Via de la plata

Aus Ulfs Jakobsweg
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Ulf Jakobsweg auf der Via de la Plata

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Ein herzliches Hallo vom
Pilger Ulf!
Diesmal geht die Reise durch Spanien auf den Wegen der "Via de la Plata".
Wenn du willst, kannst du mich begleiten und in Gedanken dabei sein.

Einleitung

typische Gasse in Andalusien

Herzlich willkommen zur Pilgerwanderung entlang der Via de la Plata! Ulf startet seine Reise in Sevilla und begibt sich auf einen faszinierenden Weg durch die Vielfalt Spaniens. Die Silberroute führt durch malerische Landschaften, historische Städte wie Mérida und die beeindruckende Natur Galiciens.

Die Via de la Plata verspricht nicht nur spirituelle Einkehr, sondern auch Begegnungen mit Pilgern aus aller Welt. In den Herbergen entlang des Weges teilt man nicht nur den Pfad, sondern auch Geschichten und den einzigartigen Charme dieses Pilgerweges.

Ob Ulf sein Ziel, die beeindruckende Kathedrale von Santiago de Compostela, erreicht? Begleiten Sie ihn auf dieser unvergesslichen Reise, die ihn zu neuen Erfahrungen führt.

Ein Beitrag der Schattenredaktion

Flug nach Sevilla

Der Flug nach Sevilla ist gebucht!

Die heiße Vorbereitungsphase hat begonnen. ✈️

Mein Weg durch Andalusien, Extremadura, Kastilien und Leon, bis nach Galicien

So soll es in Andalusien aussehen

Diese Pilgerreise erstreckt sich über ca. 1050 Kilometer und führt durch die malerischen Regionen Andalusiens, Extremaduras, Kastiliens und Leons sowie Galiziens. Auf dem Weg werden auch die Zentralkordillere und das kantabrische Gebirge überquert, was eine gewisse Herausforderungen bietet.

Obwohl die Strecke größtenteils sanft hügelig ist, bringt sie den Pilgern dennoch eine Vielzahl von landschaftlichen Eindrücken und kulturellen Erlebnissen. Ein beliebtes Sprichwort besagt: Da sieht man am Montag, wer am Freitag zu Besuch kommt.

Für diese Pilgerreise wird eine empfohlene Zeit von mindestens 6 Wochen angegeben. Da dies vermutlich meine letzte Camino-Reise in Spanien sein wird, plane ich zusätzliche Reservezeit ein, um auch das Ziel Finesterre zu Fuß zu erreichen.

Interessanterweise habe ich festgestellt, dass es auch einen Camino gibt, der in Valencia beginnt. Diesen werde ich mir möglicherweise für eine zukünftige Reise aufsparen, vielleicht bis zur Rente.

Der Rückweg wird erst geplant, wenn ich kurz vor Santiago bin. Einige Pilger, denen ich unterwegs begegnet bin, haben ihren Rückflug erst ein paar Tage vor dem Ziel geplant und konnten so sehr günstige Tickets nach Nürnberg oder anderen Zielen erwerben. Einige sind auch von Santiago aus mit dem Bus nach Porto gefahren und von dort aus geflogen. Möglicherweise werde ich auch die Option eines Zuges in Betracht ziehen. Und wenn alles schief geht, wäre Deutschland ja auch zu Fuß erreichbar. ;-)

Auf jeden Fall möchte ich weder unter Zeitdruck stehen noch zu lange in Santiago de Compostela verweilen, da ich bereits die meisten Andenkenläden und Bars kenne und mich stattdessen auf die Erfahrung des Pilgerns konzentrieren möchte.

Ein Beitrag des Pilgers

Zu erwartende Unterkünfte auf der Via de la Plata

Die Unterkünfte entlang des Weges variieren je nach Etappe und Lage. Pilger können in verschiedenen Arten von Herbergen übernachten, darunter:

Albergues
Diese Herbergen bieten einfache Unterkünfte für Pilger zu günstigen Preisen. Sie sind oft Gemeinschaftsunterkünfte mit Schlafsälen und Gemeinschaftsbädern.
Hostales
Für Pilger, die mehr Privatsphäre wünschen, stehen auch private Hostels zur Verfügung. Diese bieten oft Einzel- oder Doppelzimmer mit eigenen Badezimmern.
Hotels
In größeren Städten entlang der Route finden Pilger auch Hotels unterschiedlicher Kategorien, die Komfort und Annehmlichkeiten für einen erholsamen Aufenthalt bieten.
Andere Unterkünfte
Neben den oben genannten Optionen gibt es entlang des Weges auch Pensionen, Gästehäuser und Bauernhöfe, die Unterkunft und Verpflegung für Pilger anbieten.

Es ist ratsam, die Unterkünfte im Voraus zu planen, insbesondere während der Hochsaison, um sicherzustellen, dass genügend Schlafplätze vorhanden sind. Einige Pilger bevorzugen es, spontan zu sein und sich vor Ort für eine Unterkunft zu entscheiden, während andere ihre Übernachtungsmöglichkeiten im Voraus buchen. Die Wahl hängt von den individuellen Vorlieben und der Flexibilität des Pilgers ab.

Mal sehen, was Ulf so erwartet?

Ein Beitrag der Schattenredaktion

Pilgerweg: Feuchtes und mildes Klima von Sevilla bis Santiago de Compostela

Laut meiner Recherchen wird das Wetter stets über 0°C liegen, mit Tagestemperaturen um die 15°C. Es soll jedoch täglich regnen, und wenn wir nach Galizien kommen, ist auch mit Schnee in den höheren Gebieten zu rechnen.

Deshalb werde ich möglicherweise meine Kleidung leicht anpassen müssen.

Ein Beitrag des Pilgers

Begegnungen: Eine Motivation zur Verbesserung meiner Spanischkenntnisse

Auf dem Camino del Norte traf ich eine deutschprachige Pilgerin die super Englisch aber weniger Spanisch als ich konnte und meinte "Dort hilft englisch kaum weiter aber ich bin mit Handzeichen zurecht gekommen".

Das motiviert mich etwas gezielter an meinem rudimentären Spanisch zu arbeiten.

Ein Beitrag des Pilgers

Der Camino: Eine Erfahrung, die bleibt

"Einmal auf dem Camino - und er lässt dich nie wieder los"

Es ist wahr, manche brechen den Weg ab, sei es aus Zwang oder weil sie es einfach satt haben, und wenden dem Camino für immer den Rücken zu. Doch für viele von uns ist diese Art des Wanderns, des Erlebens der Natur, der Gemeinschaft und des Alleinseins, sowie die Suche nach Unterkünften und die herzliche Art der Menschen am Weg die beste Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen.

Für viele von uns ist der Camino auch ein Ort, um Glaubens- und Sinnfragen zu reflektieren. Bei mir persönlich ist es wohl eine Mischung aus all diesen Gründen...

Ein Beitrag des Pilgers

Welche Erfahrungen und Begegnungen erwarten Pilger entlang des Camino?

Was ist ein Camino?

Der Camino, auch bekannt als der Jakobsweg, ist ein Netzwerk von Pilgerwegen, die sich durch ganz Europa erstrecken und alle zu einem gemeinsamen Ziel führen: der Kathedrale von Santiago de Compostela in Nordwestspanien, wo die Reliquien des Apostels Jakobus des Älteren verehrt werden. Pilger aus der ganzen Welt machen sich zu Fuß auf den Weg, um spirituelle Erfahrungen zu sammeln, die Natur zu genießen und sich mit anderen Pilgern zu treffen. Während des Camino durchqueren die Pilger verschiedene Landschaften, darunter Berge, Täler, Wälder, Dörfer und Städte, und übernachten in Herbergen, Gasthäusern oder notfalls Hotels entlang des Weges.

Der Camino bietet eine einzigartige Gelegenheit, Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und neue Freundschaften zu schließen. Dieser kulturelle Austausch bereichert die Pilgerreise und trägt dazu bei, das Verständnis und die Toleranz zwischen den Nationen zu fördern. Ein Service der Schattenredaktion

Pilgergepäck: Neue Ergänzungen und bewährte Ausrüstung auf einem Blick

 -Rucksack ->Ospray Levity (900g!)
 -Wanderstöcke-> Komperdell (die hat mir der Hersteller nach der Tour 2017 generalüberholt, seitdem "nur" der Camino del Norte)
 -Isomatte (Styropor/Alu)-> lt. Aussage der Survivaltrainer von 2004: "wiegt nix, kostet nix, bringt nix" aber mir genügt's
 -Schlafsack
 -Biwaksack
 -Flipflops für abends
 -Wanderschuhe
 -Wanderhose 2x
 -Fliesjacke (für abends und als Kopfkissen)
 -Regenponcho - wenns richtig runter kommt
 -Regenjacke
 -Warnweste(in Spanien abends auf der Straße Pflicht!!)
 -2 Slip
 -2 T-Shirts
 -1 Hemd
 -1 dünner Pulli
 -2 Paar Wandersocken
 -2 Schlauchtücher(1xHals, 1xKopfbedeckung)
 -Löffel
 -dünne Edelstahltasse
 -Papiertaschentücher
 -1/2 Stück Seife
 -1 Einmalrasierer
 -Zahnbürste und Zahncreme
 -Zahnseide
 -Handtuch
 -'''Hirschtalgcreme für die Füße'''
 -2 Kompressen
 -1 Wirkbinde
 -1 Elastische Binde
 -Betaisadonnasalbe
 -Voltaren-, Ibu und Loperamidtabletten
 -Deoroller
 -Rettungsdecke und Notponcho
 -Sicherheitsnadeln
 -Wundpflaster und Blasenpflaster 
 -Heftpflaster
 -Garmin GPS --> ist kaputt, hab mir ein geliehen
 -Stirnlampe
 -Smartphone mit Ladegerät
 -Powerbank
 -spanischer Pilgerpass
 -Stoffbeutel als Handgepäck
 -2 x 750ml Wasserflaschen(kauf ich vor Ort)
 -meine Jakobsmuschel (Kupfer)
 -Pilgerfürher Via de la Plata
 -Sprachführer Spanisch
 -Notration Müsliriegel und Instantnudeln und Studentenfutter

Neues im Pilgergepäck

Für meine kommende Reise habe ich einige Änderungen vorgenommen, um besser vorbereitet zu sein. Anstatt meiner bisherigen Windjacke habe ich eine robuste Regenjacke eingepackt, die zusätzliche Wärme bietet und Platz spart, da ich kein separates Regencape mehr benötige. Außerdem habe ich mich für einen dünneren Pullover entschieden, um flexibler bei der Temperaturregulierung zu sein.

Darüber hinaus habe ich meine Essensvorräte erweitert, da das Einkaufen unterwegs komplizierter sein soll. Dazu gehören haltbare Lebensmittel wie Müsliriegel, Instantnudeln und Studentenfutter.

Mit diesen Anpassungen fühle ich mich bereit für die kommende Reise und freue mich darauf, die Herausforderungen des Caminos anzunehmen."

Ein Beitrag des Pilgers

Dank an meinen Neffen für die frühe Fahrt zum Flughafen

Mein Neffe holte mich um 1:30 Uhr zu Hause in Mülsen ab und brachte mich direkt zum Flughafen in Nürnberg. Ohne ihn hätte ich um diese Uhrzeit bereits dort sein müssen, um Bus und Bahn zu nehmen und dann vier Stunden Wartezeit gehabt.

Ein herzliches Dankeschön für die Fahrt über die rund 200 Kilometer!

Tag 1 - von Sevilla nach Guillena

Die Kathedrale in Sevilla
Das erste Wegzeichen
Die riefen mir das erste "bon camino" zu
Der erste Pilger, Benedikt
Weg von der Straße
Hier wurden die Hügel für den Pilgerweg tief eingeschnitten

In Sevilla angekommen verlasse ich gegen 9:00 Uhr den Flughafen und nehme den Bus ins Zentrum. Die Schlange vor der Kathedrale ist enorm, aber ich finde einen Ort, der wie eine Touristeninformation aussieht, und bitte um meinen ersten Stempel für den Camino. Obwohl es eher wie eine Hotellobby aussieht, ist das für mich jetzt unwichtig. Ich bin offiziell auf dem Weg.

Mit Hilfe meines Navis finde ich den ersten Wegweiser und dann ist der Weg super ausgeschildert. Nach einem alkoholfreien Bier gegen 12:20 Uhr verlasse ich Santiponce und treffe den ersten Pilger, einen deutschen Rentner.

Natürlich verpassen wir fast den Abzweig in die Felder. Aber ein Autofahrer hupt und zeigt wo es lang geht. Die Landschaft ist faszinierend, mit Hügeln, die für den Weg durchschnitten wurden, und Tälern, die mit Material aufgefüllt sind. Einige Zeit später treffe ich einen Italiener, der ebenfalls den Camino geht.

In Guillena gibts noch mal ne Pause auf der ersten Bank. Ein Blick auf die Uhr und ich verwerfe den Gedanken, noch 18 Kilometer ranzuhängen. Lieber langsam anfangen.... Die erste Herberge ist meine!

Bald checkt auch Benedikt ein, und wir gönnen uns ein Zielbier in einer Bar. Als ich nachbestellen will, gibt es kurz eine lustige Verwirrung, dann erinnere ich mich wieder: "otra más" (noch einmal auf Spanisch)

Das Pilgermenü im Restaurant ist lecker, aber ich schaffe nicht alles - wer hätte das gedacht?"

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 2 von Guillena nach Castilblanco de los Arroyos

Ein Blick am Morgen
Wer richtig schaut findet auch den Wegweiser!
kilometerlanger Olivenhain
letzter Blick Richtung Sevilla
schöner breiter Weg
meine Unterkunft

Schon um 2.00 Uhr bin ich wach und drehe mich im Bett wie eine Tür in der Angel, um dann um 6.30 Uhr endlich aufzustehen. Ich hatte bereits Geräusche aus der Küche gehört.

Ein leichtes Frühstück mit Toast und Marmelade sowie einem Apfel, den ich gestern Abend gekauft habe. Der zweite Kaffee zieht sich hin, während ich mich mit Pilgern aus Australien, Spanien und Italien unterhalte.

So starte ich gegen 9.00 Uhr und verlasse bald die Straße.

Als ich wieder auf die Straße zurückkehren muss, stehe ich vor einem Betriebsgelände mit Tor. Das Navi sagt mir, ich solle dort durchgehen...? Eine Frau schaut aus dem Auto und ihre Handbewegung bestätigt dies. Jetzt sehe ich auch den Wegweiser - also "Augen auf!"

Es geht bald aus dem Gelände heraus und durch Felder. Dann folgt rechts ein Olivenhain. Es geht mindestens 4 Kilometer entlang - herrlich. Die Hügel werden höher und die Sonne brennt.

Eine zehnminütige Pause mit Brot und Wurst bremst meinen Elan für die nächsten 100 Meter.

Für die letzten 4 Kilometer gibt es dann einen guten Weg neben der Straße, und ich erreiche Castilblanco de los Aroyos. Es ist kurz nach 13.00 Uhr, und ich entscheide mich, die nächste Etappe nicht anzutreten, denn es liegen noch 28 Kilometer vor mir ohne Wasserstelle oder eine Pausenbank!

Also mache ich mich auf den Weg zur Albergue municipal, wo man auf donativo (Spendenbasis) unterkommen kann. Doch niemand ist da. Die andere Herberge im Ort ist preislich wie ein Einzelzimmer in der kleinen Pension Casa Salvadora, die ich aufsuche. Nach einer erfrischenden Dusche wasche ich meine Kleidung.

Natürlich ist der Supermarkt während der Siesta geschlossen, also gönne ich mir ein Bier an einem Bartresen - die Fensterklappe wird nach unten geöffnet, und man steht direkt am Fußweg am Tresen.

Als ich später zum Supermarkt will...immer noch zu ... großes Volksfest Día de Andalucía[1] ... da bleibt sogar der SPAR-Markt für den Rest des Tages geschlossen!

Ein Beitrag des Pilgers


  1. Heute wird hier in Andalusien der Día de Andalucía, der Nationalfeiertag dieser Region, gefeiert. An diesem Tag wird die Autonomie und kulturelle Vielfalt Andalusiens zelebriert. Die Straßen sind festlich geschmückt, und die Atmosphäre ist lebendig. Überall finden Veranstaltungen statt, von Paraden bis hin zu kulturellen Aufführungen. Es ist eine Gelegenheit für die Gemeinschaft, zusammenzukommen und ihre Identität zu feiern. Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Traditionen begehen diesen Tag gemeinsam.

Ein Service der Schattenredaktion

Tag 3 von Castilblanco de los Aroyos nach Almaden de la Plata

der Morgen an der Straße
die römische Vergangenheit ist sichtbar
eine alte Korkeiche im Nationalpark
der Baum hat schon mal Feuer verspührt
im Nationalpark ein super Weg
Gruppenfoto mit einem sehr netten Feuerwehrmann - Francesco Jose
Blick im Nationalpark
da noch hoch
letzter Blick in den Nationalpark
das Tagesziel Almaden de la Plata
fast reife Oliven die schon runter fallen
Croqueta de rabo de toro


Heute starte ich früh... Frühstück in einer Bar mit Jamón, dem Schinken vom iberischen Eichelmastschwein. Lecker!

Zwar ist es kühl, aber nach wenigen Metern greift die Muskelheizung.

Es geht lange an der Straße entlang, und ich verpasse, dass ein Weg neben der Straße für die Pilger vorbereitet wurde.

Zur halben Tagesstrecke pausiere ich mit Brot und Wurst, und Pepe, ein Spanier aus Sevilla, der in der ersten Herberge war, kommt vorbei. Großes Hallo! Dann gesellt sich auch noch Costanza aus Italien zu uns, und gemeinsam schlagen wir den Weg in den Nationalpark ein.

Herrlich! Es ist heiß (für mich), und wir kommen an der Feuerwache des Nationalparks vorbei. Pepe geht zu dem Feuerwehrmann, der Dienst hat, und fragt nach Kaffee. Wir bekommen Kaffee und haben ein nettes Gespräch.

Weiter geht es durch herrlichen Wald, bis ein sehr steiler Anstieg vor uns liegt. Keine Pause, sonst kommt man aus dem Tritt. Oben angekommen erwartet uns eine herrliche Aussicht, und nach 200 m (Distanz, nicht Höhe) erreichen wir unser Ziel.

Nach dem üblichen Prozedere in der Herberge geht es zum Zielbier in eine Bar. Die Küche ist geschlossen, aber Pepe bequatscht den Wirt, und wir bekommen einen herrlichen Snack: Käse, Jamón und Croqueta de rabo de toro. Kroketten ohne Kartoffeln, dafür mit ganz feinem Fleisch vom Ochsenschwanz. Absolut genial!

Vorsicht in Galizien, dort bezeichnet man mit diesem Wort den anderen Ochsenschwanz! Gut, dass Pepe mir das mit auf den Weg gegeben hat.

Dann gesellt sich noch Benedikt dazu, und im Supermarkt, der dem Feuerwehrmann gehört (Kaffee), besorgen wir Zutaten für einen Salat.

Ich reduziere lieber mein Gepäck und nehme Nudeln, die ich mir auf dem Camino del Norte gekauft hatte - MHD 9.2023.

Ein Beitrag des Pilgers


Die Schattenredaktion fragt sich, was ist Croqueta de rabo de toro[1]?

  1. Die Croqueta de rabo de toro ist eine traditionelle spanische Delikatesse, die aus dem Fleisch vom Ochsenschwanz zubereitet wird. Dabei handelt es sich um Kroketten, bei denen das Fleisch vom Ochsenschwanz zu einer cremigen Masse verarbeitet und frittiert wird. Die Kroketten sind außen knusprig und innen zart und saftig. Sie werden oft als Vorspeise oder Tapas serviert und sind für ihren reichen Geschmack und ihre zarte Textur bekannt.

Ein Service der Schattenredaktion

Tag 4 - von Almaden de la Plata nach Monestereo

ein Blick in den Morgen
doch noch Pferde in Andanlusien
hier gibts gleich Frühstück
ab jetzt in der Extremadura
die Iberischen Eichelmastschweine
Ein ungewöhnlicher Wegweiser.
ein Blick zur Seite
der letzte Anstieg

Heute wache ich um 6:30 Uhr auf und schleiche mich leise in den Aufenthaltsraum, da die anderen scheinbar noch schlafen.

Dort erscheint auch Costanza und tut dasselbe. Ich trinke einen Kaffee und dann machen wir uns wieder auf den Weg. Es ist kalt und windig, aber wir kommen gut voran.

Endlich sehe ich Pferde... Das hatte ich eigentlich schon viel früher erwartet, insbesondere in Andalusien, wo diese Tiere so stark mit der Kultur und Tradition verbunden sind.

Nach 14 Kilometern erreichen wir Real de la Jara und gönnen uns einen Café con Leche. Ich bestelle dazu eine Tostada de Aceite con Queso - ein getoastetes Brötchen mit Olivenöl und Käse. Als wir aufbrechen wollen, erscheint Pepe, und wir helfen ihm beim Café con Leche.

Zu dritt gehen wir weiter und sehen iberische Eichelmastschweine, die "Urheber" des Jamón, dem besten Schinken der Welt!

Dann überqueren wir die Grenze zur Extremadura[1]. Zwar geht es weiter auf und ab, aber ein Mix aus Englisch, Spanisch und ein wenig Deutsch macht den Weg einfacher!

Dann ein Test für 10 Minuten wie im Mittelalter: Kein Englisch! Die beiden kommen gut klar, aber ich bin außen vor...

Das Wandern in dieser herrlichen Natur ist einfach genial!

Plötzlich bleibt Costanza stehen und bittet uns weiterzugehen. Sie setzt sich ins Gras, und ich verlasse mit Pepe ihren Sichtbereich. (Später erfahren wir, dass sie vor Glück geschrien hat... das ist der Camino!)

An einer Tankstelle gibt es noch einen Café con Leche[2], und dann führt der Weg weiter neben der Straße... meist bergauf...

Wir treffen eine tschechische Familie mit drei Kindern (das jüngste kann noch nicht laufen) und einem Joggerwagen. Der Papa hat einen riesigen Rucksack. Nach einem kurzen Plausch starten wir zum letzten großen Anstieg.

Pepe wirkt plötzlich ziemlich erschöpft und setzt sich auf einen großen Felsbrocken... Seine Muskeln scheinen verrückt zu spielen! Doch ein Geistesblitz überkommt mich, und ich krame Traubenzucker aus meinem Rucksack hervor. Nur 10 Sekunden später steht er mit neuer Energie auf und bewältigt die letzten Höhenmeter ohne Probleme... Ein riesiges Dankeschön geht an Birgit S.!!!

Am Ortseingang klingelt Pepes Telefon, Costanza ist schon in der Herberge und hat uns beim Kaffee überholt!

Eine super Herberge! Nach den üblichen Prozeduren (Duschen, Wäsche waschen) gehen wir in eine Bar für einen Snack.

Dann ab in den Supermarkt für das Abendessen. Pepe und Costanza haben genaue Vorstellungen - viel Gemüse.

Aber Pepe ist Spanier, also gehen wir gleich zum Fleischer, und wir bekommen den besten Jamón! Ich teile mein Wissen über den besten Jamón, und Pepe ist misstrauisch. Er fragt die Inhaberin und fällt fast vor mir auf die Knie... Schwarzes Plastikband bedeutet die allerbeste Sorte: Iberisches (schwarzes) Schwein, freilebend, in riesigem Gebiet, ausschließlich Eichelmast, und das alles in Spanien! Das macht ca. 800€ pro Schinken! ... und da sagt mal einer, Fernsehen macht dumm!

So gibt es ein königliches Abendessen, und dann gesellen sich noch eine Spanierin und eine Deutsche dazu. Als sie hören, dass Lea heute Geburtstag hat, stoßen wir darauf an!

Ach ja, die erste Blase - zwischen zwei Zehen! Ein Beitrag des Pilgers


  1. Die Extremadura ist eine Region im Westen Spaniens, die für ihre atemberaubende Landschaft, reiche Geschichte und kulinarische Vielfalt bekannt ist. Sie grenzt im Westen an Portugal und ist von Gebirgen, Flüssen und weiten Ebenen geprägt. Die Region ist berühmt für ihre historischen Städte wie Mérida, Cáceres und Trujillo, die mit beeindruckenden architektonischen Schätzen aus der Römerzeit und dem Mittelalter aufwarten können. Die Extremadura ist auch ein Paradies für Naturliebhaber, mit Nationalparks wie dem Parque Nacional de Monfragüe, der eine Vielzahl von Wildtieren beherbergt. In kulinarischer Hinsicht ist die Extremadura für ihre traditionellen Gerichte wie den "Jamon Ibérico" (Iberischer Schinken) und die "Migas Extremeñas" (eine Art Semmelbröselgericht) bekannt.
  2. Um Café con Leche zuzubereiten, wird zunächst eine Tasse starken Kaffee aufgebrüht. Dies kann mit einer Espressomaschine, einem Kaffeefilter oder einer Kaffeemaschine erfolgen. Anschließend wird die gleiche Menge an heißer Milch hinzugefügt, um das Getränk zu vervollständigen. Die Milch kann entweder geschäumt oder einfach erhitzt sein, je nach persönlicher Vorliebe. In einigen Regionen Spaniens wird dem Café con Leche auch eine Prise Zucker hinzugefügt, um eine leicht süße Note zu erhalten. Nach dem Servieren kann das Getränk nach Belieben mit Zimt bestreut werden. Café con Leche wird oft mit einem Croissant, Toast oder anderen Backwaren als Frühstück oder Snack genossen. Es ist ein beliebtes Getränk, das die Spanier genießen, um den Tag zu beginnen oder eine kleine Pause einzulegen.
Mein Fundstück des Tages


  • Was die Schattenredaktion so alles findet ;-)

Ein Service der Schattenredaktion

Tag 5 - von Monestereo nach Calzadilla de los Barros

Blick am Morgen
ja sanfthügelig
Wolken Wind und starker Niesel

Pepe ist heute vor mir auf den Beinen... Ich stehe wenig später auch auf und koche Kaffeewasser. Das Ceranfeld und ein alter Wasserkessel mit bereits gerundetem Boden sind energetisch der Supergau!

Auf den Tisch kommen die Reste von gestern: Jamon und Queso (genialer Schinken und Käse), dazu spanische Cracker. Auch Costanzia erscheint, und bald starten wir zu dritt.

Die gestern gewaschenen Socken sind gerade so nutzbar, ohne dass die Füße zusätzlich aufweichen - der Schleuder sei Dank!

Es ist windig, und es nieselt öfter für ein paar Minuten. Die neue Regenjacke ist super!

"Großer Dank an den Navigator (mein bisheriger Outdoorladen) in Zwickau .... Ruhe in Frieden!"

Mir wird es schnell zu warm, obwohl ich die Jacke geöffnet trage. Zum Glück kommt dann doch mehr Sonne, und ich kann sie mir über den Rucksack binden, bevor ich anfange zu schwitzen.

Immer wieder muss der Rucksack runter, um die Regenjacke anzuziehen.

Dann endlich länger Sonne, und die Jacke ist um Schultern und Rucksack gebunden. Sie schützt etwas vor dem starken Wind.

Die Zeit vergeht angenehm, da der Plausch mit Pepe mir mehr Spanischkenntnisse vermittelt... Hoffentlich bleiben die nicht nur ein paar Minuten in meinem Kopf: Samstag und (Wander-) Schuhe sind vom Hören her das gleiche Wort mit unterschiedlicher Betonung!

So bei 16 Kilometern brauche ich doch eine Pause, setze mich auf einen Steinbrocken und lasse die anderen ziehen. Obwohl ich das Gefühl habe, weggeblasen zu werden, tut es gut... vor allem den Fußsohlen. Die Blase ist erträglich.

10 Minuten später bin ich wieder unterwegs. Es geht vorbei an einer Art Bauernhof mit schwarzen Schweinen (Jamon Klasse gelb denke ich), und ich betrete Fuente de Cantos.

Da klingelt mein Telefon - Pepe schickt mir den Standort der Bar, wo sie sitzen.

So folge ich Google Maps und nicht meinem Verstand...

Als ich endlich misstrauisch werde, hilft mir ein Anwohner - ich bin ca. 200 Meter zu weit gegangen! Mein Standort wurde nicht aktualisiert, und es gab keine Warnung.

Dann endlich... Café con leche, und Pepe gibt mir für meine Bestellung auf Spanisch 9,5 von 10 Punkten. Ich muss aufpassen, dass ich hier nicht noch eine Steuernummer als Spanier kriege!

Wir bemerken nicht, dass es ein paar Minuten ordentlich regnet. Beim Start gibt es mäßig Sonne. Auf dem Weg nach Calzadilla de los Barros, unserem Tagesziel, kommt noch ein wenig Wasser - von der Seite(!) und ich lerne, dass im Italienischen das Wort "Calzone" nicht nur für "zusammengeklappte Pizza" benutzt wird, sondern auch für etwas längere Männerschüpfer bis hin zu Boxershorts!

Am Ende des Ortes, an höchster und windexponiertester Stelle, ist die Herberge. Zwei Frauen, die letzte Nacht mit uns angestoßen haben, und ein Italiener sind schon da.

Es ist wieder sehr sauber, und das Duschwasser ist heiß. Da aber Samstag ist, hat der Dorfladen zu.

Ich spendiere Brühwürfel zum Aufwärmen, Pepe ist begeistert, kannte er noch nicht.

Beim Duschen sehe ich, dass sich die Blase von gestern langsam Richtung Zehennagel ausbreitet, wo sie unterwegs leicht aufgehen kann. Also Haut abtragen und Hydrokolloidverband drauf.

In Umgangssprache: Abschneiden der Haut, so dass das blutig erscheinende rohe Fleisch (eigentlich nur die nächste Hautschicht) frei liegt, und dann Compeed[1] drauf.

Damit habe ich 2017 gute Erfahrung gemacht.

Der Wind pfeift durch alle Ritzen, die er findet, keine Heizung, aber ich finde es gemütlich. Die Bar (3 Minuten Fußweg) öffnet erst um 21:00 die Küche, und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich dann noch dorthin will... Ich habe ja noch meine Notrationen!

Hey Schattenredaktion: Die Tasse brauche ich!!!! Noch besser wäre ein T-Shirt in Blau mit gelbem Aufdruck (typisch Camino). Ein Beitrag des Pilgers


  1. Compeed ist eine Marke für Blasenpflaster und andere Produkte zur Behandlung von Blasen, Schwielen und anderen Hautirritationen. Die Pflaster bestehen aus einem speziellen Gel, das Feuchtigkeit speichert und eine schützende Barriere über der betroffenen Stelle bildet. Dies hilft, die Heilung zu beschleunigen und Schmerzen zu lindern, indem es Reibung reduziert und die betroffene Stelle vor weiteren Irritationen schützt. Compeed-Pflaster sind besonders beliebt bei Wanderern, Läufern und anderen Personen, die viel Zeit in Schuhen verbringen und anfällig für Blasenbildung sind.

Ein Service der Schattenredaktion

Tag 6 - von Calzadilla de los Barros nach Los Santos de Maimona

das soll eine Fuhrt sein!
frische Fußspuren auf dem Weg - ein Lux.
Blick aus der Bar in Pueblo de Sancho Perez
man sieht das römische Erbe - Olivenbäume neben Weinstöcken
der erste Blick auf Los Santos de Maimona

Nachdem ich mich gestern der Delegation zur Bar doch noch angeschlossen hatte, war der Wind plötzlich weg! Also ging es die 200 Meter in Tefa-Sandalen durch die Nacht (Küche ab 21:00 Uhr geöffnet). Super Essen! Und dann ab in die Herberge! Das Bett ruft.

Am Morgen ist es sehr windig und noch dunkel. Also koche ich Kaffeewasser in der Mikrowelle und packe dann meine Sachen. Ich wechsle das Blasenpflaster, da es schon "suppt".

Costanzia startet früher, weil sie 14 Kilometer mehr schaffen möchte – ein bisschen Zeitdruck.

Als es heller wird, starten auch Pepe und ich. Und die Wolken sind weg! Es ist für mich schwierig, die beste Position für die Jacke zu finden – Windschutz gegen Schwitzen.

Plötzlich stehen wir an einem Tor, und der Blick aufs Navi sagt: falsch abgebogen! Zurück an der Gabelung, finden wir einen Stein mit gelbem Pfeil im Gras, verdreht, so dass man ihn erst sieht, wenn man vorbei ist. Ich korrigiere das, und es geht weiter – mindestens einen Kilometer mehr! Dann kommen wir an eine Stelle, die als Furt beschrieben wird – ein riesiges Matschloch mit mehr als 30 cm Wasser oben drauf. Wir meistern es gekonnt über wacklige Steine.

Wegen der vielen Tierspuren auf dem Weg fragen wir einen alten Bauern, was hier an Wildtieren lebt: Die Spuren wären von Wölfen und Luchsen...

Gegen 11:00 Uhr mache ich eine Pause auf einer Mauer, und Pepe geht weiter. Wir treffen am nächsten Ortseingang wieder zusammen und genehmigen uns einen Café con Leche und eine große getoastete Semmel mit Olivenöl und Tomate.

Nach 5 Kilometern erreichen wir La Santos de Maimona und gehen zur Polizei. Dort bekommen wir den Code für die gute öffentliche Herberge und den Stempel. Die Polizisten tragen schussichere Westen, sind aber super freundlich! Ein Beitrag des Pilgers

Tag 07 - von Los Santos de Maimona nach Villafranca de los Barros

der Morgen
Frühstück
das Wetter wird etwas besser
der Pilger muß im Regen auffallen
Weinstöcke und dahinter Olivenbäume
Wiese nach dem Regen

Nach einer erholsamen Nacht wache ich auf, als Pepe auch aufsteht. Gemeinsam packen wir unsere Rucksäcke und lassen sie in der Herberge, bevor wir zum Frühstück aufbrechen.

Wir sind heute wieder auf der Suche nach einem Frühstück... Der Hinweis eines Müllmannes führt uns zu einer verschlossenen Tür. Diese Tür führt zu einer Genossenschaft, wo das Olivenöl für deren Mitglieder gepresst wird. Dort bekommen wir den Tipp für ein Hotel was nur 600 Meter entfernt ist. Auf dem Weg dort hin stoßen wir auf eine Bar. Pepe stellt mich als deutschen Pilger vor, der gerne lokale Spezialitäten probiert. Bei einem getoasteten Brötchen mit undefiniertem Aufstrich erklärt man mir, dass es sich um eine Art Leberwurst vom Iberischen Eichelmastschwein handelt, bei der das Fett in der Wurst rot aussieht. Es schmeckt so fantastisch, dass ich leider vergessen habe, ein Foto für euch zu machen. Beim zweiten Brötchen kombinieren wir Knoblauch mit frisch zerquetschter Tomate und Olivenöl. Ich lege dann noch ein paar Scheiben des übrig gebliebenen Knoblauchs obendrauf.

Dann gehen wieder zu unserer letzten Herberge und machen uns mit dem Reisegepäck auf den Weg. Es fängt stark zu tröpfeln an, und ich packe den Regenponcho aus. Zum Glück hält sich der Wind in Grenzen. Als der Regen endet, bleiben noch Pfützen und Matsch (spanisch: Fango). Die Gegend ist einigermaßen flach, und überall sind Weinstöcke und Olivenbäume. Der Spanischunterricht geht weiter - rechts und links kann ich schon unterscheiden und hoffentlich auch behalten.

In Villafranca angekommen trinken wir Café con Leche und beratschlagen uns. So entscheiden wir, nach 16 Kilometern zu Fuß hier zu bleiben, zugunsten von Waschmaschine und Trockner.

Nachdem die üblichen Dinge erledigt sind, gehen wir mit einem anderen Deutschen in eine Bar und essen Tapa Gambos al Ajillo[1]. Große Krabben in einer Knoblauch-, Olivenöl- und Chilisoße! Es ist wirklich super, einen "Speiseführer" dabei zu haben! Ein Beitrag des Pilgers


  1. Tapa Gambas al Ajillo ist ein spanisches Gericht, das aus Garnelen (Gambas ) in Knoblauch (Ajillo) zubereitet wird. Die Garnelen werden in Olivenöl gebraten und mit reichlich gehacktem Knoblauch verfeinert. Oft wird auch etwas Chili hinzugefügt, um dem Gericht eine pikante Note zu verleihen. Es ist eine beliebte Vorspeise oder Tapas in Spanien und wird typischerweise mit Brot serviert, um die köstliche Knoblauch-Öl-Sauce aufzusaugen.

Tag 08 - von Villfranca de los Barros nach Torremejia

rechts und links Weinstöcke so weit man sehen kann
halbe Tagestrecke Blick zurück
Pausenplatz
da hinten ist das Tagesziel

Diese Nacht gab es bis zu drei laut schnarchende Schläfer. Die Füße beschweren sich beim Anziehen der Schuhe, haben aber keine Wahl.

Die erste Bar ermöglicht ein Frühstück - Migas[1], in dieser Gegend vegetarisch, später auf dem Weg mit Chorizo oder auch mit Sardinen - war gut.

Heute geht es bei geringem Wind sehr eben dahin. Die Sonne gibt sich ordentlich Mühe. Auf halber Strecke ist eine Rastmöglichkeit ohne Wasserhahn.

Zwei Männer auf ihrem täglichen Spaziergang setzen sich zu uns, und einer weiß meinen Vornamen den Wikingern zuzuordnen - Pepe ist überrascht.

Später kommt ein älterer Mann mit dem Fahrrad uns entgegen. Er ist regelrecht winterlich vermummt - ich würde bei den Temperaturen, so bekleidet, nach 20 Metern vom Fahrrad fallen! Er bietet mir eine Jacke an.

Als der erste Blick auf Torremejia zu erhaschen ist, fragen wir uns, ob es doch gleich bis Mérida weitergehen soll - und verschieben die Entscheidung in die erste Bar.

Kurz vor dem Ort unterqueren wir die Bahnstrecke, und der nächste Abzweig ist schwierig zu finden.

Endlich der Ortseingang, aber es wirkt fast wie ausgestorben. Ab zur Bar, wo schon ein Deutscher sitzt. Pepe schmerzen die Füße (von meinen will ich nicht anfangen), und mein rechter Schienbeinkopf ist auch recht laut. So beschließen wir, dass 26 Kilometer genügen, und gehen zur Herberge. Morgen erstmal 16 Kilometer bis Mérida, und dann mal sehen.


  1. Migas ist ein traditionelles Gericht in der spanischen Küche, das hauptsächlich aus Brotkrumen und verschiedenen Zutaten zubereitet wird. Die Basis besteht aus altem Brot, das in Stücke zerbrochen oder zerrieben wird. Diese Brotkrumen werden dann in Olivenöl gebraten, bis sie knusprig und goldbraun sind.
    Je nach Region und Vorlieben können verschiedene Zutaten hinzugefügt werden, wie zum Beispiel Chorizo, Speck, Paprika, Knoblauch oder Sardinen. Migas werden oft als herzhaftes Frühstück oder als Hauptgericht serviert und sind besonders beliebt in den ländlichen Gebieten Spaniens, insbesondere in der Extremadura, Andalusien und Kastilien-La Mancha.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 09 - von Torremejia nach Aljucen

Blick nach vorn
das soll eine Furt sein
der Wein treibt aus
Römerbrücke in Mérida
alte Stadmauer
Abschied in Mérida
das gilt als Winter
Blick aufs Tagesziel

Ein schöner Morgen beginnt. Nachdem wir gepackt haben, gehen wir in die Bar zum Frühstück. Pepe braucht noch etwas Zeit, also bestelle ich mir mein bekanntes Bocadillo de Queso[1]. Bald gesellen sich drei Deutsche dazu, und auch Pepe kommt hinzu. Gegen 8:30 Uhr brechen wir endlich auf. Wir müssen einige Kilometer auf der Straßen latschen, da der original Pilgerweg teilweise durch Matsch, große Wasserlachen und Baustellen blockiert ist. Das Wetter ist großartig, und es stehen keine großen Hügel bevor. So erreichen wir gegen 12:00 Uhr Mérida und gönnen uns einen Café con Leche. Meine Füße fühlen sich gut an, und ich beschließe, weitere 16 Kilometer anzuhängen. Hans-Peter bleibt heute hier, und Pepe hat eine Mitfahrgelegenheit nach Lissabon organisiert. Wir verabschieden uns herzlich, und ich verlasse Mérida alleine.

Eine sanfte Auf- und Abwärtsbewegung entlang einer Straße führt mich zu einem Stausee, wo ich einige Minuten Pause mache. Die Straße wird schlechter, aber die Natur ist wunderschön! Als der Weg von der Straße abweicht, treffe ich immer wieder auf große Pfützen, die jedoch leicht zu umgehen sind. Keine Autos, nur Schafgeblöke und Vogelgezwitscher dringen an mein Ohr.

Auf einer Anhöhe wird der nächste Ort in einem Kilometer angekündigt. Dann sind es noch 2,5 Kilometer, und ich erreiche Aljucén.

Alles scheint wie ausgestorben, und ich klingele an einem typisch pilgermäßig verzierten Tor: rechts herum und dann hoch. Ich suche den Eingang und schaue in mein Buch. Dann öffnet sich ein Fenster: Bist du Deutscher? Um 18:00 Uhr öffnet die Bar, dort kannst du einchecken und auch essen.

Ich lasse meinen Rucksack dort und warte jetzt eine halbe Stunde...


  1. Ein Bocadillo de Queso ist ein einfaches, aber köstliches spanisches Sandwich, das mit Käse gefüllt ist. Es besteht normalerweise aus einem Baguette oder einem anderen Brot, das längs aufgeschnitten wird und dann mit Scheiben oder Stücken von Käse belegt wird. Oft wird das Sandwich leicht geröstet oder gegrillt, um den Käse zu schmelzen und das Brot knusprig zu machen. Es ist eine beliebte Wahl für ein schnelles Frühstück, Mittagessen oder Snack in Spanien.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 10 - von Aljucen nach Alcúescar

der Morgen sieht herrlich aus
Pilgerbrücke mitten im Nichts

Gegen fünf Uhr dreißig werde ich von einem rhythmischen Geräusch geweckt, das sich wie "Taktaktaktak" anhört und sich viele Male wiederholt. Als ich nachschaue, werde ich freundlich von drei scheinbar südamerikanischen Arbeitern begrüßt, die gerade ihr Essen für den ganzen Tag vorbereiten. Ich entscheide mich, den Unterschied zwischen einer Axt und einem Messer nicht zu erklären und lege mich noch einmal hin.

Gegen sieben Uhr verlasse ich die Herberge in Richtung Bar. Dort sitzt bereits eine Holländerin, und später gesellt sich noch ein Franzose dazu. Der Himmel bietet einen atemberaubenden Anblick! Zunächst geht es entlang der Straße, bevor ich nach rechts durch die Pampa abbiege. Bald beginnt es sporadisch zu nieseln, und ich hole mein Regencape aus dem Rucksack. Anfangs kann ich es immer wieder zurückklappen und die wunderschöne Umgebung gut sehen. Dann wird es feuchter, und schließlich setzt ein richtig ordentlicher Regen ein. Ich gehe etwas langsamer, um weniger zu schwitzen unter dem Cape. Nun kommt ordentlich Wind auf, und meine Hosenbeine sind so nass, dass das Wasser in meine Schuhe läuft. Der Kapillareffekt saugt trotz meiner Outdoorhose das Wasser fast bis zu den Hosentaschen hoch. Meine Hände sind kalt, und der Wind wechselt ständig die Richtung!

Als ich den nächsten Ort erreiche, sehne ich mich nur noch nach einem trockenen und warmen Ort. Meine Augen fixieren ein Tankstellenschild (ungefähr siebenhundert Meter entfernt), und ich stapfe bei einigen Autos entgegen dem Verkehr darauf zu. Eine Einfahrt zuvor entdecke ich eine Bar mit einem Schild, das verdächtig nach Hostel aussieht. Es ist elf Uhr fünfundvierzig, und ich habe bereits zwanzig Kilometer zurückgelegt.

Bei einem Kaffee mit Kuchen werde ich gefragt, ob ich auf dem Camino bin. "Si!", antworte ich. Ich schaue mich um und frage nach einer Herberge. Tranquilo![1], sagt man mir und bedeutet mir, dass ich hier unterkommen kann. Bei diesem Wetter entscheide ich mich gegen die geplanten nächsten fünfzehn Kilometer und beziehe stattdessen ein Zimmer mit eigenem Bad.

Ich wringe meine Kleidung aus und krieche erst einmal zum Aufwärmen ins Bett. "Morgen ist auch noch ein Tag, und das Wetter soll wieder besser werden!"

Nach zwei Stunden Schlaf bin ich angenehm warm, und die Dusche nimmt die nassen Kleider auf. Vor der Tür höre ich Englisch mit deutschem oder niederländischem Akzent... Pilger in voller Montur! Und endlich hat auch der Regen aufgehört!


  1. Tranquilo ist ein spanisches Wort, das im Deutschen "ruhig" oder "entspannt" bedeutet. Es wird oft verwendet, um jemanden zu beruhigen oder ihm zu versichern, dass alles in Ordnung ist. In diesem Zusammenhang könnte es bedeuten, dass man sich keine Sorgen machen soll, da die Unterkunft verfügbar ist und alles in Ordnung ist.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 11 - von Alcúescar nach Cáceres

Der Morgen
Das ist der Weg. Der Wegweiser schaut kaum noch raus.
Der Weg führt über eine alte Römerbrücke
Die Burg wäre was für mich
Cáceres am Horizont

Gegen sechs Uhr dreißig weckt mich mein Telefon. Ich plane, um sieben Uhr zu frühstücken, um heute ordentlich Kilometer zu schaffen. Um halb acht starte ich und muss erst einmal überlegen. Da ich abseits des Ortes bin und über zwei Kilometer vom normalen Startpunkt entfernt bin, entscheide ich mich für die Straße. Der Wind pfeift, die Fußsohlen spüren den harten Straßenbelag, aber ich komme schnell voran. Es ist bedeckt und zum Teil neblig. Nach 15 Kilometern pausiere ich für fünf Minuten, und die Regenjacke hänge ich nun nur noch umgebunden über. Ein Radpilger ruft mir beim Überholen "Bon Camino" zu.

Nach weiteren elf Kilometern auf der Straße - der Weg neben der Straße war durch den Regen teilweise fast unpassierbar - finde ich in Aldea del Cano ein Restaurant und trinke... Café con Leche.

Später, nach einer kurzen Pause mit Brot und Wurst, setze ich meinen Weg noch weitere sechs Kilometern fort und steuere auf das Ziel zu. Cáceres[1] taucht auf, und ich durchquere ein hässliches Gewerbegebiet. Dann navigiere ich weiter und treffe kurz vor der anvisierten Herberge den italienischen Radfahrer vom Vormittag, der mir den Weg weist.

Nachdem ich angekommen bin, übergebe ich meine schmutzige Wäsche dem Personal. Dieser Service ist äußerst praktisch, insbesondere da das Wetter in den letzten Tagen feucht war und die Wäsche nicht draußen getrocknet werden konnte.

Dadurch habe ich jetzt Zeit, mich dem üblichen Pilgerfeierabend zu widmen. Das kann bedeuten, mit anderen Pilgern zu plaudern, Erfahrungen auszutauschen, oder einfach nur zu entspannen und sich auf den nächsten Tag vorzubereiten. Mal sehen was kommt!


  1. Cáceres ist eine historische Stadt im Westen Spaniens und die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Cáceres in der autonomen Region Extremadura. Die Stadt ist bekannt für ihre gut erhaltene mittelalterliche Architektur und ihr reiches kulturelles Erbe. Die Altstadt von Cáceres wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und zieht jedes Jahr Besucher aus der ganzen Welt an.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 12 - von Cáceres nach Cañaveral

nasser Morgen
Viehweiden mal Kühe mal Schafe
wunderschöne Gegend
Pause an den Meilensteinen der Römer
der Regen schlaucht zusätzlich
Sonne kommt wieder
Zielort erreicht

Ich liege seit 2:30 Uhr wach und drehe mich unruhig im Bett, schlummere aber immer wieder für kurze Abschnitte von etwa 10 Minuten ein. Offensichtlich bin ich zu früh eingeschlafen!

Gegen 7:00 Uhr verlasse ich schließlich die Herberge und mache mich auf die Suche nach der Bar, von der mir gesagt wurde, dass sie als einzige um diese Zeit Frühstück anbietet. Sie soll direkt am Weg liegen. Doch während meiner Suche beginnt es zu regnen... Also ziehe ich meinen Poncho und meine Regenhose an und mache mich weiter auf den Weg. Doch keine Bar in Sicht!

So geht es bergauf und bergab, ohne Frühstück. Nach etwa 10 Kilometern erreiche ich Casar de Cáceres und finde schließlich eine Bar, in der ich mich stärken kann.

Ich bemerke, dass die von mir geplante Unterkunft laut einer Webseite: www.gronze.com, geschlossen ist. In der Bar wird mir gesagt, dass es bei der nächsten Herberge ähnlich aussieht!

Zum Glück hat mein Zimmernachbar von letzter Nacht ein Foto mit aktuellen Telefonnummern geschickt.

Nach einer längeren Vorbereitung rufe ich in Cañaveral an und bekomme dort ein Bett zugesagt! Also mache ich mich um 11:00 Uhr, nach einer Stunde Pause, erneut auf den Weg.

Die Landschaft ist wunderschön und der Weg gut markiert! Nachdem die Sonne eine Weile geschienen hat, mache ich eine Pause an einer Stelle, wo die Römer ihre Meilensteine[1] gefertigt haben. Einige davon liegen immer noch dort!

Als ich endlich den Stausee erblicke, setzt erneut kräftiger Regen ein. Die Überquerung der Brücke über den ersten Zufluss des Stausees bei waagerechtem Regen ist nicht ohne! Aber als ich an der Autobahnauffahrt vorbeikomme, bricht die Sonne wieder durch die Wolken. Ich mache eine Pause von 20 Minuten, um meine Regenhose zu trocknen und wegzupacken. In Kombination mit meinem Regenponcho ist sie wirklich genial!

Ich passiere die nagelneue, aber geschlossene Herberge und habe noch einmal etwa 22 Kilometer geschafft.

Anstatt über hügeliges und aufgeweichtes Weideland zu gehen, entscheide ich mich, auf der Straße zu bleiben. Obwohl es bei gleicher Entfernung schneller und sicherer ist, muss ich dennoch öfter kurze Pausen einlegen. Die Entfernungsangaben auf den Straßenschildern sind nur grobe Schätzungen und nerven mich, da fast bei jedem Kilometer ein neues Schild auftaucht.

Ich spüre die Anstrengung, aber als ich das Ende des Stausees erreiche, würde ich am liebsten irgendwo biwakieren. Doch das Terrain ist zu durchweicht und der Boden zu nass, als dass ich dort hätte campen können.

Also geht es weiter: Ultrea[2]!

Ich kämpfe mich die letzten 150 Höhenmeter bergauf, langsam und stetig, aber es kostet viel Kraft - vor allem mental. Immer wieder mache ich eine kurze Rast auf der Leitplanke, bis ich endlich den Ortseingang erreiche. Die folgenden 500 Meter ziehen sich hin, aber schließlich erreiche ich die Herberge. Es ist 18:45 Uhr! Noch weitere 11 Kilometer geschafft. Wenn ich die Kommastellen nicht berücksichtige, bin ich etwa 45 Kilometer gelaufen. Kaum zu glauben, dass ich das vor sieben Jahren in Frankreich fast jeden Tag geschafft habe. Ok, damals war ich sieben Jahre jünger und schon einen Monat länger unterwegs...

Die Herberge ist super modern, neu und ich kann mich nach der Dusche hinlegen. Zwanzig Uhr öffnet das Restaurant, davor müssen die Füße hoch!

Ach ja, die Kurven in den Straßen sind so schräg, dass der Seitendruck mir eine weitere Blase beschert hat. Ein Beitrag des Pilgers


  1. Die Meilensteine sind römische Steinsäulen, die entlang der römischen Straßen platziert wurden, um die Entfernungen zu markieren und Reisenden Orientierungshilfe zu bieten. Sie sind mit Inschriften versehen, die die Entfernung zu bestimmten Städten oder Orten angeben. Sie spielten eine wichtige Rolle im römischen Straßennetz.
  2. Ultrea ist ein Wort, das oft auf dem Jakobsweg verwendet wird und aus dem Lateinischen stammt. Es bedeutet so viel wie "Gehe weiter" oder "Halte durch" und ermutigt die Pilger, trotz der Herausforderungen des Weges weiterzugehen und ihr Ziel zu erreichen. Es ist eine Art Motto oder Ermutigung, die Pilger auf ihrem Weg begleitet.

Ein Service der Schattenredaktion

Tag 13 - von Cañaveral nach Galisto

Blick am Morgen
Ich würde das Frühling nennen
geniale Gegend
Hier bin ich über - nein durch den Fluß
Schuhe um den Hals
Füße trocknen
Tagesziel in Sicht

Gestern Abend war das Zimmer so überheizt, dass ich darum bat, im Aufenthaltsraum zu schlafen. Der Hospitalero schloss mir gleich ein weiteres Zimmer auf, was kein Problem war, da ich keine Heizung wollte!

Heute Morgen fühle ich die Anstrengungen der vergangenen Tage nicht mehr so stark. Ich nehme mir Zeit, da nur etwa 30 Kilometer vor mir liegen.

Gegen 8:00 Uhr verlasse ich die Bar nach dem Frühstück. Der Originalweg macht seltsame Biegungen, und ich gerate auf eine falsche Strecke, erreiche aber schließlich die Straße und mache einen Umweg, um noch einen Kaffee zu trinken.

Wieder auf dem Weg durchquere ich eine herrliche Landschaft! Der Boden ist sehr aufgeweicht, aber ich kann ja langsamer gehen.

Gegen 11:30 Uhr mache ich eine Pause und werde von einem älteren Italiener überholt, den ich aus der letzten Herberge kenne.

Später, auf eine Hügel mit Blick auf einen Stausee - Embalse de Arroyo Bocerron - sehe ich einen wild gestikulierenden Pilger. Er signalisiert mir, dass wir den Fluss schwimmend überqueren müssen, und droht damit, die Polizei zu rufen, falls der Italiener von vorhin nicht auf der anderen Seite auftaucht.

Ich gehe weiter, und tatsächlich sieht die Lage nicht gut aus! Es ist nicht möglich, dem Fluss zu folgen, also untersuche ich die Situation genauer: Große Felsbrocken (die übliche Hilfe) sind 40 Zentimeter unter Wasser. Ich ziehe meine Schuhe und Socken aus, krempel meine Hosenbeine hoch und taste mich vorsichtig in den Fluss. Er fließt so schnell, dass er mir einen Stock wegzieht -ich halte ihn fest am Griff! Aber da ich jeden Schritt erst mache, wenn ich sicher im Flussbett stehe, habe ich keine Probleme.

Auf der anderen Seite angekommen, entfährt mir ein Freudenschrei. Der letzte ist über 10 Jahre her!

Noch 100 Meter barfuß, dann kann ich mich setzen, meine Füße trocknen, eincremen und weiter geht's! Nach 500 Metern auf der Straße kehre ich wieder auf Feldwege zurück und erreiche nach weitern ca. 12 Kilometern Galisto'.

Der Mann vom Hügel wird vom Hospitalero mit dem Auto gebracht!

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 14 - von Galisto nach Oliva de Plasecia

der Morgen
traumhafte Korkeichenhaine
immer an der Mauer entlang

Diese Nacht ist sehr warm, die Heizung läuft, und das später einsetzende "Schnarchkonzert" drängt mich, gegen 1.00 Uhr in den Aufenthaltsraum umzuziehen.

Noch vor 5.00 Uhr beginnt einer der Spanier, seine Sachen aus dem Schlafraum zu holen, aber das stört nicht, sein ununterbrochenes Reden schon!

Nach einem schlechten Frühstück (Migas als Fertigprodukt für die Mikrowelle) in der Bar breche ich gegen 7.30 Uhr auf den Weg auf. Walter, der Italiener mit teilweise deutschen Wurzeln, und ich ziehen gemeinsam los. In Carcaboso (11 km) gönnen wir uns dann ein richtiges Frühstück.

Walter geht noch zur Apotheke und ich starte allein.

Nach dem Ort geht es an einem kleinen Kanal entlang und dann wieder durch ein Tor. An einer Steinmauer entlang geht es jetzt mehrere Stunden durch Korkeichenhaine, die absolut bezaubernd sind! Nur der Boden ist völlig aufgeweicht. Auch kommen immer wieder Wiesenbäche und Wiesen, die zum Bach geworden sind, in den Weg - zum Teil mehrere Meter breit und oft 30 cm tief.

Über Trittsteine und durch das Suchen festerer Bodenstücke komme ich durch, ohne dass mir Wasser in die Schuhe läuft - Walter hat weniger Glück und lacht mir zu "Peregrinos!"

Der weiche Boden hebt die Wirkung meiner Wanderstöcke in Bezug auf die Entlastung meiner Füße und Knie auf. Aber man sinkt durch die Stöcke weniger ein.

Nach 26 km, hieß es gestern Abend, könnte man sich von den Herbergseltern mit dem Auto abholen lassen, weil die Unterkunft 6,5 km abseits vom Weg liegt. Die stellen sich aber stur, wir müssen die zusätzliche Strecke zu Fuß gehen kommen beim Erreichen der Herberge auf 31 Kilometer.

Schnell noch in die Bar zum Essen und dann zurück unter die Dusche.

Achtung nur für die hartgesottenen Leser: Gestern ist mir ein super Wanderschlüpfer vom ersten Camino gerissen - ich muss jetzt bis Salamanca mit einem auskommen!

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 15 - von Oliva de Plasecia nach Baños de Montemayor

herrlich kühler Morgen
Störche an der Strecke
Wegzeichen mit Warnung vor Straßen
schneebedeckte Gipfel
Blick zurück in die Ebene der Extremadura
herrliche Gegend
zum Glück gehts nur über einen Bergsattel
alte Brücke in Aldeanueva del Camino
Blick auf Tagesziel

In dieser Nacht war wieder die Heizung an ... aber ich hatte ein dünnes Laken zum Zudecken ... das ging gut!

Gegen 6.30 Uhr stehe ich auf und mache mir einen Instantkaffee aus meinem Rucksack. Mit Walter breche ich gemeinsam auf. Wir hatten beide die Idee, nicht die 6 Kilometer Straße zurück zum Weg zu gehen, sondern Richtung Autobahn und Landstraße zu gehen, dann ein kleines Frühstück und weiter auf der Landstraße. Damit sparen wir nur die Rückwegkilometer. Es sind 2 Grad Celsius und die Sonne will herauskommen. Beim Frühstück stellen wir fest, dass hier irgendwo der ursprüngliche Weg parallel zur Straße verlaufen soll.

Dann, nachdem wir 100 Meter auf der Straße gegangen sind, hält ein Auto mitten auf der Straße an und ein Polizist steigt aus: Die alte Bahnlinie, links von der Straße, ist der alte Weg Via naturalis de la Plata! Also gehen wir ein kleines Stück zurück um dann auf angenehmerem Boden die nächsten reichlich 15 Kilometer zu pilgern. Es geht leicht bergauf, und zwar ganz kontinuierlich. Angenehm für die ehemalige Eisenbahn und den Pilger! Auch wurde die Bahnstrecke öfers tiefer gelegt, sodass wir immer wieder Schatten haben. Die Gegend ist herrlich, mit Blick auf die teils schneebedeckten Gipfel des Kantabrischen Scheidegebirges. Freilaufende Schweine, Kühe und Schafe sind wieder Gaffer am Wegesrand.

Kurz vor Aldeanueva del Camino stoßen wir wieder auf den offiziellen Camino. Im Ort mühen sich gerade zwei Arbeiter vergeblich, ihren Hubwagen in einen LKW zu heben. Kurzerhand packe ich mit an und sie freuen sich. Als wir in der ersten Bar im Ort Mittagspause machen, kommt der LKW vorbei und der Fahrer grüßt überschwänglich.

Walter reserviert gleich die Herberge und schon starten wir für die letzten 10 Kilometer für den heutigen Tag. Alles Straßen zu latschen...! Dank nochmal an den netten Polizisten für die Streckenempfehlung!


Ein Beitrag des Pilgers

Tag 16 - von Baños de Montemayor nach Fuenterroble de Salvatierra

Blick zurück am Morgen
der Pilger verlässt die Extremadura
eine Herberge mitten in der Pampa - unvermutet
es wird flacher
mitten auf dem Weg

Auch in dieser Nacht läuft wieder die Heizung, und ich muss feststellen, dass die trockene Luft mein größtes Problem ist. Das Frühstück in der Herberge lässt zu wünschen übrig, und als ich nach einer geöffneten Bar suche, werde ich enttäuscht - keine in Sicht!

So verzögert sich mein Start etwas. Zunächst geht es ordentlich bergauf, und ich bleibe etwa einen Kilometer lang auf der Straße. Dann zeigt der Pfeil nach unten und ich passiere ich die Grenze zu Castilla y León - ich verlasse nun die Extremadura, mein zweites Gebiet.

Auch in den nächsten drei Ortschaften hat keine Bar geöffnet! Dennoch gönne ich mir in zwei der Orte eine kurze Pause. Heute ist der erste Tag mit ordentlich Sonnenschein, aber ohne Wind!

Gegen Mittag finde ich endlich eine offene Bar und bestelle mir ein Bocadillo de Mantequilla y Queso sowie ein alkoholfreies Bier. Ein netter Anruf aus der Heimat belebt mich zusätzlich.

Als ich dann den nächsten Ort erreiche, brauche ich wieder eine 10-minütige Pause. Dann kämpfe ich mich weiter, und als ich eine kleine Dorfstraße verlasse (20 Minuten später), muss ich erneut anhalten. Ich lege mich 15 Minuten lang auf einen großen Stein, esse meinen Apfel und lege die Füße hoch. Danach geht es mir besser. Google sagt mir, dass noch 7,5 Kilometer vor mir liegen, und ich komme wieder besser voran.

Endlich erreiche ich mein Tagesziel: Fuenterroble de Salvatierra. In einer Herberge per Donativo[1] finde ich Unterschlupf - die meisten Räume sind sehr rustikal. Im Schlafsaal stoße ich förmlich gegen eine Wand aus Hitze: Sie haben den Ofen so angeheizt, dass es sich anfühlt wie in einer Sauna! Also suche ich das entfernteste freie Bett und überlege mir eine alternative Schlafstätte. Der Hospitalero erklärt mir, dass sie in der vergangenen Nacht 5 Grad Minus hatten ... na, mal sehen!


  1. Per Donativo ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit Herbergen entlang des Jakobswegs oder anderer Pilgerwege verwendet wird. Er bedeutet wörtlich per Spende oder durch Spende. In solchen Herbergen zahlen Pilger einen freiwilligen Beitrag für ihre Unterkunft und Verpflegung, der auf Spendenbasis beruht. Es gibt keinen festgelegten Preis, sondern die Pilger geben einen Betrag, den sie für angemessen halten oder den sie sich leisten können. Dieses System ermöglicht es, dass auch Pilger mit geringem Budget die Unterkunft nutzen können und fördert eine gemeinschaftliche und unterstützende Atmosphäre entlang des Pilgerwegs.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 17- von Fuenterroble de Salvatierra nach Morille

nebliger Morgen
Vogelhaus als Wegweiser
Herberge am Ziel

Nach einem köstlichen Abendessen in gemütlicher Runde war der Schlafraum gestern Abend zum Glück wieder einigermaßen abgekühlt (siehe Text von gestern abend). Und ich bin froh, dass jemand in der Nacht vergeblich versucht, das Feuer erneut zu entfachen.

Das gemeinsame Frühstück ist gut und der Kaffee reichlich. So mache ich mich in einen nebligen Morgen auf den Weg. Schnell wird mir in meiner Jacke zu warm, also hänge ich sie mir über den Rucksack. Ich wandere lange auf teils schlammigen Pfaden durch Felder und Wälder. Es nieselt immer wieder, und obwohl ich mir meinen Regenponcho griffbereit an den Rucksack gehängt habe, benötige ich ihn letztendlich nicht.

Als ich an eine Alternativstrecke gelange – den offiziellen Weg für Radfahrer oder bei schlechtem Wetter für alle – entscheide ich mich für diesen. So kann ich einen größeren Auf- und Abstieg umgehen. Zwar ist die Route nicht wesentlich kürzer, aber ich passiere zwei Orte, wobei der erste eine Bar hat. Dort gönne ich mir nach 20 Kilometern einen Cafe con Leche und mache im zweiten Ort eine Pause im Bushäuschen, wo ich eine frische Paprika aus meinem Rucksack hole - lecker. Nach weiteren acht Kilometern erreiche ich schließlich Morille – mein Tagesziel.

Kaum habe ich den Ort betreten, kommt mir ein Mann entgegen und stellt sich als der Hospitalero vor. Er begleitet mich zur Albergue[1] und zeigt mir auch den Weg zur örtlichen Bar, wo ich gleich Kartoffelspalten mit Knoblauchmajonaise ordere.


  1. Eine Albergue ist eine Herberge oder eine Art Pilgerunterkunft, die entlang von Pilgerwegen wie dem Jakobsweg oder anderen Wanderwegen zu finden ist. Diese Unterkünfte bieten oft einfache Schlafgelegenheiten in Schlafsälen oder Zimmern zu günstigen Preisen für Pilger, Wanderer und Reisende. Albergues bieten normalerweise grundlegende Einrichtungen wie Bettwäsche, Toiletten, Duschen und manchmal auch Küchen, um den Pilgern einen angemessenen Komfort während ihrer Reise zu bieten.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 18 - von Morille nach Salamanca

ein schöner Morgen
am Horizont erscheint Salamanca
es ist Frühling-Biene bei der Arbeit
kaum in der Stadt noch mehr Blüten
so hatte ich mir Salamanca vorgestellt

Nach einer erholsamen Nacht folgt ein bescheidenes Frühstück: zwei Fabrikmuffins, aber dafür umso mehr Kaffee!

Mit dem ersten Licht des Tages mache ich mich auf den Weg. Mein Ziel für heute: 20 Kilometer... zuzüglich der Wege für Besorgungen!

Bei angenehmen 7 Grad und einer sich lichtenden Wolkendecke schlängelt sich mein Pfad durch Feldlandschaften. Unterwegs begegne ich Ben, der eine halbe Stunde früher aufgebrochen ist... jeder hat seine eigene Art, den Camino zu gehen!

Der Herbergsleiter hatte mich vor steilen Anstiegen nach 2 und 7 Kilometern gewarnt, die mir jedoch nicht sonderlich schwerfielen.

Schon um 9.30 Uhr erblicke ich mein Ziel für den Tag, Salamanca. Doch wie so oft im Leben: Das Ziel ist in Sicht, aber es dauert seine Zeit, es tatsächlich zu erreichen.

Nach einer kurzen Rast am Wegesrand nehme ich den letzten Abschnitt in Angriff.

Am Stadtrand angekommen, führt mich mein Weg durch eine parkähnliche Anlage, bis ich schließlich die alte Brücke überquere und in die Altstadt gelange. Dort werde ich sogleich von einem bunten Sprachengewirr der Fremdenführer empfangen.

Auf der Suche nach der Herberge leitet mich Google um die Kathedrale herum. Erst nachdem ich eine junge Frau in Arbeitskleidung um Hilfe bitte, die mir in perfektem Englisch den Weg weist, finde ich mein Ziel.

Gegen 11.30 Uhr gebe ich meinen Rucksack in der Herberge ab und erkundige mich nach einem Bekleidungsgeschäft, da ich Unterwäsche und einen Gürtel benötige. "Decathlon, 40 Minuten zu Fuß", lautet die Auskunft.

In den Souvenirläden finde ich schließlich einen Gürtel - etwas schwer, aber besser als mit rutschender Hose durch die Stadt zu wandern!

In einer Bar genieße ich Patata Ajoli und ein wohlverdientes Bier. Die junge Frau hinter dem Tresen bietet mir an, auf Englisch oder Französisch zu kommunizieren, und hilft mir unkompliziert weiter, als ich nach einem Geschäft für Unterwäsche frage... sie trägt die Adresse eines Bekleidungsmarktes direkt in mein Handy ein. Typisch für eine Universitätsstadt!

Auf dem Weg dorthin stoße ich auf einen Basar und finde, was ich suche. Sie haben sogar Autoreifen für 50€ im Angebot!

Auf dem Rückweg zur Herberge treffe ich mich wieder mit den anderen Pilgern vom Vorabend, und wir vertreiben uns die Zeit bei Kaffee, bis die Herberge öffnet und der Tag sein Ende findet.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 19 - von Salamanca nach El Cubo de la Tierra del Vino

nebliger Mogen ... und Vormittag
die Sonne kommt langsam raus
am Ziel: Blauschimmelkäse und Rotwein
teure Unterkunft, aber super Essen

Alle stehen gegen 6:30 Uhr auf... In einem winzigen Raum mit 4 Männern waren zwei Betten noch frei. Zum Glück konnte ich die Heizung heimlich ausschalten!

Ben, der nette Franzose, und ich starten gemeinsam Richtung Churrería. Churros, eine typisch spanische Teigware, wird durch eine Maschine gepresst und dann frittiert. Wir sind auf dem Weg zur einzigen Bar, die schon ab 5:00 Uhr geöffnet hat. Der Spanier, der schon mehrere Nächte mit uns das Zimmer geteilt hat, gesellt sich dazu. In der absolut winzigen Bar, nur 4 Quadratmeter für Gäste, ist es kaum möglich, sich durchzudrängen. Während ich auf meine Bestellung warte, scheint sich jemand an meinem Rucksack zu vergreifen! Ha, da gibt es nur Zigarillos und Fußcreme! Aber ich drehe mich rechtzeitig um! Ohne Hirschtalg wäre es für mich echt hart.

Als ich mit Ben die Stadt verlasse, trennen sich unsere Wege. Er möchte heute nur 16 Kilometer gehen, und Sonntags ist für ihn Ruhetag. Das ist mir nicht fremd, mir wurde 2017 gesagt, ich müsste den Sonntag heiligen. Aber für mich ist das Pilgern ein "Beten mit den Füßen". Während ich dies schreibe, kann ich die Tränen kaum zurückhalten... der Camino ist eben 'Speziell'!

Ich entscheide mich, heute fast ausschließlich auf der Straße zu gehen. Der Pilgerführer warnt vor Schlamm auf dem Camino nach Regentagen. Nach 16 Kilometern mache ich eine Kaffeepause und sehe dann den "Originalweg" wieder. Walter, der ist echt der Hammer, versucht gerade, ein knietiefes Schlammloch, das von Traktoren hinterlassen wurde, zu durchqueren! Ich hatte die bessere Wahl getroffen - die Pilger des Mittelalters haben auch selten den schwersten Weg bevorzugt! Ansonsten ist das Gehen auf der Straße monoton... oder meditativ... je nach Blickwinkel.

Auf der Straße fließen die Kilometer ineinander über, und ich komme an die Stelle, wo der Pilgerführer "Haftanstalt" vermerkt. Yep, hätte ich mir auch so gedacht!

So viele Scheinwerfer gibt es nicht einmal in einem Stadion!

Kaum ein paar Kilometer weiter treffe ich auf einen Mann mit Sporttasche und Einkaufsbeutel... sicher muss er eine Haftstrafe antreten. Er sagt mir, dass es noch zwei Kilometer bis zu meinem Zielort sind. Ich sage: No, quatro!, und er antwortet: Dos Kilometros, Gloria Jesús de Nazareno... so würde ich es schreiben.

Nach ca. drei Kilometern erreiche ich mein Tagesziel. Im Ort verpasse ich den Hinweis zur Albergue und gehe weiter bis zum nächsten Schild. Fehlanzeige!!! Verschlossen! Eine alte Frau sagt: Cerrado (geschlossen) und verweist mich zurück. Ich finde die einzige Herberge im Ort und bekomme das letzte Bett!

Jetzt, nach einer Dusche, wird mir bewusst: Dies ist die teuerste Massenunterkunft bisher! Aber ein richtiges Handtuch und Bettwäsche sind nicht zu verachten!!!! Auch hatte ich ja eine Flasche Vino Tinto und Blauschimmelkäse noch von gestern im Rucksack.

P.S.: Das Essen war vorzüglich! Genau so wie die Gemeinschaft mit 5 weiteren Pilgern!

Weiter

Pilger mit Rotwein
Pilger mit Kaffee
Pilger mit Rotwein
Pilger als Schotte

Weil heute Sonntag ist, habe ich mal zur Staffelei gegriffen und paar Bilder gemalt! Welches gefällt euch am Besten?

Ein Service der Schattenredaktion

Tag 20 - von El Cubo de la Tierra del Vino nach Zamora

ein Zuschauer beim Start
so baut man in Spanien einen Bahnübergang
langsam wird es echt warm
Zamora, mein Tagesziel, am Horizont
große Stelen aus Granit - aber keine Ruhebank
Zamora ist erreicht

Obwohl der Hospitalero mithilfe einer Übersetzungsapp verkündet, dass ich das letzte Bett ergattert habe und alle anderen Betten reserviert sind, finden Walter und ich uns allein im Zimmer wieder, was eine ruhige Nacht in Aussicht stellt.

Nach einem stärkenden Frühstück mache ich mich auf den Weg, umhüllt von der Kühle des Morgens. Heute entscheide ich mich gegen den Weg entlang der Straße und ziehe es vor, fast ausschließlich über Feldwege zu wandern. Die Route führt mich zunächst entlang einer Bahnlinie, bis mir auffällt, dass diese stillgelegt wurde. Sand und Kies wurden einfach über die Gleise geschüttet und festgestampft – so säen sie gewissermaßen die Bodenschätze der Zukunft.

Während ich überwiegend gut befestigte Feldwege entlanggehe und die Sonne genieße, verschwimmen Zeit und Entfernung. Irgendwann erblicke ich Walter vor mir, der eine halbe Stunde früher aufgebrochen ist. Als ich einen Hügel erreiche, sehe ich zum ersten Mal mein Tagesziel, Zamora, am Horizont. An einer Wegkreuzung sind drei riesige Granitstelen aufgestellt, die mit einem Pilgergedicht beschriftet sind. Eine Sitzgelegenheit zum Ausruhen findet sich hier allerdings nicht – entweder aus Kostengründen oder weil die Pilger ein wenig leiden sollen.

Als ich schließlich den Fluss erreiche und über eine alte Steinbrücke in die Altstadt gelangen möchte, stelle ich fest, dass diese gesperrt ist. Ohne Hinweise auf eine Umleitung und mit einem Google Maps, das stur vorschlägt, diese Brücke zu nutzen, entscheide ich mich für die nächste Brücke und nehme einen Umweg von über einem Kilometer in Kauf. Wäre ich am ersten Kreisverkehr links abgebogen, wäre der Umweg viel kürzer gewesen, da dort eine Brücke viel näher liegt.

Aber so ist eben der Camino.

Kurz nachdem ich die andere Flussseite erreicht habe, grüße ich die Leute an einer Bar mit einem freundlichen Buenas Tardes!. Ein Mann eilt mir nach und zeigt mir eine Abkürzung zur Pilgerherberge. Obwohl diese noch für eine Stunde geschlossen ist, kann ich meinen Rucksack abstellen. Dann werde ich gefragt, ob ich etwas essen möchte. Nach meiner bejahenden Antwort darf ich in die Herberge, wo der Herbergsleiter bereits Paella mit Kaninchenfleisch zubereitet hat. Man bietet mir sogar ein Glas Wein an. All das in einer Herberge, die sich durch Spenden finanziert – ein wahrhaft großzügiges Angebot! Ein Beitrag des Pilgers

Tag 21 - von Zamora nach Granja de Moreruela

noch finde ich die Sonne schön
am Wegesrand
gut ausgebaut aber monoton
diese Bank gefällt dem Hobbyschmied
dahin geht es in den nächsten Tagen - die Berge kommen
Herberge nach Kilometer 42

Nach einer ruhigen Nacht schalte ich um 7:00 Uhr die Kaffeemaschine ein und den Toaster an, und nach und nach treffen die anderen Pilger im Speiseraum ein. Heute ist auch ein britisches Paar mit ihrer erwachsenen Tochter in der Herberge. Das ergibt einen netten Plausch beim Frühstück.

Als ich dann so gegen 7:30 Uhr starte, fehlen irgendwann die gelben Pfeile. Das Pilgerbüchlein hilft auch nicht weiter, und ein Einheimischer, den ich frage, schickt mich definitiv in die falsche Richtung. Aber mit Maps und etwas gesundem Menschenverstand finde ich den Weg doch wieder – etwa eine halbe Stunde verloren!

Als ich die Stadt verlasse, komme ich an einem Decathlon vorbei ... noch geschlossen, hätte ihn aber gebraucht. Der zweite Wanderslip zeigt auch langsam Alterserscheinungen....

Wieder geht es auf breiten, gut befestigten Wegen, teils im Zickzack, weiter nordwärts. Die Sonne kommt schnell heraus und plagt mich mit ihrer Wärme - im Sommer wäre das für mich eine "Selbstkasteiung" bis zum Tode!

Gegen Mittag kann ich in einer Bar ein Bocadillo de Queso und ein Zitronenwasser zu mir nehmen - das tut gut!

Später steht am Weg ein Schild: Bar in 200 Metern rechts ab (Ortsanfang). Das spart zwar keinen Kilometer, aber ich brauche Mineralien, also ein alkoholfreies Bier.

Da mir die Hitze zusetzt, beschließe ich, im nächsten Ort die Herberge aufzusuchen - ca. 36 Kilometer sollten ja genügen. Die ist aber zu - "ich muss besser recherchieren!" - das hätte ich herausfinden können. Und die zweite Herberge öffnet erst am 1. April! So nehme ich noch reichlich 6 Kilometer in Angriff, nutze aber die Straße, um leichter vorwärts zu kommen. Nach einem Hügel sehe ich einen Pilger vor mir gehen. Er scheint gerade einen Videoanruf zu machen. Plötzlich dreht er sich um und ruft: Ulf!

So nehmen Walter und ich die letzten Kilometer gemeinsam unter die Schuhe.

Endlich angekommen, melden wir uns in der Bar für die Herberge an. Es ist noch ein etwa 80-jähriges Paar aus Norwegen da - sie sind mit dem Bus heute aus León angekommen und wollen nach mehrjähriger Pause morgen ihren Camino fortsetzen.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 22 - von Granja de Moreruela nach Tábara

hier teilt sich der Weg
wunderschöne alte Brücke
das Tagesziel kommt in Sicht

Ob es am zu wenig Schlaf liegt – alle halbe Stunde wach – oder an den Kilometern von gestern, ich kann nicht sagen, aber heute komme ich nicht in Tritt!

Am Ortsausgang treffe ich auf eine Wegteilung: rechts nach Astorga (Camino Francés) und links nach Santiago über den Mozarabischen Jakobsweg – und dieser ist meiner!

Nach einem sehr steilen Abstieg beginnt meine linke Hüfte zu schmerzen und beruhigt sich nicht. Als ich über eine schöne alte Brücke gehe, werden zwei Varianten angeboten. Eine führt direkt nach der Brücke links an einen See, wird aber für Radfahrer als unmöglich eingestuft. Also bleibe ich auf der Straße und verpasse den Abzweig nach links. Als mir das klar wird, fehlt mir die Energie zum Umdrehen, und ich suche mir einen Stein zum Sitzen. Fünf Minuten Pause zum Nachdenken. Die Straße führt bis nach Tábara, wohin ich heute sowieso wollte. Ich gehe weiter auf der Straße, in der Hoffnung, dass die geringere Belastung mir Besserung verschafft. Aber weit gefehlt! So quäle ich mich bis Faramontanos de Tábara und halte eine halbe Stunde Pause auf einer Bank. Schuhe aus, den letzten Müsliriegel essen, damit der Entzündungshemmer nicht allein im Magen ist.

Als ich dann wieder eine halbe Stunde unterwegs bin, wird es besser. Die Sonnenwärme ist zwar auch hart, aber es geht besser.

In Tábara ist niemand in der Herberge, aber als Walter ankommt, gehen wir rein und belegen unsere Betten. Das waren zwar nur 25 Kilometer, aber für mich war es härter als gestern!

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 23 - von Tábara nach Calzadilla de Tera

am Morgen
hier werden die Waldbrandschäden beseitigt
Tapa zur Kaffeepause
ein Storch auf der Kirche
die Blüten fallen als ob es schneit
pilgernder Jakobus
Kilometerstein mit Entfernungsangabe

Nach einem angenehmen Frühstück in geselliger Runde starte ich auf der vom Hospitalero empfohlenen Abkürzung durch die Stadt. Nach dem Überqueren der Landstraße führt der Weg durch knöcheltiefes, nasses Gras. Dabei werden meine Schuhe innen feucht, genau dort, wo sie beim Gehen an den Grundgelenken der Zehen geknickt werden – die Membran scheint also bereits versagt zu haben. Solange es nicht stark regnet oder ich durch tiefen Schnee gehen muss, sollte es aber noch tragbar sein.

Der Morgen ist angenehm kühl, und das Gehen fällt mir leicht. Einige Kilometer lang ist der Baumbestand auf der linken Seite stark verbrannt, und man hört das Heulen der Kettensägen.

Über gut ausgebaute Wege geht es sanft auf und ab, bis ich an eine Weggabelung komme. Der Originalweg biegt rechts ab, und geradeaus führt eine Alternativroute, die durch einen Ort mit einer Bar verläuft. Das ist meine Wahl, und der Weg ist hervorragend. Nach einem Café con Leche und zwei belegten Baguettescheiben (mit Ei, Kartoffel, Paprika und Chorizo) setze ich meinen Weg fort.

In Santa Marta de Tera setze ich mich auf eine Bank – nach 22 Kilometern. Hier gibt es eine Herberge, aber keine Möglichkeit zu essen. Dafür findet man hier eine der ältesten Darstellungen des pilgernden Jakobus.

Walter und ich beschließen beide, noch 11 Kilometer dranzuhängen. Und wieder ist der Weg angenehm, zumal die Sonne öfters von Wolken verdeckt wird und ein leichter Wind weht. Nach einer Brücke über den Rio Tera stehen ein paar Bänke, und ich gönne mir eine letzte Pause. Dann finden wir in Calzadilla de Tera die Herberge in einem zweistöckigen Gebäude neben dem Spielplatz. Unten ist der Treffpunkt für Senioren und oben ein Schlafraum mit sechs Betten. Sauber, aber einfach. Das Restaurant im Ort ist heute geschlossen, die Bar ist über einen Kilometer entfernt, aber der kleine Supermarkt öffnet um 17:00 Uhr.

Nachtrag

Vor dem Supermarkt: eine Stunde warten....ein Arzttermin hat lange gedauert. Naja, wenn nur eine Person dort arbeitet ist das nicht zu vermeiden!

Morgen wird wohl keine Bar am Wege geöffnet haben, erst ab mittag oder sogar Übermorgen! Wie gut das der Notvorrat, in meinem Rucksack, noch was zu bieten hat und Saft hab ich nach dieser Erkenntnis auch gleich besorgt!

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 24 - von Calzadilla de Tera nach Asturianos

Nebliger Vormittag mit schneebedeckten Berggipfeln in Sicht
Die Herberge ist auf der Rückseite der Turnhalle

In der Nacht regnet und stürmt es! Ich hoffe, das geht tagsüber nicht so weiter. Das Frühstück kommt heute aus dem Rucksack: ein Stück Weißbrot mit Butter und Chorizo, dazu Saft. Ich esse lieber nicht alles auf ... wer weiß.

Bis hinter den nächsten Ort geht es auf der Straße entlang. Plötzlich merke ich, dass ich eine Brücke betrete - das sollte doch erst viel später sein! Maps an ... ich habe vor ca. drei Kilometern den Abzweig verpasst! Aber ich hatte eben einen gelben Pfeil (typischer Wegweiser des Jakobsweges) auf der Straße ... Gibt wohl eine Herberge im nächsten Ort. Ich schaue im Büchlein nach und entdecke, dass ich in 1/2 Kilometer auf die Straße komme, die nach Mombuey führt, dem angedachten Tagesziel. Da es auf den Wegen echt matschig zu sein scheint, entscheide ich mich für die Straße.

In Rionegro del Puente sehe ich rechts der Straße einen hellgrünen Schriftzug, davor zwei Autos. Scheint eine Bar zu sein. Als ich darauf zugehe, steht einer mit Rucksack und herabhängenden Schultern vor einem geschlossenen Restaurant. Ich zeige Richtung Bar und rufe: Bar abierto, und er folgt mir. Es ist ein junger Deutscher, der mit mir gleich einen Snack zu sich nimmt ... mit Café con Leche. Er ist vor 10 Tagen in Santiago gestartet und will bis nach Marokko! "Hut ab!" Ich hoffe, er schreibt mir mal, ob er angekommen ist.

Er wurde gewarnt, dass die Wege heute zu matschig wären, er sollte die Straße gehen.

So folge auch ich der Straße und komme nach Mombuey (nicht Mumbai!) als es 11:30 wird. Bisher war es eher kühl und neblig, aber jetzt kommt die Sonne raus.

Das ist mir zu früh zum Aufhören, und nach einem Einkauf gehe ich nochmals die Straße bis nach Asturianos. Das zieht sich hin, zum Glück wenig Autos und öfters mal Wolken. Gegen 15:30 checke ich in der Herberge ein - auf der Rückseite der Turnhalle gibt es eine Bar (sehr einfach, kein Essen), die den Zugang zur Herberge verwaltet.

Die Gaststätte im Dorf wirkt zwar nicht besonders einladend, doch bevor ich mich selbst an die Zubereitung von Nudeln mache, entscheide ich mich für das kleinere Übel und betrete die wenig gastfreundliche Lokalität. Schließlich bleibt mir keine Wahl – am nächsten Morgen wird hier ohnehin nichts geöffnet sein.

Ich sitze gerade in der "Sportbar" an der Herberge, und die Guardia Civil[1] kommt herein: "Gab's Probleme auf dem Weg? Wie viele Pilger schlafen heute hier?" Da erkenne ich den, der mir vorgestern Abend seinen Stempel in meinen Pilgerpass gedrückt hat. Wir lachen beide, und er ist über meine Kilometer erstaunt.

Ein Beitrag des Pilgers


  1. Die Guardia Civil ist eine spanische Polizeieinheit mit militärischen und zivilen Funktionen, gegründet 1844. Sie ist zuständig für öffentliche Sicherheit, Terrorismusbekämpfung, Verkehr, Umweltschutz und Grenzüberwachung. Bekannt für ihre grünen Uniformen, ist sie besonders in ländlichen Gebieten aktiv.

Ein Service der Schattenredaktion

Tag 25 - von Asturianos nach Requejo

die Sonne beginnt heute zeitig
Land der Wölfe
Puebla de Sanabria

Kein Schnarchen diese Nacht! Trotzdem bin ich schon um 2:00 Uhr wach und beginne, mich von einer Seite auf die andere zu drehen. Als es dann 6:30 Uhr ist, fällt mir das Aufstehen trotzdem schwer. Da es im Ort kein Frühstück gibt, zaubere ich Brot, Wurst und das letzte Stückchen Butter aus meinem Rucksack hervor. Dazu gibt es Instantkaffee – zum Glück gibt es eine Mikrowelle für heißes Wasser.

Als ich aufbreche, zeigt sich die Sonne sofort. Die Guardia Civil hatte mich vor Schlamm im ersten Teil gewarnt, also nehme ich die Straße.

Als ich gegen 10:30 Uhr Puebla de Sanabria erreiche, ist es schon echt warm.

Ein Hotel wirbt mit Tierra de LobosLand der Wölfe. Mein Vorname ist ja ins Spanische übersetzt Lobo. So haben mich einige Tage lang die spanischen Mitpilger gerufen... so lernt man auch Spanisch!

Ich erstehe eine Postkarte für Arthur, aber ... Briefmarken haben wir nicht. Also gehe ich in den nächsten Tabakladen – wo es diesmal auch keine gibt. Ich werde zur Post geschickt... den Berg hinauf. Dort muss der Mitarbeiter aber auch ganz schön suchen, um das richtige Porto nach Deutschland zu finden.

Dann trinke ich ein alkoholfreies Bier, um Mineralien aufzufüllen. Als ich nochmal 20 Minuten brauche, um die Stadt in die richtige Richtung zu verlassen, habe ich über eine Stunde hier zugebracht! Dabei habe ich die Burg nicht einmal betreten.

Die Sonne brennt mir ganz schön auf den Pelz, und die Berge verschwinden im Dunst der Nässe der letzten Regenschauer. Ich mache noch drei Pausen auf den letzten zehn Kilometern, bis ich endlich in Requejo ankomme. Die warme, feuchte Luft hat mich heute echt geschlaucht, und dabei waren es nur 25 Kilometer!

Als ich nach der Pilgerherberge frage, ist die Geste eindeutig – zugeschlossen. So frage ich in der anderen Unterkunft nach, die mein Büchlein nennt, und bin der erste, der einzieht. Mit dieser Unterkunft hatte ich eh geliebäugelt, da es eine Waschmaschine und einen Trockner gibt! Nachdem die Waschmaschine läuft, gibt es das obligatorische Zielbier. Als Nächstes werde ich den morgigen Tag planen.

Vor zwei Jahren habe ich am 25. Tag Santiago erreicht... ich bin von den Kilometern her (Camino del Norte ca. 840) im Rückstand, habe aber ja noch reichlich drei Wochen Zeit!

Für morgen sieht es kompliziert aus: Entweder nach 19 Kilometern stoppen oder auf den dann folgenden 24 gibt es nur teure Unterkünfte! Na mal sehen, wie es läuft! Ein Beitrag des Pilgers

Tag 26 - von Requejo nach a Gudiña

Der Morgen ist kühl und die Berge nebelverhangen
Wasserleitung ins Tal
wunderschöner Weg
Der Pilger betritt Galicien
Erster Blick aufs Tagesziel
Abendessen mit extra Knoblauch

Endlich! Die erste Nacht richtig lang geschlafen!

Ich bringe gegen 7:00 Uhr meine Sachen leise in den Vorraum, mein Mitpilger sagte, er würde erst gegen 10:00 Uhr aufstehen.

Ich gehe in die Bar nebenan zu einem typischen Frühstück und starte dann in einen kühlen Morgen. Bis nach 9:00 Uhr kann ich noch meinen Atem sehen, die Kühle ist super angenehm im Vergleich zu gestern!

Ich treffe auf ein Schild: "Der Weg wird gebaut, bitte der Straße weiter folgen"... mal grob übersetzt. So folge ich der Fahrradroute bergauf, umgehe dadurch einiges an "rauf und runter" und passiere einen Tunnel. Nach dem Tunnel wird es wärmer, aber ein leichtes Lüftchen weht.

Als ich die Straße verlasse, geht es wunderschön auf idyllischen Wegen weiter. Im nächsten Ort frage ich mich, wie man die Autos hierher gebracht hat. Keine Zufahrtsstraße zu sehen. Haben sie die Autos zerlegt und auf Eseln hierher gebracht?

Nach knapp 20 Kilometern komme ich in Lubián an einer Herberge vorbei und trinke in der nächsten Bar einen Café con Leche mit Kuchen. Ein Pilger geht grüßend vorbei, als ich mich wieder fertigmache. Ich werde noch noch ca. 25 Kilometer weiter laufen bis zur nächsten Herberge. Dazwischen gibt es nur richtig teure Hotels!

Hinter dem Ort Lubián verlasse ich Kastilien-León und bin jetzt in Galicien!

Ich finde nicht auf den Weg zurück und folge darum der Straße. Somit umgehe ich den Bergsattel, sondern unterquere den Berg durch einen Tunnel (N525, also auf der Landstraße). Da auch hier die Autobahn parallel verläuft, ist die Landstraße kaum befahren.

Für andere Pilger: Vorsicht! Die Abdeckungen der Kanäle zur Entwässerung sind fast überall durch Rost aufgelöst - also auf der Fahrbahn gehen und bereit sein, zur Seite zu springen, falls doch ein Auto kommt!

Die Sonne scheint wirklich kräftig (für mein Gefühl), aber was will ich machen... immer öfter eine kleine Pause einlegen.

Die letzten 5 Kilometer sind echt schwer, dafür ist die Herberge in A Gudiña luxuriös!

Auch das Essen in der Bar ist genial: Beachte den erbetenen Knoblauch im nördlichen Bereich des Tellers!


Ein Beitrag des Pilgers


Tag 26 - von a Gudiña nach Laza

ein kühler Morgen aber die Sonne kommt
über den Wolken
Kilometerstein
die Landschaft ist einfach genial
endlich gehts bergab

Die Nacht war auch wieder ruhig. Gegen 6:30 Uhr trage ich meine Sachen in den Gemeinschaftsraum und packe dort; die Anderen sollen gern noch etwas schlafen.

Die erste Bar mit der Empfehlung Desayuno um 7:00 Uhr ist auch 15 Minuten später noch zu. So gehe ich ca. 700 Meter an der Straße bergab. Gegenüber der Tankstelle ist die Bar geöffnet – also nicht nur Brot und Wurst aus dem Rucksack.

Als ich gegen 7:30 Uhr aufbreche, ist es recht kühl und der Wind pfeift ziemlich stark. So kann ich erst mal gut Kilometer "machen". Heute führt der Weg meist eine unbefahrene Straße entlang und lange bergauf. Unterwegs treffe ich eine Deutsche und wir schwatzen länger. Dann sagt sie: Du bist mir zu schnell unterwegs, geh einfach weiter, wir treffen uns sicher in der Herberge. Und ich ziehe erst mal davon, schön mal wieder zu reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist!

Die Gegend ist herrlich! Ganz viel Heidekraut... oder etwas Ähnliches... Die Sonne gibt sich echt Mühe, aber der Wind arbeitet gegen sie.

Gegen Mittag, um 12:00 Uhr, sitzen wir zu viert und werden hinauskomplimentiert... Der Gottesdienst zum Palmsonntag ist hier nachmittags um 15:00 Uhr und alle gehen mit einem Olivenzweig in der Hand zur Kirche.

Die Orte sind winzig und viele Gebäude sind verfallen, meist sehe ich nur wenige, alte Menschen... bei körperlicher Arbeit.

Kurze Zeit später, etwa um 14:30 Uhr, schleppe ich mich in einem Örtchen die Straße bergauf und muss eine Pause einlegen und etwas essen. Eigentlich wollte ich das erst tun, wenn ich oben bin.

Als ich nach reichlich 30 Kilometern endlich gegen 16:00 Uhr unten ankomme, treffe ich auf einen jungen Österreicher. Er ist von Zuhause über Italien und dann den Camino Francés nach Santiago de Compostela gegangen... und will noch bis Sevilla!

In Laza angekommen, schlage ich gegen 17:00 Uhr den Weg zur Herberge ein. Da ruft man mich von hinten. Ich gehe zurück zum... naja, in Deutschland wäre es die Rettungswache mit dem Rettungswagen, damit ich mich hier anmelden kann.

Nach 300 Metern erreiche ich die Herberge gegen 17:15 Uhr und bin der Erste. Als ich gegen 18:00 Uhr geduscht habe, kommt die Deutsche von heute Morgen und ein Kanadier an. Wir werfen unsere Sachen gemeinsam in die Waschmaschine, und der Kanadier möchte um 18:30 Uhr mit mir zur Bar gehen. Ich gehe zur Rettungswache zurück und frage nach Panthenolsalbe, die junge Pilgerin hat zu viel Sonne an einer Wade abbekommen. Dort nimmt ein Mann eine Tasche und bittet mich ins Auto. Er schaut sich die Sache lieber selber an und behandelt dann mit... Panthenol. Alles kein Problem: Tranquilo!

Später, um 20:00 Uhr, bin ich beim Essen in der Bar, erscheint noch ein älterer Pilger. Als er mein Hemd im Trockner sieht, fragt er: Ulf ist hier? Also hat Walter noch aufgeholt und geht nicht ins Bett, bis er mich begrüßen konnte. Das ist der Camino!

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 28 - von Laza nach Xunqueira da Ámbia

der Tag scheint schön zu werden
wir steigen in Wolken, Nebel und viel Wind auf
das Gelb läßt uns denken die Sonne würde aufgehen
Innenhof der Kirche am Zielort

Eine warme Nacht. Ich packe am Morgen auch das Wegwerfbettlaken ein, um es künftig gegebenenfalls als Decke zu verwenden.

Gemeinsam brechen wir vier auf und gehen zur Bar, um zu frühstücken. Dann starten wir in einen kühlen Morgen. Die Sonne versucht durchzubrechen, hat aber keine Chance. Es geht straff bergauf. Wegen dem immer stärker werdenden Wind hole ich meine Regenjacke raus, die hilft. Nach endlos erscheinendem Bergaufgehen kommen wir endlich an eine Straße und zum nächsten Ort. Im Büchlein ist eine kultige Bar beschrieben, in der wir einen heißen Kaffee trinken wollen... geschlossen! Enttäuscht setze mich trotzdem fünf Minuten auf eine Bank zum Ausruhen, in einer etwas weniger zugige Ecke .

Als ich dann weitergehe und den Ort verlasse, beginnt es zu nieseln. Also noch die Regenhose anziehen und die Regenhülle über den Rucksack. Der Boden ist matschig.

Im nächsten Ort gibt es einen Kaffee. Wir erfahren, dass es vor zwei Tagen noch geschneit hat.

Nach einigem moderaten Auf und Ab auf oft glitschigem Weg erklimmen wir eine Bergspitze. Und danach geht es bei Nässe auf felsigem Weg steil bergab. Ich rutsche, aber die Wanderstöcke helfen.

Im nächsten Ort ist endlich die Herberge ausgeschildert, und wir sind am Ziel!

Heute wollen wir zusammen kochen. Dafür gehen wir erst einmal gemeinsam einkaufen.

Nebenbei sehen wir, dass die Kirche geöffnet ist. Die erste auf diesem Camino! Wir gehen hinein. Auf Walters Nachfrage wird uns extra die Tür in den schönen Innenhof aufgeschlossen. Nach dem Rundgang singe ich noch im Kirchenschiff.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 29 - Von Xunqueira de Ambia nach Ourense

Wegweiser am Morgen
Orense hat heiße Quellen
Optimismus und Regen - Ein Tag auf dem Pilgerweg nach Ourense

Der Morgen ist trübe, und man hat uns den ganzen Tag Regen prophezeit. Auf dem Weg zum Frühstück in der Bar sind wir jedoch alle optimistisch und lassen die Regenjacken im Rucksack. Das Wetter sieht auch nicht schlecht aus.

Gleich im Ort gibt es einen schönen Wegweiser. Den Muschelzeichen folgend, verlassen wir schnell die asphaltierte Straße. Es geht einen steilen Pfad bergab, der eher als schlammiger Bach zu bezeichnen ist. Bei aller Vorsicht habe ich danach doch etwas Wasser in den Schuhen. Es ist so kühl, dass ich meine Handschuhe brauche. Gegen 10:00 Uhr ist die heutige Halbstrecke erreicht, und wir gönnen uns einen Café con Leche.

Beim Erreichen des ersten Vorortes vom Tagesziel Ourense beginnt es zu regnen – also doch noch Regensachen angelegt!

Kurz vor der Herberge weist uns ein Einheimischer auf eine der heißen Quellen hin. Sie ist so heiß, dass man die Frühstückseier darin kochen könnte! Die Herberge öffnet erst um 13:00 Uhr, so wartet die Pilgergruppe gemeinsam schwatzend eine Viertelstunde.

Ab 17:00 Uhr treffen hier jede Menge "Neueinsteiger" ein. Die meisten scheinen Tourigrinos zu sein. (Den Begriff mag ich zwar nicht, aber ich höre ihn an allen Ecken.) Da werden die Herbergen ab jetzt wohl sehr voll! Tja, man braucht ja auch nur 100 Kilometer für die Compostela!

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 30 - von Ourense nach Cea

Blick auf eine Brücke in Cea. Der Bogen kann vollständig begangen werden.
keine 100 Kilometer mehr!
Herausforderungen und Entscheidungen - Ein Pilgertag auf dem Weg nach Cea

Trotz der proppenvollen Herberge war die Nacht gut. Leider stehen wir zu dritt umsonst vor der Bar... sie öffnet erst später als der Hospitalero sagte. Aber der Müllmann, der gerade vorbeikommt, klärt uns auf ... Danke!

So ziehen wir los, in der Überzeugung, dass es in so einer großen Stadt noch eine Bar am Weg liegt. Als wir diese betreten, erinnert sich Mark, ein Kanadier, dass der Wirt Deutsch spricht. Großer Spaß, er hat viele Jahre in Deutschland gearbeitet.

Gestärkt geht es weiter. Leider schaue ich ungenau in mein Büchlein, und wir gehen die schwierigere Alternativstrecke (die westliche Route). Zwei Kilometer auf einer schmalen, stark befahrenen Straße, richtig steil bergauf.

Am Berg steht der erste Wegstein mit einer Kilometerangabe unter 100 Kilometer bis Santiago.

Kurz danach fängt es an zu regnen. Oben, nach kurzer Straßenstrecke, wird es sehr matschig, und man kann kaum ausweichen. Zeitweise kann man im Wald gehen. Also nichts für Regentage oder nach solchen!

Der Wind ist zeitweise auch stärker, also war die Regenhose anzuziehen gut.

Als wir dann gegen 13:00 Uhr das Zwischenziel, Cea, erreichen, gehen wir an der Herberge vorbei in die Bar. Kaffee und ein Bocadillo in trockener Wärme sollen uns bei der Entscheidung helfen, ob wir weitergehen.

Hier gibt es wieder zwei Möglichkeiten: 14 Kilometer und am Ende nur eine preisintensivere, kleine Unterkunft ODER 9 Kilometer und morgen 10 Kilometer mehr als auf dem direkten Weg.

Um meine Laune zu heben, entscheide ich mich erst mal, nach nur 22 Kilometern, hier in Cea zu bleiben. Morgen ist ja auch noch ein (Regen-)Tag. Und ich habe ja Zeit. Gestern war der Kulturschock schon groß - so viele Pilger! Ich wäre am liebsten gleich nach Hause gefahren, aber eine Nacht schlafen ändert bekanntermaßen einiges. Also ausruhen und morgen weiter.

Ein Beitrag des Pilgers

Tag 31 - von Cea nach A Laxe

aktuell

der Morgen
Schnee am Weg
wie der Morgen so auch der restliche Tag

Am Morgen hat die Bar von gestern Abend geschlossen. Aber wir drei finden am Weg gleich eine die geöffnet hat. Super freundlich und um die Pilger bemüht. Wenn ich es richtig verstanden habe, kann die Wirtin aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst pilgern und hat so das Gefühl dabei zu sein.

Gleich beim Start legen wir die Regenkleidung an und bald wird sie auch benötigt. Es regnet sich richtig ein! Die Kälte ist kein Problem, aber das Kondenswasser weicht die Kleidung trotzdem durch. Da wir heute sehr unterschiedlich schnell gehen, ist jeder allein unterwegs. Allein laufend verfalle ich schnell in einen tranceartigen Zustand. Zum Glück geht es erst mal lange Zeit auf der Straße entlang. Ich verpasse einen Wegweiser und gehe weiter auf der fast unbefahrenen Landstraße bis auf ca. 880 Höhenmeter. Mein Atem ist gut zu sehen und ich sehe immer wieder Schnee neben der Straße.

In Casrto Dozon (14km) gehe ich einen Kaffee trinken und treffe einige Pilger wieder. Sogar die englische Familie, die in der Herberge in Zamora war.

Als ich wieder starte, regnet es immer noch. Oft richtig stark von der Seite. Ein paar Kilometer vor meinen Mindesttagesziel esse ich in einem Restaurant ein richtiges 3-Gängemenü.

Die Wetterapp und auch die Einheimischen sagen, dass das Wetter sich bis Ende nächster Woche nicht ändert. So beschließe ich, meine Pläne für Fisterra "sausen zu lassen", falls ich einen passenden Flug buchen kann. Die Schattenredaktion findet schnell einen. Somit werde ich am Sonntag den Heimflug antreten. Bei mindestens 25 Kilometer am Tag bin am Samstag am Ziel!

Nachdem ich die Hälfte des Restweges nach A Laxe zurückgelegt habe, treffe ich auf Walter. Wir ziehen gemeinsam Richtung Herberge.

Da ja Feiertage sind, buche ich vorsichtshalber telefonisch schon mal die Unterkunft in Santiago.

Mal sehen, wie es morgen Nacht wird. Die meisten Unterkünfte sind privat und haben geschlossen.

Ein Beitrag des Pilgers

Hallo Pilger, isses noch weit bis Compostella?

Pilger in Aktion (in Arbeit)




Halte durch
  • Ulf ist heute bereits 30 Tage als Pilger unterwegs.
  • Es sind noch 83 Kilometer von 970 km Wegstrecke zurückzulegen, es sind somit 91% absolviert.
  • Wenn Ulf so weiter pilgern würde, wäre er schon in 3 Tagen in Compostella.
  • Bisher wurden durchschnittlich 30 Kilometer pro Tag absolviert.
  • Das sind noch so um die 100 tausend Schritte. Mal schauen, ob die neuen Schuhe das durchhalten?


Die Erkenntnis des Tagesः
  • Sei freundlich und Dir wird unnötige Anstrengung erspart!

Ein Service der Schattenredaktion

Gästebuch

Gefällt dir mein Bericht? Dann hinterlasse doch jetzt deine Gedanken und Eindrücke in meinem Gästebuch!


Hier sieht man schön, wo der Pilger gerade langpilgert.

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