Ich bin dann mal weg - Die letzten 100 Kilometer der Schattenredaktion

Aus Ulfs Jakobsweg
Version vom 6. April 2019, 22:29 Uhr von Michael (Diskussion | Beiträge) (→‎In Compostela (Tag 8))
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Sonderbericht der Schattenredaktion!

Die Motivation

Die Schattenredaktion hat vor langer Zeit dem Pilger Ulf bei einem (oder zwei) Bier versprochen: Wenn du das schaffst, von Mülsen bis Santiago, dann hole ich dich dort ab! Damals wusste ich kaum, wo Santiago liegt, bzw wie man da hinkommt.

Jetzt löse ich mein Versprechen ein und fliege von Nürnberg über Barcelona nach Santiago. Da ich noch etwas Urlaub zur Verfügung habe, pilgere ich die letzten einhundert Kilometer zusammen mit Ulf, von Saria bis Compostela. Ich bin gespannt, wie sich das so anfühlt und was sich aus meiner Sicht berichten lässt.

Am 5.6. startet mein Flieger und dann melde ich mich an dieser Stelle wieder.

Bis dahin ... Eure Schattenredaktion

Die Tagesetappen

Die Anreise nach Santiago

Im Flugpreis ist sogar noch eine Busfahrt über den Flughafen von Nürnberg enthalten.
Wo ist denn der rote Teppich?
Das gelb erinnert mich sehr an das Bild einer Hummel, oder doch lieber nicht, denn nach den Gesetzen der Physik kann die ja nicht fliegen.
Sowas habe ich schon lange nicht mehr gesehen, ein Flugzeug mit Propeller.
Immer den Piktogrammen mit dem Bus hinterher und schon stolpere ich fast in den bereitstehenden Shuttlebus in die Pilgerstadt.
Die letzten hundert Meter in Compostella zu Fuß, bis in die Unterkunft.

Die Anreise zum Flughafen nach Nürnberg erfolgt staufrei, da durch den Feiertag keine LKW die rechte Spur verstopfen. So kann ich mit Ulfs Auto zügig bis zum Parkhaus nach Nürnberg fahren und werde dort schon vom Shuttlebus erwartet.

Auf dem Flughafen ist alles dank EU und Onlinecheck vollkommen unaufgeregt. Ich kann bis zum Gate durchlaufen, ohne Passkontrolle. Das Handy reicht zur Identitätsprüfung mit QR-Code.

Der Flug beginnt mit einer Busfahrt über das Rollfeld zum Flieger, der etwas ausserhalb auf uns wartet. Im A320 sitze ich auf einem Mittelplatz mit zwei jungen Damen links und rechts von mir. Eine ist gleich eingeschlafen und die andere hat Flugangst.

Ehe ich es vergesse, irgendwie haben meine Knie von der Aktion Wind bekommen und auch gleich mal um Aufmerksamkeit gebuhlt. Das darf ja auch mal erwähnt werden.

In Barcelona steige ich als fast letzter in den Flieger und entdecke noch eine komplett freie Sitzreihe. Ich habe den Fensterplatz davon einfach besetzt und die ganze Zeit vor mich hingeträumt. Den Wolken beim Vorbeiziehen zuzuschauen ist wie in ein flackerndes Lagerfeuer zu starren.

Die Ankunft in Santiago ist unspektakulär, es regnet und draußen steht schon der Shuttlebus in die Stadt bereit. Neben mir sitzt eine Familie mit zwei Kindern. Sie erzählen, dass Papa den Jacobsweg schon weit gelaufen ist und nun mit Familie die letzten 100 Kilometer pilgern möchte. Sie fragen mich, was ich so plane. Als ich so bisschen erzählte kommt der Blick auf Ulf. "Das ist doch der, der die Jacobsmuschel selber geschmiedet hat? Ja, der ist es, den habe ich auf dem Camino schon getroffen, grüß mal schön."

Das Quartier ist schnell gefunden und nach einem Stadtrundgang im Regen beschließe ich den Tag zu beenden und morgen auf schönes Wetter zu hoffen.

buenas noches

Euer Pilgerlehrling

In Santiago de Compostella

Heute habe ich noch einen "Brückentag" zum Bummeln durch die Altstadt. Morgen bin ich mit Ulf verabredet.

Ein einsamer Wanderer zieht durch die Gassen und erkundet Santiago.
Alle Souvenirs haben hier mit dem Jacobsweg zu tun.
Eine der vielen kleineren Kirchen der Stadt.
Wer ist das auf dem Denkmal?
Pilgermesse
Portal mit Jacob's Muschel
Jacob's Muschel
Herrliche Kirschen auf dem Bauernmarkt.

Zuerst nach dem Aufstehen mache ich mir Gedanken über meine Unterkunft. Es ist eine zweier Studenten WG direkt in der Altstadt mit dicken Mauern aus massiven Stein und zwei hübschen netten Studentinnen.

Nach dem "Studentenfrühstück" packe ich Kamera und paar Euros ein und schlenderte am frühen Morgen durch die Altstadt.

Es ist noch sehr ruhig und gleich die Ecke rum sitzt ein einsamer Bettler. Im Normalfall bin ich da skeptisch, aber heute gibt es eine nette Begrüßung und was für den Pappbecher.

Ich schaue mir alles an, was älter als fünfhundert Jahre aussieht ohne viel davon zu verstehen. Mittlerweile treffen die Pilger ein und ich bestaune die Vielfalt der Menschen und Bekleidung.

Auf dem Weg liegt ein Bauernmarkt und somit wird ein halbes Kilo frisches Obst und eine abgehangene Wurst mein Bauernmittagessen.

Der Nachmittag läuft unspektakulär ab, mit "Leute gucken", einen Blick in die laufende Pilgermesse werfen, Eis essen, Espresso genießen, Sonne genießen und auf einer Bank liegen...

Zum Abend in der Straßenkneipe gib es cerveza grande und einen großen ensalada de rúcula.

Eine Joggingrunde durch die Vorstadt, mit schönen Blick auf die Altstadt, beendet den Tag.

Pilgern nach Saria (Tag 3)

Compostellas Strassen können steil sein.
Strom, Internet und Telefonversorgung
Gullideckel am Camino
Pilgerlehrling
Schlafzimmer in der Herberge

Heute geht es mit dem Fernbus von Alsa zum vereinbarten Treffpunkt in Saria. Ich bin schon gespannt.

Früher mussten von den Pilger, zur Beglaubigung des Pilgerweges, Muscheln vom Atlantik mitgebracht werden. Jetzt gibt es den noblen Pilgerpass mit Stempelfeldern. Den muss ich euch auch mal fotografieren, wenn schon paar schicke Stempel drin sind.

Im Nobelhotel in Santiago dürfen die ersten zehn Pilger mit Urkunde kostenlos speisen. Ein Andenken an die Armenspeisung der früheren Pilger.

Ich wähle den kürzesten Weg auf dem Routenplaner zur Busstation. Dummerweise gehen die Wege und Straßen endlos rauf und runter. Eine Straße fotografiere ich mal. Haltet mal den Winkelmesser ran, wie viel Prozent Steigung das sind. Das könnte auch eine Preisfrage werden, nur am Preis fehlt es noch.

So, die Busfahrt ist unaufgeregt mit einem super Fernbus mit Ziel Madrid. Neben mir sitzt ein Engländer mit dem ich mich erstaunlich gut verständigen kann. Er erzählt mir was von Oktopus und verstehe immer nur Omnibus. Nun ja, es ließ sich aufklären, dass Seafood gemeint ist.

Am Ziel wartet Ulf schon auf mich und es ist eine herzliche Begrüßung, nach so langer Zeit.

Wir besichtigen den Ort und die ansässigen Gaststätten mit Pilgermenü mit drei Gängen inklusive Rotwein.

Die Pilgerherberge ist hier nagelneu und absolut für Luxuspilger.

Gute Nacht, morgen wird ein harter Tag.

Pilgern nach Gonzalez (Tag 4)

Sonnenaufgang
Viele Gaststätten am Camino
Diese Schuhe haben ausgedient.
Alter Baum
Wer überholt wen?
Grabstätten
Pilgerverpflegung gegen Spende
Schlafsaal
Unsere Pilgerunterkunft

Für meine Verhältnisse wird hier zeitig aufgebrochen, dann aber doch nicht so zeitig wie befürchtet. Der Blick über die Terrasse bietet einen schönen roten Sonnenaufgang.

Wir starten ohne Frühstück und erstürmen den Camino. Bon Camino, der spanische Pilgergruß ist oft zu hören und alle Pilger sind freundlich. Ob Kanada, Taiwan, Schweiz oder Korea ist egal.

Wir Pilgern durch den Tag und erreichen im zeitigen Nachmittag eine hübsche Pilgerherberge und bleiben dort. Tagesziel erreicht.

Wir schwatzen mit Celina aus der Schweiz und lernen viel über die Eigenheiten dieses Landes und der dortigen Landwirtschaft. Celina als studierte Ärztin arbeitet fünf Monate im Jahr in der Intensivpflege um dann den Rest des Jahres zu reisen.

In geselliger Runde bestellen wir das Pilgermenü inklusive Rotwein und beschließen den Abend.

Pilgern nach Casanova (Tag 5)

Hier gibt es noch glückliche Schweine
Früh auf dem Camino.
Tau durch Nebel
Gepäcktransport mit Esel
Der Esel will einfach keinen Meter weiter. Zum Glück können wir mit Schieben helfen.

Heute weckt mich der Pilgermeister zu verträglich Zeiten und wir starten als letzte Gäste aus der Herberge.

Im nächsten Ort wird gut und lang gefrühstückt und wir erreichen im zeitigen Nachmittag in einem kleinen Dorf eine Pilgerherberge.


Pilgern nach Salceda (Tag 6)

Wir verlassen wieder mal als letzte Gäste die Herberge.
Durch Wälder und Felder.
Erste Pause
Diese Speicher für Getreide gib es vor jedem Haus.
Der Schutzheilige der Schnapsflaschen .

Eigentlich beginnt alles wie gestern bei wieder super Wetter. Nicht zu warm und nicht zu kalt und ohne Regenwahrscheinlichkeit.

Ich durchquere mini Dörflein mit Viehhaltung in einstelliger Stückzahl. Einzelne Kühe, paar friedliche Hunde alles wie im Bilderbuch.

Bon Camino der Pilgergruß gibt Kraft, denn teilweise geht es rauf und runter auf Feldwegen und befestigten kleinen Sträßchen. Der Himmel ist blau und ein leichtes Lüftchen weht.

Am Nachmittag rasten wir an einem alten Haus mit Tante Emma Laden. Dort wird kalte Cola angeboten. Pfand auf Büchsen und Flaschen kennt der Spanier nicht.

Ein älterer Herr von dem Laden spricht genial gut deutsch und wir plaudern uns fest und reden über die Wölfe in der Gegend und die Veränderungen der letzten Jahrzehnte.

Wir brechen auf den Camino auf und treffen direkt auf zwei Französinnen Niki und Aloice, die nach dem Weg suchen. Die letzten fünf Kilometer nach Salceda brauchen unsere letzte Energie, denn es ist schon am späteren Nachmittag.

Durch die nette Wegbegleitung vergeht die Zeit wie im Flug. An der Herberge glücklich angekommen, steigt dann Rauch aus französischen und englischen Buchstaben aus unseren Köpfen.

Nach dem Check-in und Duschen verabreden wir uns zum Abendessen im Garten vom nächsten Restaurant. Jetzt wissen wir was Pommes in Französisch heißt und vieles Mehr über den Camino del Nord von der französischen Küste aus.

Die Mädels gehen heute früh ins Bett um gegen drei aufzubrechen und bei Vollmond in den Tag zu starten.

Ich schreibe noch und kümmere mich um die Bilder.

Morgen sehen wir uns in Compostela. Dieser oft gesagte Satz wir wahr. Mal sehen, ob bekannte Gesichter dabei sind.

Pilgern nach Compostela (Tag 7)

Jacobsweg - der Camino
Ein alte Haus mit massivem Türsturz aus Granit.
Ein Pilgerhund
Ein Eukalyptuswald
Ortseingang
Kühnen Schrittes
Vor der Kathedrale
1
Im Pilgerbüro beim Empfangen der Urkunde.

Heute Nacht schlafe ich schlecht, obwohl es keinen Grund gibt. Das Fenster ist offen und trotzdem ist mir zu warm. In der Nacht ziehe ich vom Doppelstockbett oben nach unten um. Unsere Mitbewohner sind schon unbemerkt aufgebrochen. Irgendwelche Mücken nerven, aber die Ohrenstöpseln helfen mir gegen diese Plagegeister.

Wir brechen wieder mal als letzte Gäste auf, da Ulf mich früh kaum wach bekommen hat.

Heute ist Ziel Compostela. Mit Frühstück und Mittagspause folgen wir dem Weg und ziehen über die Vororte ein. Vor der Kathedrale werden die Zielfotos geschossen. Im Moment stehen wir mit hundert anderen schnatternden Pilgern im Pilgerbüro an, um die ersehnte amtliche Bestätigung zu erhalten.

Das amtliche Dokument: Die Compostela.

Und der Weg geht weiter

In Compostela (Tag 8)

Schlafsaal der Pilgerherberge
Im Frühstücksaal der Pilgerherberge
Super Brötchen beim Bäcker
Die Kathedrale von Compostela
In der Kathedrale von Compostela
Kathedrale
Zur Pilgermesse
Der Friseur macht ein hervorragendes Handwerk.

So, heute ist Urlaub. Ich habe super in dem Refugio geschlafen, obwohl hier sehr viele Pilger übernachten. Die Lage des historischen Gebäudes, hoch über der Stadt, ist genial und manchmal kommt der Eindruck eines alten Schlosses auf. Die Organisation ist beeindruckend und es herrscht erstaunliche Ruhe.

Im Speisesaal treffen wir Aloice und Nicki und wir beginnen gemeinsam den Tag. Die Beiden berichten von ihrer Vollmondwanderung. Sie hatten mächtige Probleme den Weg zu finden und waren froh über ihre Taschenlampe.

Wir nehmen unsere Rucksäcke und stellen diese in der gebuchten Ferienwohnung in der Nähe ab.

Ohne Gepäck geht es in die Altstadt um 12.00 Uhr die Pilgermesse zu besuchen.

Beim Friseur versuchen wir einen Termin zu bekommen und mit einigem hin und her verabreden wir uns für den späten Abend.

Die Pilgermesse ist sehr gut besucht und wir finden in der großen Kathedrale nur noch einen Stehplatz für uns.

Zur Messe wird das riesige Weihrauchfass von vielen kräftigen Männern durch die Kathedrale geschwenkt. Diese Sensation ist nur selten zu sehen.

Nach der Messe treffen wir wieder Freunde und gehen gemeinsam essen.

Am Abend steht der Barbier Besuch an. Wir müssen fast noch eine Stunde warten und erleben authentische spanische Atmosphäre.

Es ist schon fast zehn Uhr und wir erstehen noch paar Bierbüchsen mit denen wir meinem der vielen Bettlern anstoßen wollen. Wir sind ja nicht vom Blaukreuz. Wir laufen eine Stunde durch die Gassen der Altstadt, es gibt mit einmal keinen einzigen Bettler mehr.

Vielleicht ist die Motivation doch nicht die Richtige. Kurz vor unserem Quartier sitzt dann noch ein einsamer Penner. Er spricht gut englisch und meint, er nimmt ein Bier für später mit, er hat heute schon genug. Auch eine gute Entscheidung.

Pilgern nach Finesterre (Letzter Tag)

Unser Reisebus

Heute steht eine organisierte Fahrt ans Ende der Welt an. Am Meer ist Spanien zu Ende und die frühen Pilger wollten sich am Ende des Jacobsweg, diesen Blick nicht entgehen lassen.

Tipps zur Unterkunft

Airbnb

Einfache preiswerte Unterkunft in der Altstadt von Santiago

Airbnb ist ein Marktplatz für Buchung und Vermietung von Unterkünften. Ich habe damit schon mit Birgit in Rom in zentraler Lage der Altstadt übernachtet und allein direkt im Zentrum von Compostela. Mit Ulf hatten wir eine komplette super Wohnung in einer ruhigen Wohngegend gebucht. Schau mal selbst.

Es gibt auch eine App für das Handy, über die eine Kommunikation mit den Vermietern prima funktioniert.

Wenn du Dich über diesen Link registrierst und buchst, bekommst du ca. 35 € Rabatt für deine nächste Buchung.

Die Wanderroute von Ulf Leipoldt auf den letzten 100 Kilometern vor Compostela

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