Wir sagen zu und er bittet mich spontan(?) um ein Lied. Danach schwatze ich mit einer Pilgerin aus Siegen und auch sie singt auf dem Weg....

Das "Menu Pelegrino" im Restaurant ist sehr gut wobei ich wieder Pilger der letzten fünf Tage treffe. So ruft denn das Bett dann auch sehr laut obwohl die Anderen derweil schon die Matratze behorchen ... 20 Pilger in einem Raum...

Pilgern nach Atapuerca (Tag 76)

Wie in Amerika
Pilger am Tagesziel
Pilgerunterkunft

Ein früher Start mit Frühstück aus dem Rucksack bringt einen Besuch im nächsten Restaurant für einen Kaffee. Der Tag ist trotzdem wie angestemmt und es ist sehr warm. So kämpfe ich mich durch Auf und Ab und das Tagesziel muss wegen der Komplettbelegung um ein paar Kilometer weiter verschoben werden.

Am Ziel gibts große Wäsche und einen Schwatz mit deutschen Pilgern. Einer ist in Zittau gestartet ... hat aber von Chemnitz bis Freiburg den Zug genommen, so bin ich der "Rekordhalter".

Pilgern nach Burgos (Tag 77)

Eine spanische Garage
Diesmal ist es kein Schnee
Die Kathedrale in Burgos

Nachdem ich in der Nacht einen bösen Krampf in der Wade hatte ist der heutige Tag sehr anstrengend. So ist es gut das, ich wegen des angekündigten Regens, nur eine kürzere Strecke vor mir habe.

Der Weg ist zuerst bergauf sehr steinig und später nur noch Asphaltstraße. Nach Burgos hinein geht es sehr lang durch ein parkartiges Gelände. Angekommen an der Kathedrale bekommen wir Zugang zu einen eigentlich verschlossenen Teil "no tourist" ... sehr interessant!

Vor der Herberge ist eine Pilgerschlange aber noch ist Platz. Nach einer Suppe falle ich förmlich ins Bett und gehe 17.30 schnell die Vorräte aufstocken und etwas richtiges Essen. Mal sehen was der morgige Tag bringt.

Pilgern nach Hontanas (Tag 78)

Heute mein Ziel Hontanas

Auch heute sind wieder viele frühzeitig am Packen. So esse ich mein Frühstück aus dem Rucksack und dann geht Alex noch einen Kilometer mit, bis er zur Busstation abzweigen muss. Der Abschied ist herzlich und ich soll ihm vom Ende des Weges eine Email schreiben.

Ich gehe weiter, ein paar Kilometer mit einem Deutschen und einem Amerikaner. Dann fängt es der Vorhersage gemäß mit Regnen an und die Regenausrüstung bekommt einen nächsten Test. Es regnet zum Teil richtig stark und der Wind gibt schon mal richtig Gas. So trotte ich mit nassen Füßen durch den aufgeweichten Weg bis ich unter einem riesigen Vordach einer Kirche eine Pause mache. Eine junge Spanierin(?) deren Regenjacke zerfetzt ist, bekommt meine Notjacke und mit einem jungen, vor Kälte klappernden, Asiaten teile ich mein Pausenessen.

Dann geht es im Regen weiter bis Hontanas. Ich beziehe die Herberge und als meine Regensachen und Schuhe am Trocknen sind gibt es Torilla im Brot und Kaffee. Jetzt scheint auch die Sonne.

Pilgern nach Fromista (Tag 79)

Heute gibt es super Wetter.
Herberge in Fromista
Straße mitten durch die Klosterruine
Der höchste Punkt heute.

Nachdem auch heute einige sehr früh packten bin ich doch im Bett geblieben, ich hab ja Zeit. So umgehe ich den Andrang beim Frühstück und kann mich zu kürzeren Etappen zwingen. Trotzdem bin ich vor 7.00 auf dem Camino.

Das Wetter wird gut, auch nicht zu heiß, und ich komme nicht ins Schwitzen. Ich nehme einen Kaffee in nächsten Ort (10 km) und treffe dabei wieder auf das polnische Ehepaar, das ich schon eine Woche lang täglich sehe. Nachdem wir herzlich gelacht haben gehe sie weiter. Auf dem höchsten Punkt des Tages (Altode Mostelares) treffen wir wieder auf die Beiden und machen ein paar Bilder mit ihrem Gerät und sie mit meinem.

Der Weg geht steil bergab und ich sehe einen Mann im Rollstuhl, der mit Rucksack, von einer Frau und drei Männern begleitet wird (einer mit toller Fotoausrüstung). Ich frage ob ich knipsen darf und kann die abschlägige Antwort gut verstehen. Im angedachten Zielort komme ich 12.00 an und trinke den nächsten Kaffee. Es fällt mir schwer hier einen Schlafplatz zu suchen - viel zu früh! So gehe ich bis Frómista, und treffe am alten Aqueduct auf einen netten Deutschen. Ich finde eine Herberge und beim späteren Rundgang (die Kirchen sind alle zu) sehe ich den Deutschen wieder ... 1/2 Stunde Schnack.

Später spricht mich ein Spanier an ... er hätte mich gestern in der Herberge gesehen und die nächste 1/2 Stunde quatschen wir über den Jakobsweg.

Pilgern nach Corrión de los Condes (Tag 80)

Heute und morgen sehr ebene Gegend
Herberge mit Störchen

Auch heute machen sich alle vor 6.00 startklar. Ich gehe erst zum Frühstück und bin dann schnell fertig, da ich Platz zum packen habe. So geht es in einen Tag an dem es nur neben der Straße entlang geht. Man hat einen separaten Weg aufgeschüttet und somit kein Problem mit den Autos.

Im Dorf auf halbem Weg trinke ich einen Kaffee mit Croissant und pausiere ausgiebig. Weiter geht es auf flachem Land an der Straße, wo mich die Fliegen quälen. Gegen Mittag erreiche ich Corrión de los Condes und finde mit Hilfe Einheimischer die angedachte Herberge.

Zwar sind meine Schuhe reif für einen Austausch aber das möchte ich erst in León tun ... noch 97 km. Komisch, aber jetzt wo ich ständig Pilger treffe fühle ich mich etwas einsam - trotz zwölf Leuten im Zimmer. Evtl. liegt das daran, dass auch Langeweile am Ziel eintritt.

Pilgern nach Terradillos de los Templarios (Tag 81)

Mohn im Feld
Das Ende des schwersten Teils in der Meresa

In dieser Nacht konnte ich kaum schlafen. Nicht, dass das Schnarchen mich gestört hätte, aber einer hat die ganze Nacht Musik vom Handy gehört....

So bin ich 5.30 auf dem Flur und packe fertig. 6.00 gibts Frühstück in der Bar und bald bin ich auf dem Weg. Die folgenden 18 Kilometer werden als die härtesten beschrieben: kein Schatten, keine Wasserstelle, kein Ort und immer gerade aus. Ich habe aber bestes Wetter - Wolken und etwas Wind. Damit ist das nicht schwer für mich und im nächsten Ort gibts einen Kaffee mit Tortilla.

Noch zwei der beschriebenen (kurzen) Abschnitte und ich bin in Terradillos de los Templarios, das dem letzten Templer gehörte. Die Herberge ist am Ortsanfang und damit das heutige Pensum geschafft.

Pilgern nach El Burgo Ranero 2.500 Km-Marke (Tag 82)

Restaurant am Abend

Da das Zimmer recht eng ist, lasse ich alle losziehen bevor ich packe. Schnell wird es warm und das Gehen wird anstrengend. Im nächsten größeren Ort, Sahagún, gibt Kaffee und im Laden neue Seife.

Dann geht es an das nächste lange gerade Stück. Kurz nach Mittag bin ich schon am geplanten Ziel, wo viele Pilger übernachten wollen. So schlage ich noch anderthalb Stunden drauf und gehe bis El Burgo Ranero.

In der ersten, sehr einfachen, Albuerge miete ich mich ein. Nach 1,5 Stunden Ruhen geht es noch mal Saft kaufen. Der Wind frischt auf und es gibt ein paar Regenspritzer.

Zurück in der Albuerge setze ich mich in die Küche wo eine ältere Canadierein auf dem kleinen Sofa lag. Es gibt keine freien Betten mehr im Ort und die 12 Kilometer bis zum nächsten würde sie nicht mehr schaffen. So hat sie den Besitzer angebettelt und sein Herz erweicht, so das sie jetzt in der Küche übernachten darf.

Auch die Gruppe um den Rollstuhlfahrer von vor paar Tagen ist heute hier untergekommen. Heute gibts leider kein Bild von unterwegs, die Sonne und eine zu gestern unveränderte Gegend lassen mir das Knipsen unsinnig erscheinen.

Pilgern nach Arcahueja (Tag 83)

Sonnenaufgang in der Meseta
Einer der Trinkwasserbrunnen am Weg

Heute starte ich früh, kleines Frühstück, und erlebe den Sonnenaufgang in der Meseta. Wunderschön aber es wird schnell ziemlich warm. Gegen 10.00 kleine Pause aus den Vorräten und es geht weiter. Ich treffe wieder auf Chris die heute nur noch bis zum Zug geht und zurück nach GB fährt.

Mittags in Mansilla de las Mulas gibts einen Kaffee und eine Stunde Nickerchen. Beim Aufbruch noch ein Schwatz mit einem Deutschen den der Run auf die Herbergen echt anko.... Wieder auf der "Pilgerautobahn", der Weg neben der Straße der für die Pilger angelegt wurde, treffe ich Mary aus Canada wieder (die gestern in der Küche auf ein Bett gewartet hat) und wir gehen eine Stunde schwatzend bis zum Ort wo sie eine Herberge suchen will. Nach weiteren 6 Kilometern verwerfe ich, an einer Wasserstelle sitzend, den Plan heute León zu erreichen wegen der Wärme.

Hier kommt ein netter Franzose dazu der in Lyon gestartet ist und wir unterhalten uns über den Camino in Frankreich. Die nächste Herberge ist meine und auch er steigt hier ab, in Arcahueja.

Pilgern nach Valverde de la Virgen (Tag 84)

An der Kathedrale in Leon
Mittagstemperatur
Herberge
Das Ende meiner Wanderschuhe.

Auch heute ist das Frühstück einfach und nicht viel. So starte ich in den lauen Morgen. Schon nach einer Stunde erhasche ich den ersten Blick auf León.

Es dauert noch eine Weile den "Industrie/Autohausgürtel" zu durchqueren. In der Stadt angekommen suche ich auf dem Weg zur Kathedrale ein Sportgeschäft um die zu abgenutzten Wanderschuhe zu ersetzen. Die Kathedrale öffnet erst später und ich suche das einzige Sportgeschäft das ich finden kann auf.

Hier erstehe ich ein Paar feste Turnschuhe (Vibramsohle) und kehre darin zurück auf den Jakobsweg (4 km mehr). So geht es aus der Stadt hinaus und eine Apotheke im nächsten Ort zeigt mir kurz nach zwölf die aktuellen 30 °C an. Noch ein paar Kilometer in der Hitze und ich erreiche Valverde de la Virgen und gehe in die einzige Herberge ... absolut super! Es gibt sogar extra Becken im Außenbereich für ein Fußbad - mit Sonnendach!

Pilgern nach (Tag 85)

Wo ist der Wegweiser?
Trockener Boden
Römerbrücke
Innenhof der Herberge
Endlich mal selbst gekocht.

Ein später Start bring Wärme von Anfang an. Heute geht es immer neben der Straße entlang - viieele Autos.

Ich treffe Pilger von den letzten Tagen und es ist immer ein großes Hallo. Ein alter Italiener, Mario, umarmt mich sogar. Im Hospital de Orbigo gehe ich über eine alte Römerbrücke und komme in eine super Albuerge.

Heute koche ich endlich selbst und treffe dabei ein Mutter(63)-Tochterpaar das aus dem Schwarzwald kommt. Super Gespräche.


Pilgern nach Astorga (Tag 86)

Kurze Regenpause
Alle Flaggen

Nachdem schon in der Nacht zeitweise der Regen auf das Dach trommelte ist beim Start die volle Regenausrüstung nötig. Nach wenigen Metern öffnet der Himmel alle Schleusen und ich bin von den neuen Turnschuhen überrascht - die Füße bleiben den ganzen Tag trocken!

So geht es auf und neben der Straße nach Astorga, einer größeren Stadt. Also eine kürzere Strecke heute zum Glück.

In der ersten Bar des Vorortes gibt es Kaffee und ein herrlich belegtes "Brötchen".

Wieder im Regen sind die letzten Kilometer schnell erledigt und ich frage in der Touristinfo nach Unterkünften - denn heute hilft mir die Beschreibung aus dem Büchlein nicht wirklich. Da die Post bald schließt nehme ich ein Hotel in deren Nähe. Schlafsack (zu warm), abgelaufene Wanderschuhe und die letzten Büchlein von Frankreich treten im Karton den Heimweg an. Im Pilgershop finde ich endlich eine spanische und sogar eine französische Flagge - damit wäre meine Ausrüstung komplett.

Pilgern nach Rabanal del Camino (Tag 87)

Die nächsten Berge kommen näher.

Der Morgen ist bedeckt aber der Meteorolügner prophezeit etwas Niederschlag erst für nachmittags. So gehe ich mit mehreren Pausen und schwatze mit Leuten die ich schon öfter getroffen habe.

Auf der Straße nebenan ist kaum Verkehr und so ist der Weg recht angenehm. So komme ich gegen Mittag in Rabanal del Camino an und bekomme in der Herberge den letzten freien Platz.

Wie wird das nur ab Sarria werden?!


Pilgern nach Ponferrada (Tag 88)

Es gibt kein schlechtes Wetter.
Am Wege
Stadtbild
Cruz de Hierro

Der Start war heute schon komisch ... Ich habe den Stein, den ich aus unserem Garten in Mülsen mitgenommen habe, dem Rucksack entnommen und vorsorglich in die Brusttasche meines Hemdes gesteckt...

Der Weg ging erst mal stärker bergauf und im nächsten Ort hab ich einen Liter Saft "getankt".

Dann ging es ca. 1 km auf das Kreuz (Cruz de Hierro) zu ... und bereits 100 Meter vorher war ich den Tränen nahe. Klar - ich habe meine (diese) Probleme schon öfters unters Kreuz gebracht aber diese physische Art ist schon besonders: Einen Stein von zu hause, nachdem man ihn so lange getragen hat, als Symbol für meine Probleme unter dem Kreuz abzulegen und damit Gott die Lösung anzuvertrauen und IHM die richtige Lösung anheim zu stellen ... "Dein Wille geschehe ...."

So gehe ich tief berührt weiter ... und es regnet. Bergab bin ich so schnell, dass ich nicht in der Lage bin zu denken .... außer wo ich Füße und Stöcke hin setze.

In einer Einsiedlerkapelle singe ich obwohl es mir noch schwer fällt und ein Pilger, den ich nicht bemerkt habe, bedankt sich überschwänglich.

Ich lasse die Herbergen links liegen, gehe bis Ponferrada und treffe auf den Ungarn, der die erste Nacht in Spanien im gleichen "Abteil" lag.

Erklärung der Schattenredaktion zum Cruz de Hierro, deutsch Eisenkreuz
Das Cruz de Ferro ist ein kleines Eisenkreuz, das auf einen Baumstamm montiert ist. Der ursprünglich nicht christliche Brauch, am Cruz de Ferro einen Stein abzulegen, wird inzwischen in religiös motivierte Wallfahrten integriert, indem der von zu Hause mitgebrachte Stein als Symbol der auf dem Weg hinter sich gelassenen „Sünden“ respektive der schon erfahrenen Läuterung betrachtet wird.

Pilgern nach Villafranca del Bierzo (Tag 89)

ein regnerischer Morgen
in den Weinbergen klart es auf
Achtung! Pilger - keine Fußgänger!
der Schnarchsaal

Der Morgen ist verregnet und ich starte in einer Regenpause. Unterwegs fängt es wieder an geht aber nicht lange. Dann schlägt die Sonne ordentlich zu und ich suche in Villafranca del Bierzo eine als urigste Unterkunft beschriebene Herberge auf. Auch hier sind wieder einige die schon auf dem Weg in Spanien getroffen habe - großes Hallo!

Pilgern nach Las Herrerías (Tag 90)

Eine für mich fraglich Angabe am Morgen.
Ein interessanter Baum am Weg.
Glücklich am Tagesziel.

Der morgendliche Start bringt mich durch den teils malerischen, teils verfallenen Ort zu einer Kilometerangabe ... die mit der gestrigen überhaupt nicht zusammen passt.

Heute gehe ich immer an der Straße entlang und durch kleine Bergdörfer. Es ist wieder "gut warm" und ich gebe mir öfters eine Pause. Auch beende ich die Tagesstrecke direkt bevor der Aufstieg zum nächsten nennenswert hohen Punkt beginnt - das Stück ist bei morgendlicher "Kühle" besser. Die erste und von mir favorisierte Herberge ist zwar leer aber alles ist reserviert. So nehme ich die Nächste und bin für heute am Ziel.

Pilgern nach Tricastela (Tag 91)

der letzte hohe Punkt
über den Wolken
super urige Herberge

Nach einem netten Schwatz mit dem Wirt und einer Canadierin nehme ich den letzten richtig hohen Punkt der Pilgerreise in Angriff. Es geht meist sehr steil bergauf und meine Stöcke sind wieder ein super Hilfe.

Kurz bevor der Weg wieder abwärts führt trinke ich mit Mathew, einem jungen Canadier, ein alkoholfreies Bier. Wir starten gemeinsam aber ich bin dann doch voraus.

In Tricastela gehe ich in eine richtig gute, urige Herberge und treffe beim Rundgang wieder Pilger von den letzten Tagen. Nach dem Gang zur Kirche treffe ich Dieter wieder - ich hab ihm vor Tagen beim schnellen Anziehen des Regencape geholfen. So essen wir gemeinsam Abendbrot und er erzählt mir von seiner Rentnertätigkeit bei der Jakobusgesellschaft in seiner Nähe.

Pilgern nach Sarria (Tag 92)

der Weg
durch die Wolken ins Tal
Ankunft in Sarria

Auf dem Weg ging es heute durch ein verfallenes Dörfchen wieder bergauf, aber nicht so steil und so hoch wie gestern. Trotzdem lagen die Täler auf der anderen Seite in Wolken. Und nach einer Kaffeepause führte der Weg mitten durch diese Wolken. Zum Teil führte er steil bergab. Und wieder gab es Zusammentreffen mit Pilgern der letzten Tage. Gegen Mittag erreichte ich Sarria und suchte eine neue einfache Herberge auf. Da es keine Möglichkeit zur Handwäsche der Kleidung gab habe ich einen Südafrikaner, den ich bereits zwei mal in den Herbergen getroffen habe, gefragt und wir haben die Klamotten gemeinsam in die Waschmaschine und den Trockner geworfen. Das gibts nur bei Pilgern!

Abends habe ich wieder Nudeln gekocht und dann einen Spaziergang gemacht. So fand ich eine Pension für die nächsten Tage ... denn jetzt warte ich auf Micha (die "Schattenredaktion"), der mich bis Santiago begleitet.

Warten in Sarria (Tag 93 bis 98)

beim Stadtrundgang

Nach einer Nacht in der Herberge nehme ich meinen Rucksack und suche mir eine einfache Pension, da man normaler Weise nur eine Nacht in 2 Monaten in der gleichen Herberge sein darf.

Ich lege meinen Rucksack ab und begebe mich auf einen Stadtrundgang. Abends beim Essen treffe ich einen netten älteren Australier wieder, und der Abend wird bei einer vierstündigen Unterhaltung sehr angenehm.

Tag 94

der Blick 6.00 Uhr aus dem Fenster

Am morgen werde ich durch die Regengeräusche wach ... ein guter Tag zum Pausieren! Kurz danach klappern die Stöcke der ersten Pilger unter meinem Fenster vorbei ... was sich mache Leute so an tun! ;-) Lange sitze ich vor der Pension und schaue den vorbeiziehenden Pilgern zu. Am Nachmittag spricht mich einer an, der in Roncesvalles beim Abendbrot mit am Tisch saß. So sitze ich auch heute nicht allein am Abendbrottisch.

Tag 95

Auch heute sitze ich oft auf de Bank am Weg und lese in meiner Bibel oder sehe den Pilgern beim Vorbeigehen zu. Nach einem größeren Spaziergang winkt mir Isabella aus Canada (Schwatz beim Frühstück in Herrerías) zu. Sie wartet gerade auf ihre Töchter die auch prompt mit dem Taxi an kommen. Als ich abends noch einen Kaffee trinke versuchen drei russische Pilger, mit etwas Englisch, mit dem Wirt zu sprechen - der das aber nicht versteht. So versuche ich zu helfen und es gibt eine lustige Kommunikation in einem Russisch/Englisch/Spanisch-Kauderwelsch mit viel Gestik und Pantomime.

Tag 96

morgendlicher Aufbruch
Reparatur nach Pilgerart

Heute ersetze ich eine Schiene vom Rucksack, die schon zum zweiten malgebrochen ist, durch drei Bambusstäbe aus dem Gärtnerladen. Später treffe ich an der Pension Dominique wieder, mit dem ich vor einem Monat, in Frankreich, im Refugio war. Abends meldet Micha dann seine Ankunft in Santiago.

Tag 97

Als ich am Morgen das Frühstück beendet habe kommt ein Pilger zum Frühstück, der in meiner dritten Nacht in Spanien in der gleichen Herberge war. Den hatte Micha im Shuttlebus nach Santiago getroffen und hatte großes Erstaunen ausgelöst als er für mich einen Gruß mit gab ... und heute treffen wir uns! Später hatte ich wieder ein Tief, aber die sind ja jetzt immer seltener.

Tag 98

Also die letzte Nacht in der Pension ist vorbei. Ich packe nach dem Frühstück und mache mit Rucksack eine größere Runde um die Stadt. Gegen 11.00 checke ich in der Herberge für uns ein und warte bis Micha 13.30 an der Busstation ankommt. Ein fröhliches Wiedersehen und ab in die Herberge. So verbringe ich den ersten Nachmittag mit meinem "Pilgerlehrling".

Ulf Leipoldt erreicht den Ort Sarria auf dem Jacobsweg

Gästebucheintrag

Nächsten Mittwoch beginnt der Endspurt des Pilgermarathons.

Bis dahin genießt Ulf die Rückschau auf die vielen gepilgerten Kilometer und gönnt sich eine Sabbatzeit.

Feuert unseren Pilger im Gästebuch noch an, ich denke das tut gut!


Die Wanderroute von Ulf Leipoldt auf dem Jacobsweg in Spanien

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